Kultur

Bücherherbst 2023: Für zwei Stunden „Alles in Ordnung“

Bücherherbst 2023: Für zwei Stunden „Alles in Ordnung“

Bücherherbst 2023: Für zwei Stunden „Alles in Ordnung“

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Annemarie Stoltenberg stellt ihre traditionelle Bücherliste vor. Foto: Anna-Lena Holm

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der Bücherherbst mit Annemarie Stoltenberg hat Tradition. Auch in diesem Jahr hat die Literaturexpertin 22 Bücher auserkoren, die es auf ihre Liste mit Bucherempfehlungen geschafft haben. Am Mittwochabend stellte sie die abwechslungsreiche Auswahl in Apenrade vor.

Wir befinden uns mittendrin in der kalten und nassen Jahreszeit. Damit lädt das Wetter geradezu ein, es sich zu Hause so richtig gemütlich zu machen. Ein gutes Buch gehört für manch einen dann einfach dazu. Und darauf, dass Annemarie Stoltenberg das passende Buch parat hat, ist Verlass. Ganz im Sinne der Tradition des alljährlichen Bücherherbstes hat die Literaturkritikerin und „Fachfrau für Literatur und Lesen“ am Mittwochabend die Deutsche Bücherei in Apenrade besucht. In diesem Jahr im Gepäck: 22 Bücher verschiedener Genres und Stile.

Von allem etwas

Stoltenberg begrüßt die Besucherinnen und Besucher, die sich teils physisch im Raum eingefunden haben, teils über Zoom zugeschaltet sind, zu ihrem, wie sie selbst sagt, „einzigen Auslandsauftritt“. Sie könne also sagen, sie sei international tätig, schmunzelt die Frau des Abends.

Ehe man sich versieht, ist man mittendrin – auf der Reise durch die Welt der Bücher. Die Literatur-Liebhaberin ist in ihrer Auswahl breit aufgestellt: 

Es sind im Original auf Deutsch erschienene, aber auch aus verschiedenen Sprachen übersetzte Werke dabei. So etwa der von Ruth Achlama aus dem Hebräischen übersetzte Roman von Meir Shalev „Erzähls nicht deinem Bruder“, in dem ein, so beschriebener, wunderschöner Mann im Mittelpunkt der Geschichte steht. Stoltenberg bezeichnet den Autor als „Weltumarmer“ und schwärmt von seinem Talent, jeden einzelnen Satz mit Emotionen zu beladen. 

Annemarie Stoltenberg hat leichte Unterhaltung, aber auch anspruchsvolle Literatur im Gepäck. Foto: Anna-Lena Holm

Mehr Beachtung für die Zunge

Es gibt anspruchsvolle Bücher, wie das Werk von Eberhard Rathgeb über den „Maler Friedrich“, aber auch solche, die sich leicht lesen lassen und sich somit auch besonders gut zum Lese-Wiedereinstieg eignen. „Der Schwimmer“ von Graham Norton in der Übersetzung von Silke Jellinghaus legt Stoltenberg in diesem Fall ans Herz.

Und auch für eben jenes hat die Hamburgerin etwas anzubieten. Der von Katrin Segerer und Maja Ueberle-Pfaff aus dem Französischen übersetzte Liebesroman von Antoine Laurine entführt die Leserin und den Leser nach Paris. Der Flair der Stadt werde in der Geschichte geradezu spürbar, so Stoltenberg.

Das Sachbuch, das es auf den Bücherstapel dieses Abends geschafft hat, heißt „Die Zunge“ und widmet sich einem Körperteil, dem bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde, findet Stoltenberg. Und das, obwohl sie doch ständig in Gebrauch sei. Verfasser dieser Hommage ist der Sachbuchautor Florian Werner.

Zweistündige Gedankenpause 

Vier Krimis hat Stoltenberg ebenfalls im Gepäck. Einer davon ist „Blaubarts Burg“ von Javier Cercas, einem wichtigen Autor der Gegenwartsliteratur, aus dem Spanischen übersetzt von Susanne Lange. Man solle sich nicht von dem Umschlag leiten lassen, bittet Stoltenberg. So düster wie dieser sei die Stimmung in diesem Krimi, der auf Mallorca spielt, nämlich nicht. Eine Erklärung, warum Krimis so beliebt seien, liefert Stoltenberg gleich mit: „Ich denke, man liest Krimis, weil man die Welt in Ordnung bringen will.“ 

Die Welt in Ordnung gebracht, und sei es nur für die knapp zwei Stunden ihrer Veranstaltung, hat der wortgewandte Gast allemal. Die von ihr empfohlenen Bücher ermöglichen es im besten Fall, an diesen Zustand anzuknüpfen.

Die Bücherliste von Annemarie Stoltenberg

  • Uwe Timm: Alle meine Geister. Kiepenheuer & Witsch
  • Jarka Kubsova: Marschlande. S.Fischer
  • Ulrich Woelk: Mittsommertage. C.H. Beck
  • Gisela Stelly Augstein: Der Fang des Tages. Edition W
  • Christoph Peters: Krähen im Park. Luchterhand
  • Anne Rabe: Die Möglichkeit von Glück. Klett/Cotta
  • Steffen Kopetzky: Damenopfer. Rowohlt Berlin
  • Leonardo Hieronymi: Der gute König. Hoffmann und Campe
  • Mirko Bonné: Alle ungezählten Sterne. Schöffling & Co
  • Paolo Giordano: Tasmanien. Suhrkamp. Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner.
  • Meir Shalev: Erzähl’s nicht deinem Bruder. Diogenes. Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama.
  • Dennis Lehane: Sekunden der Gnade. Diogenes. Aus dem amerikanischen Englisch von Malte Krutzsch.
  • Javier Cercas: Blaubarts Burg. S. Fischer. Aus dem Spanischen von Susanne Lange.
  • Graham Norton: Der Schwimmer. Kindler. Aus dem Englischen von Silke Jellinghaus.
  • Garry Disher: Funkloch. Unionsverlag. Aus dem Englischen von Peter Torberg.
  • Eberhard Rathgeb: Maler Friedrich. Berenberg
  • Florian Werner: Die Zunge. Hanser Berlin
  • Louise Erdrich: Jahr der Wunder. Aufbau. Aus dem Amerikanischen von Gesine Schröder.
  • Antoine Laurain: Das Glück im Sternbild Zebra. Atlantik. Aus dem Französischen von Katrin Segerer und Maja Ueberle-Pfaff.
  • Jan Peter Bremer: Nachhausekommen. Berlin
  • Susanne Niemeyer: Zur halben Nacht. Edition Chrismon
  • Axel Hacke: Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten. Dumont
Mehr lesen

Leserbeitrag

Winnetou
Dieter Jessen
„Mit dem BDN zu den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg“