Deutsche Minderheit

Doris Jebsen in memoriam: Weltoffen und heimatverbunden

Doris Jebsen in memoriam: Weltoffen und heimatverbunden

Doris Jebsen in memoriam: Weltoffen und heimatverbunden

Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Doris Jebsen, 1932-2023 Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Nordschleswig hat Freitag Abschied genommen von Doris Jebsen – Mäzenin und Visionärin der Kulturarbeit in der deutschen Minderheit. Sie war auch ein liebevoller Mittelpunkt der Jebsen-Familie, zeigte die Trauerfeier in der Kirche zu Loit.

Doris Jebsen ist am 11. November im Alter von 91 Jahren verstorben. Freitag nahmen ihre große Familie aus aller Welt sowie Freunde und Bekannte von nah und fern bei einer Trauerfeier in der Kirche zu Loit (Løjt) von ihr Abschied.

Ganz im Sinne ihrer Lebensenergie und ihres kulturellen Interesses war der Gottesdienst von der Familie musikalisch gestaltet worden.

Doris Jebsen war bis zu ihrem Tod vital, aktiv und voller Lebensfreude, hieß es in der Trauerfeier. Und genau so haben sie in den vergangenen fünf Jahrzehnten im Landesteil auch viele Nordschleswigerinnen und Nordschleswiger erlebt.

Doris Jebsen, 1932-2023 Foto: Karin Riggelsen

Eine Frau mit Löwinnenherz

Nicht nur die eigene Familie lag ihr am Herzen – einem Löwinnenherz, so die Familie –, sondern auch die Jugend- und Kulturarbeit in der deutschen Minderheit, zu der sich die gebürtige Rheinländerin zeitlebens bekannte und für die sie sich einsetzte.

Doris Jebsen wusste Neigung und Talent mit Ehrenamt zu verbinden, hieß es in der Kirche zu Loit: Kindergartenvorstand, das Organisieren von Reisen mit dem Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA), ihre Unterstützung für grenzübergreifende musikalische Projekte, die Planung der jährlichen Adventsvesper und die Gründung des Jugendmusikfonds zur Förderung junger Talente in Nordschleswig.

Das waren einige der Bereiche, in denen Doris Jebsen Hand anlegte. Immer herzlich engagiert und interessiert.

Doris Jebsen – mit dem ehemaligen Chorleiter der Musikvereinigung Nordschleswig, Peter von der Osten. Foto: Karin Riggelsen

Verständnisvoll und folkelig

So hat es auch Marion Petersen erlebt, Leiterin des Kindercampus Lunden und seit einigen Jahren Kulturausschussvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), dem Träger der Kulturarbeit in der deutschen Minderheit. Vor über 20 Jahren hat sie die nun Verstorbene zum ersten Mal kennengelernt. Doris Jebsen hatte sie bei der musikalischen Früherziehung im Kindergarten in Hadersleben (Haderslev) besucht.

„Sie hat mich damals schon sehr beeindruckt. Sie ist zwar immer diese Grande Dame der Kultur gewesen, aber sie war eben auch sympathisch, verständnisvoll und interessiert – folkelig, wie die Dänen sagen“, erinnert sich Marion Petersen.

Ein kultureller Rucksack für die Kinder

Einen ganzen Vormittag hatte Doris Jebsen die damals junge Marion Petersen begleitet und dadurch ihr Interesse bekundet für die musikalische Erziehung der Kinder.

„Es ging ihr darum, den Kindern mit kultureller Bildung den Rucksack zu füllen", sagt Marion Petersen.
Später hat sie als Kulturausschussvorsitzende öfter eng mit Doris Jebsen zusammengearbeitet oder sie bei Veranstaltungen erlebt.

Doris Jebsen, 1932-2023 Foto: Karin Riggelsen

Nah an der Basis

„Doris Jebsen war immer nah an der Basis und hat alle direkt angesprochen – sei es Jung oder Alt, Groß oder Klein. Sie hat sich die Zeit genommen, und sie hat Leuten immer lobende oder aufmunternde Worte mit auf den Weg gegeben“, erinnert sich die Kulturausschussvorsitzende.

Im Frühling stand Marion Petersen mit der Gruppe Theaterdrang beim Stück „Vater“ auf der Bühne des Knivsbergs – darin ging es um Demenz. Doris Jebsen wollte vor ihrer Reise nach Afrika unbedingt noch das Stück sehen und kam daher zur Generalprobe.

„Es ist ein schweres Thema, und Doris hat sich nach dem Stück noch lange mit Helmuth Petersen (dem Hauptdarsteller, Anm. d. Red.) unterhalten. Sie hat sich nie die Dinge nur von außen angesehen, sondern war immer mittendrin“, so Marion Petersen.

Weltoffen und heimatverbunden

Auch BDN-Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen würdigte Doris Jebsen und ihre Arbeit.

„Doris Jebsen war eine interessante und spannende Gesprächspartnerin – weltoffen und doch heimatverbunden. Sie hatte ein unglaubliches Wissen über viele Dinge, aber ihr Herz brannte für die Kulturarbeit“, so Jürgensen.

Er hebt ihr Engagement für die deutsch-dänische Zusammenarbeit und die damit verbundene Völkerverständigung hervor. Sie war im Verein für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA) aktiv, und sie hatte an der Gründung des Deutsch-Dänischen Vereins der Musikfreunde von 1998 mitgewirkt.

Doris Jebsen 2017 bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes – gemeinsam mit BDN-Generalsekretär Uwe Jessen Foto: Karin Riggelsen

Ein oft und gern gesehener Gast

„Der zweite Schwerpunkt war ihr Engagement in der Kulturarbeit des BDN. Hier denke ich an die Organisierung der Kulturfahrten, aber insbesondere an die Gründung des Jugendmusikfonds und das Organisieren der Adventsvesper“, lobt Hinrich Jürgensen.

Er wird Doris Jebsen persönlich vermissen – wie viele Nordschleswigerinnen und Nordschleswiger. „Doris war ein oft und gern gesehener Gast bei vielen unserer Veranstaltungen“, erinnert sich Hinrich Jürgensen.

Beigesetzt im Familiengrab

Es sei ein Geschenk, so alt werden zu dürfen und bis auf den letzten Tag so aktiv und selbstbestimmt am Leben teilnehmen zu können wie Doris Jebsen, hieß es in der Ansprache zwischen himmlischen Tönen und persönlichen Worten der Erinnerung von den Enkelkindern.

Wir wollen nicht trauern, dass wir sie verloren haben, sondern wollen Gott dankbar sein, dass wir sie haben durften, denn wer in Gott stirbt, der bleibt in der Familie, stand über dem Gottesdienstblatt (Hieronymus).

Nach der Trauerfeier in der Kirche zu Loit wurde Doris Jebsen – Mutter, Oma und Uroma – im Familiengrab der Familie Jebsen auf dem Apenrader Friedhof beigesetzt.

Doris Jebsen, 1932-2023 Foto: Karin Riggelsen
Mehr lesen

„Mojn Nordschleswig“

Jetzt im Podcast: Fußball-EM im Grenzland – warum Nordschleswigerinnen mitkicken

Apenrade/Aabenraa In Folge 16 von „Mojn Nordschleswig“ spricht Sara Eskildsen mit der Teamleiterin der Frauenmannschaft über die Fußball-EM Europeada, die im Sommer in Nordschleswig stattfindet. Walter Turnowsky beschäftigt sich mit der Frage, wann und wie die Wehrpflicht für Frauen beschlossen wird, und ein Jungunternehmer erläutert, wie man mit dem Prinzip Teilen statt Kaufen Geld sparen kann.