Ehrenrummelpott

Starke Stimme in Nordschleswig: Auszeichnung für eisenharte Lady

Starke Stimme in Nordschleswig: Auszeichnung für eisenharte Lady

Auszeichnung für eisenharte Lady

Nordschleswig/Sønderjylland
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Karen Frøsig hat von Redakteur Gunnar Hattesen „Æ Rummelpot“, den Ehrenrummelpott, erhalten. Foto: Karin Riggelsen

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Karen Frøsig hat den Ehrenrummelpott erhalten – dieser gilt als der Nobelpreis Nordschleswigs. Dabei ist Lob anzunehmen keine Spitzenkompetenz der Bankdirektorin – sie möchte lieber kämpfen.

Karen Frøsig hat den nordschleswigschen „Nobelpreis“ erhalten: den Ehrenrummelpott. Es ist die höchste Auszeichnung, die einem in Nordschleswig verliehen werden kann, hieß es bei einer kleinen Zeremonie im Hauptquartier der Sydbank in Apenrade (Aabenraa).

Karen Frøsig ist seit 30 Jahren ein Teil der Sydbank, und seit 2010 steht sie an der Spitze der viertgrößten Bank Dänemarks.

„Das gibt dir eine außerordentliche Position – nicht nur in Nordschleswig, sondern in ganz Dänemark. Du bist eine eisenharte Lady“, sagte Gunnar Hattesen, Redakteur von „Gråsten Avis“ und der Satirezeitschrift „Æ Rummelpot“, die seit 1946 in Nordschleswig erschienen ist.

 

Ehrenrummelpott

Der jährlich verliehene „Æresrummelpot“ wird seit 1950 vergeben. Frühere Preisträger sind unter anderem Königin Ingrid, Schiffsreeder Mærsk McKinney Møller, der ehemalige Minister Bertel Haarder, Danfoss-Chef Mads Clausen, Ex-Bürgermeister H. P. Geil und der frühere Chefredakteur Siegfried Matlok.

Die Auszeichnung wird einer Person oder Institution verliehen, die dazu beigetragen hat, dass es lustiger, besser und interessanter ist, in Nordschleswig zu leben und die den Landesteil bekannt gemacht hat.

Frøsig, die eigentlich nordjütische Wurzeln hat und privat in Bramming bei Esbjerg wohnt, ist eine von nur 6 Frauen unter  61 Spitzenleuten in den dänischen Banken.

„Ich vertrage nicht so viel Lob. Ich bin besser, wenn es darum geht zu kämpfen“, sagte Karen Frøsig, die mehr als einmal ihr Durchsetzungsvermögen bewiesen hat.

Kampf um die Selbstständigkeit

Zum Beispiel 2014, als es innerhalb der Bank Kräfte gab, die die Sydbank mit der Jyske Bank fusionieren wollten. Den Machtkampf hinter den Kulissen gewann Karen Frøsig: Die Sydbank ist eine selbstständige Bank mit nordschleswigschen Wurzeln.

„Mutter Karens Sieg“ war auch ein Erfolg für Apenrade, so Hattesen, denn hier liegt das Hauptquartier der Sydbank mit Hunderten von Arbeitsplätzen, die ansonsten in Silkeborg gelandet wären.

Allerdings bedeutete der Machtkampf in Vorstand und Aufsichtsrat auch, dass Karen Frøsig nun noch fokussierter darauf war, dass „die Zahlen stimmen“.

Karen Frøsig war stolz über die Ehrung – und dass sie dem Ehrenrummelpott gleich einen Ton entlocken konnte. Foto: Karin Riggelsen

„Sie stellt hohe Ansprüche“, so Hattesen. Frøsig kämpfe aber auch in anderen Bereichen. Zum Beispiel, wenn es um Frauen in Führungspositionen geht.

„Während andere die Gleichstellung in Nebensätzen oder Sonntagsreden erwähnen, spricht Karen Frøsig das Thema direkt an – und tut etwas dafür, damit es sich in ihrer Bank ändert“, sagte Gunnar Hattesen.

Früher dagegen – heute für Frauenquoten

Karen Frøsig nickt: „Früher war ich gegen Frauenquoten, aber die Gleichstellung ist nicht von allein gekommen – und sie kommt auch nicht von allein. Daher bin ich heute für Quoten“, sagt sie deutlich – und ist genauso klar in ihren Ansprüchen an die Frauen: Sie müssten sich trauen, einen Schritt nach vorn zu machen.  

Die Verleihung des Ehrenrummelpotts mache sie stolz, so Karen Frøsig, die einen keramischen Rummelpott der Künstlerin Vibeke Erlang Christensen aus Apenrade überreicht bekam. Damit könne sie weiterhin Lärm und auf Nordschleswig aufmerksam machen, sagte Gunnar Hattesen – auch wenn sie im kommenden Jahr in Rente gehen werde.

Frøsig verkündete allerdings, dass sie nicht in den Ruhestand treten werde. Es würden neue Aufgaben auf sie warten – auch in Nordschleswig, aber noch seien diese „nicht offiziell“.

Auch in einer Bank müsse im Alltag manchmal gelacht werden, so Karen Frøsig mit der diesjährigen Ausgabe von „Æ Rummelpot“. Foto: Karin Riggelsen

Ob in einem ernsthaften Unternehmen wie einer Bank auch gelacht werde? Oh ja, versichert Karen Frøsig. An den meisten Tagen gebe es etwas zu lachen, denn auch das sei ein Teil der nordschleswigschen Mentalität und Wurzeln, die sie über die Jahre kennen- und zu schätzen gelernt habe. 

Dazu trug die 63-jährige Juristin Freitag auch selbst mit Anekdoten aus der Bankenwelt bei. Ob Gunnar Hattesen die wohl aufgeschrieben hat und nächstes Jahr in „Æ Rummelpot“ veröffentlicht? Im November 2024 wissen wir mehr.

Zeichner und Architekt Ole Weile überreichte Karen Frøsig zwei Originalzeichnungen, die in dem Satireheft „Æ Rummelpot" erschienen sind. Foto: Karin Riggelsen

Mit Zeichnung berühmt geworden

Karen Frøsig freute sich nicht nur über die Ehrung, sondern auch über die Zeichnungen von Ole Weile in der diesjährigen Ausgabe.

„Wenn man erst einmal gezeichnet worden ist, dann ist man wirklich berühmt“, so Frøsig – die sich inzwischen länger als ein Jahrzehnt einen Namen in der dänischen Wirtschaftswelt gemacht hat. Auch ohne Satirezeichnung.

 

 

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