Nur sieben Leute führte es am Dienstagabend ins Haus Nordschleswig zu dem Vortrag von Kay Müller. Doch die Anzahl der Gäste sagt wenig über die Qualität der Veranstaltung aus.

Spielerisch leicht erklärt der Politologe und Journalist des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags (SHZ), warum vergangene Bundestagswahlen über das Ergebnis der kommenden Hinweise geben. Passend dazu war der Titel der ersten Veranstaltung „Alles neu in Berlin: die erste Bundestagswahl ohne Titelverteidiger.“

Mit seinem Vortrag leitete Müller eine Reihe mit drei Teilen zur Thematik Bundestagswahl 2021 ein.

Begeisterung für die Vergangenheit und die Erzählweise

Mit einem Bier oder einer Wasserflasche in der Hand sitzen die Zuhörer gespannt auf ihren Stühlen und warten, dass es losgeht. Nach ein paar einleitenden Worten von Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger, erhebt Kay Müller das Wort.

Um Aussagen über die kommende Wahl treffen zu können, müsse er in die Vergangenheit gucken, erklärt er. Und genau das macht er: Beginnend mit der ersten 1949, hangelt er sich langsam von einer Bundestagswahl zur nächsten bis in die Gegenwart.

„Eine Wahl ist immer Ausdruck des Zeitgeistes“, stellt er während seines Vortrages fest. So wird auch die Kommende davon gelenkt sein. Fragen zur Klima- und Corona-Krise würden deshalb eine entscheidende Rolle spielen werden.

Was wir bereits über die Wahl sagen können

Wie das Ergebnis am 26. September ausgehen wird, kann Müller nicht sagen. Aber er stellt fest, dass es immer wieder Eigenschaften von Kanzlerkandidierenden gibt, die letztendlich zur erfolgreichen Wahl führen.

„Wir haben mit Laschet, Baerbock und Scholz klassische Parteisoldaten“, erklärt er. Hinter den dreien stünden ihre Parteien und sie seien als deren Führungskräfte akzeptiert. Dies sei ein wesentlicher Punkt, wenn es darum gehe, gewählt zu werden.

„Ziel ist es für alle, die Wechselwählerstimmen für sich zu gewinnen“, erklärt er. Denn die kommende Wahl sei ungewöhnlich schwierig vorhersehbar. Dies macht er unter anderem daran fest, dass noch keine mögliche Koalition bekannt ist.

Außerdem erkennt Müller, dass im Laufe der Zeit zum einen die letzten Wochen vor der Wahl und zum anderen die Kandidatin oder der Kandidat selbst immer wichtiger geworden seien.

„Wenn sich meine Mutter die Kandidaten anschaut“, erzählt der Journalist, „ dann guckt sie sich den Laschet an und sagt: ‚Der ist ja ganz schön klein!‘“ Denn auch nach solchen, oberflächlicheren Kriterien entscheiden sich viele Wählerinnen und Wähler.

Was Kay Müller am Ende des Vortrags festhalten kann ist: „Es wird etwas Neues geben, aber wie die Erzählung ausgeht, kann ich noch nicht sagen.“