20 Jahre Sønderjysk Elitesport

Carl Holst sieht SønderjyskE als großen Erfolg

Carl Holst sieht SønderjyskE als großen Erfolg

Carl Holst sieht SønderjyskE als großen Erfolg

Rödding/Rødding
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Carl Holst in der Arena in Woyens im Jahr 2016 Foto: Claus Bonnerup/Ritzau Scanpix

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Der damalige Amtsbürgermeister war nach dem Jahrtausendwechsel die treibende Kraft bei der Entstehung von SønderjyskE. Der 53-Jährige erinnert sich an den Lokalpatriotismus von damals, an die schwere Geburt von SønderjyskE und auch an eine Morddrohung.

Carl Holst zögert keine Sekunde, als er gefragt wird, ob Sønderjysk Elitesport  20 Jahre nach dessen Entstehung ein Erfolg ist.

„Ich bin absolut der Überzeugung, dass SønderjyskE ein Erfolg ist. Die Alternative wäre gewesen, dass wir uns Spitzenhandball in Flensburg und Spitzenfußball in Vejle anschauen würden und miterleben müssten, wie die ständig in finanziellen Problemen steckende Eishockey-Mannschaft jedes Jahr in der ersten Runde der Playoffs rausfliegt“, sagt Carl Holst zum „Nordschleswiger“.

Leistungssport war ein Fremdwort 

Viele Erwartungen seien erfüllt worden, aber nicht alle.

„Ich hatte die Hoffnung, dass es noch größer werden würde, als es geworden ist. Es ist aber immer noch weitaus besser geworden, als es war. Leistungssport gab es bei uns damals nicht. Wir hatten eine Vergangenheit mit Ole Olsen, sonst waren wir am Verhungern, was Leistungssport angeht. Als Jesper Bank Olympiasieger im Segeln wurde, ist er im offenen Wagen durch die Stadt gefahren worden, als wäre er ein Kind der Stadt. Dabei kam er aus Fredericia“, erinnert sich der 53-Jährige.

 

Fußballerin Ida Krusborg, Handballerin Bitten Petz, Handballer René Hansen, Amtsbürgermeister Carl Holst, Eishockeyspieler Jan Jensen und Fußballer Henrik Beck bei der Pressekonferenz im Oktober 2003, als im Amtshof in Apenrade die SønderjyskE-Pläne veröffentlicht wurden Foto: Karin Riggelsen

Der Erfolg stellte sich bei SønderjyskE schnell ein. 

„Das Sportliche wurde umgehend besser. Ohne SønderjyskE hätte es den Meistertitel 2006 im Eishockey nicht gegeben. Wir hatten aber auch ein Ziel, den Zusammenhalt im Landesteil zu stärken. Das ist auch gelungen, aber es hätte durchaus noch besser sein können“, meint Carl Holst.

Der fehlende Zusammenhalt drohte damals, die Idee zum Scheitern zu bringen, die Kräfte im Landesteil zu bündeln. Eine Idee, die er nicht für sich vereinnahmen will. Der damalige Amtsbürgermeister war nach dem Jahrtausendwechsel aber die treibende Kraft bei der Entstehung von Sønderjysk Elitesport. 

 

Ich habe sehr viel Lokalpatriotismus erlebt und habe meiner Frau gesagt, dass die Leute mehr an den Gefühlen der Vergangenheit als an die Siege der Zukunft denken

Carl Holst

„Ich habe mein Lehrerstudium in Hadersleben absolviert und danach an der Povlsbjergskole in Woyens unterrichtet. Ich hatte damals nur Fußball und Eishockey im Kopf, diese Sportarten haben mich angezogen. Ich habe den HFK in den 90er-Jahren in der 2. und 1. Division gesehen und mitgejubelt, als Platz sieben in der 1. Division noch der größte Erfolg war. Nach dem ersten Superliga-Aufstieg machte sich Euphorie breit, aber auch eine Unsicherheit, ob das alles tragen würde. Die Eishockey-Mannschaft hatte gleichzeitig immer wieder mit finanziellen Problemen zu kämpfen, und da sind die ersten Gedanken entstanden, ob man nicht irgendetwas machen könnte“, erinnert sich Carl Holst.

Carl Holst war bei der Einweihung des Sydbank Park 2001 in der Schiedsrichter-Rolle. Foto: Karin Riggelsen

Es waren aber die Worte des Geschäftsführers von HFK Sønderjylland, Poul Henriksen, der Bewegung in die Angelegenheit brachte.

„Ich ärgere mich heute noch, dass ich den legendären 6:5-Sieg gegen OB verpasst habe. Siegtorschütze war damals Poul Henriksen, der später Direktor wurde. Er sagte mir ganz beiläufig, dass es schön wäre, wenn es eine sportartenübergreifende Zusammenarbeit geben würde, die Einsparungen mit sich führen könnte. Danach geisterte die Idee in mir herum, die ich dann in verschiedenen Wirtschaftsnetzwerken und auch in einem Zeitungsinterview zu Silvester präsentierte“, so der damalige Amtsbürgermeister, der in Ole Daugbjerg, dem damaligen Kommunikationsdirektor von Danfoss, seinen „Wingman“ fand.

„Ich bekam auch das politische Mandat des Amtsrates, eine Konsulentenanalyse einzuholen. Die war nicht viel wert, aber sie hat dafür gesorgt, dass die Beteiligten jetzt miteinander sprachen“, erzählt Holst, der aber schnell herausfand, dass dieses Thema viele Emotionen ausgelöst hatte.

Poul Henriksen (unten rechts) gehörte zur Aufstiegsmannschaft 2000 und war später Geschäftsführer von HFK Sønderjylland. Foto: Karin Riggelsen

„Bei einer Veranstaltung 2003 im Apenrader Folkehjem stellte sich heraus, dass wir weit gekommen, aber noch keineswegs am Ziel waren. Ich musste zu Hause anrufen, um zu sagen, dass es spät werden würde. Ich habe sehr viel Lokalpatriotismus erlebt und habe meiner Frau gesagt, dass die Leute mehr an den Gefühlen der Vergangenheit als an die Siege der Zukunft denken“, erinnert er sich und erwähnt fast beiläufig, dass es in dieser Zeit auch eine Morddrohung eines HFK-Fans gab, der seinen Klub in Gefahr sah.

Carl Holst redet schnell weiter, voller Begeisterung darüber, was in den folgenden Jahren passierte. Weniger begeistert ist er allerdings darüber, dass die Fußballer nicht mehr zu Sønderjysk Elitesport gehören.

„Ich finde es nicht gut. Ich würde lügen, wenn ich etwas anderes sagen würde.  Ich möchte mich nicht zum Richter machen, ob es der richtige Schritt war. Es spricht gegen den Gedanken, den wir damals hatten. Ich habe mich auch geärgert, als die Handballer damals aus Tondern wegzogen, und fand es nicht lustig, als die Fußballer an den Amerikaner verkauft wurden. Die Alternative war aber noch schlechter. Es hätte in einem Konkurs enden können“, meint der 53-Jährige.

 

Die Fußballer wurden nur wenige Monate nach dem Pokalsieg 2002 an den US-Amerikaner Robert Platek verkauft. Foto: Karin Riggelsen

Jahrelang war er bei SønderjyskE-Spielen ein nicht seltener Gast auf der Tribüne, mittlerweile verfolgt er nur aus dem Eigenheim in Rödding (Rødding), wie es SønderjyskE ergeht, nachdem er seit dem vergangenen Jahr von einer seltenen Augenkrankheit betroffen ist.

Der ehemalige Amtsbürgermeister, Regionsratsvorsitzende und Minister leidet an der Nicht Arteriitischen Anterioren Ischämischen Optikusneuropathie (NAION) und besitzt nur noch ein eingeschränktes Sehvermögen.

„Mit dem linken Auge sehe ich nichts, mit dem rechten um die 10 Prozent. Mit Spezialbrillen kann ich an einem Schirm einiges mitbekommen, aber beim Eishockey höre ich mehr als ich sehe“, sagt Carl Holst.

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