Deutsche Minderheit

Annemarie Stoltenberg: „Mein Talent ist, dass ich gut über Bücher sprechen kann“

Stoltenberg: „Mein Talent ist, dass ich gut über Bücher sprechen kann“

„Mein Talent ist, dass ich gut über Bücher sprechen kann“

Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
In diesem Jahr hat Annemarie Stoltenberg insgesamt 22 Bücher im Gepäck (Archivbild). Foto: Helge Möller

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der Bücherherbst 2023 mit Annemarie Stoltenberg steht vor der Tür. Auch in diesem Jahr wird die Fachfrau für Buchempfehlungen die von ihr erstellte, aktuelle Bücherliste präsentieren und die jeweiligen Werke einzeln vorstellen. „Der Nordschleswiger“ hat vorab ein Gespräch mit ihr geführt und unter anderem erfahren, wie sie als Studentin das Empfehlen von Büchern für sich entdeckte.

Die gemütliche Zeit des Jahres ist angebrochen: Der Herbst ist da. Eine Zeit, in der ein gutes Buch einen langen, dunklen Abend versüßen kann. Da wäre es doch ärgerlich, sich einen Fehlgriff zu leisten und sich nicht für das richtige Buch zu entscheiden. Dagegen hat Annemarie Stoltenberg ein Mittel – beziehungsweise 22. Denn auch in diesem Jahr wird die Literaturkritikerin und „Fachfrau für Literatur und Lesen“ wieder einige Bücher vorstellen. Mit ihrer alljährlichen Veranstaltung „Bücherherbst“ besucht sie traditionell die Deutsche Zentralbücherei Apenrade.

22 potenzielle Seelentröster

„Bücher können eigentlich fast alles. Bücher können trösten, bereichern und vielleicht manchmal von Sorgen ablenken. Manchmal helfen sie aber auch Lösungen, zu finden für etwas, das einen belastet. Manchmal findet man sich auch wieder in den Büchern und merkt dann, dass man nicht allein ist mit dem, was einem auf dem Herzen liegt. Und nebenbei sind sie auch noch fantastische Unterhaltung“, schwärmt Stoltenberg im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ auf die Frage, was Lesen ihr bedeute. Wohl keine Antwort, die sie zum ersten Mal gibt. 

Für den diesjährigen Bücherherbst hat sie eine Liste mit 22 Büchern erstellt, die sie am 22. November vorstellen wird. Diese Liste bestehe, wie in jedem Jahr, aus den von ihr so empfundenen schönsten Büchern, die in diesem Jahr auf den Markt gekommen sind. Dabei habe sie sich nicht darauf festgelegt, dass jedes Genre in bestimmter Stückzahl vertreten sein muss. „Ich versuche, Bücher zu finden, von denen ich hoffe, dass sie möglichst vielen Menschen gefallen. Ich kann ja nur nach meinem eigenen Geschmack wählen, und ich hoffe dann, dass viele diesen mit mir teilen.“ 

Sie bemerke aber auch, dass verschiedene Personen oftmals dennoch ein ganz „eigenes Buch“ lesen. „Jemand anderem fallen in einer Geschichte beispielsweise ganz andere Dinge auf“, erklärt Stoltenberg. Wichtig ist ihr auch zu betonen, dass es bei ihr keine Verrisse gibt. „Ich nehme nur Bücher auf, die mir richtig gut gefallen. Gefällt mir eins nicht, bin ich einfach die falsche Leserin, so sehe ich das.“

„Ich glaube, dass jeder Mensch ein besonderes Talent hat“

Auf die Frage, woher die Leidenschaft, gute Geschichten weiterzuempfehlen, komme, antwortet Stoltenberg: „Ich glaube, dass jeder Mensch ein besonderes Talent hat, und meins ist, dass ich gut über Bücher sprechen kann. Ich habe während des Studiums angefangen, fürs Radio zu arbeiten, und weil ich ein Kind hatte, dachte ich, wenn ich was mit Büchern mache, kann ich einen Großteil der Arbeit von zu Hause erledigen. Dann kam es so, dass ich im Radio ein Buch besprochen habe, und als ich es dann in einer Buchhandlung noch mal kaufen wollte, war keines mehr zu bekommen, und es hieß: Das ist ausverkauft, das hat jemand im Radio vorgestellt.“

Natürlich gehöre aber auch dazu, dass sie gerne auf Bühnen steht, gibt Stoltenberg zu. „Auch das muss man ja mögen, das wäre sonst zu anstrengend“, sagt sie.

Ein verändertes Leseverhalten habe Stoltenberg in den vergangenen, von Krisen geprägten Jahren, nicht festgestellt. Sie glaube aber, dass einige der Teilnehmenden die Veranstaltung als willkommene Möglichkeit ansehen, um die Krisenlast mal ein oder zwei Stunden zu vergessen. 

Die Liebe zum analogen Lesen

Die Liebe zu Büchern zieht sich durch das Leben der Pensionistin.
E-Book-Reader seien hingegen nichts für sie: „Ich höre oft Leute von den Vorteilen erzählen: Man könne lesen, ohne Licht zu benötigen und im Urlaub sei dieser im Koffer leicht zu transportieren“, gibt Stoltenberg wieder. Statt Outfits seien es nun eben Bücher, die den Platz im Reisegepäck einnehmen. Bücher seien etwas, das bleibt. „Auf dem Bildschirm gehen sie mir nicht so nahe, und es fühlt sich immer wie Arbeit an“, erklärt die Fachfrau. 

Auf die bevorstehenden Veranstaltungen freue sich Stoltenberg bereits sehr: „Die Menschen sind ungeheuer freundlich, wenn ich irgendwohin komme. Alle sind sich einander zugewandt.“ 

Bücherliebhaberinnen und -liebhaber können von Annemarie Stoltenberg am Mittwoch, 22. November, 19 Uhr, in der Deutschen Zentralbücherei in Apenrade erfahren, welche 22 Bücher es in diesem Jahr auf die Liste geschafft haben. Der Eintritt kostet 10 Euro oder 75 Kronen. Alle vorgestellten Bücher können im Anschluss an die Veranstaltung ausgeliehen werden.

Eine Teilnahme via Zoom ist ebenfalls möglich. Bei Interesse kann man den Link per Mail an Sekretariat@buecherei.dk anfordern.

In der Pause wird es Kaffee und Kekse geben.

 

 

Mehr lesen

Leserbeitrag

Winnetou
Dieter Jessen
„Mit dem BDN zu den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg“