Leitartikel

„Ein wichtiges Jahr für die Minderheit“

Ein wichtiges Jahr für die Minderheit

Ein wichtiges Jahr für die Minderheit

Nordschleswig/Sønderjylland
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2024 ist für die deutsche Minderheit eigentlich nur ein „Zwischenjahr“. Dennoch stehen einige wichtige Entscheidungen bevor, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

2024 wird ein wichtiges Jahr für die deutsche Minderheit in Nordschleswig, und das, obwohl keine großen Entscheidungen vorprogrammiert sind. Eigentlich ist das neue Jahr eher ein Zwischenjahr, in dem allerdings wichtige Weichen für die Zukunft gestellt werden könnten.

Im Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) wird an dem Projekt „Minderheit der Zukunft“ weitergearbeitet. Die ganz großen Entscheidungen stehen im Dachverband der Minderheit zwar nicht an, aber die Modernisierung der Organisationen und Strukturen ist weiterhin ein wichtiges Gesprächsthema, denn viele Ideen und Neuausrichtungen müssen erst reifen, bevor sie umgesetzt werden können.

Kombiniert wird diese Arbeit 2024 mit einem neuen Identitätsprojekt des BDN. Was bedeutet es im Jahre 2024, Minderheit zu sein? Ganz bestimmt gibt es darauf andere Antworten als vor 20 oder 50 Jahren. Aber was genau macht heute unsere Identität aus – die gemeinsame und die individuelle? Auf die Antworten darf man gespannt sein – und nicht nur das: Alle sind eingeladen, sich einzubringen, denn die Identität der Minderheit ist mehr als ein Spruch zum Deutschen Tag.

Zum selben Themenbereich gehört auch die geschichtliche Aufbereitung des BDN und des Deutschen Museums und in dem Zusammenhang die Entwicklung der Bildungsstätte Knivsberg zum historischen Lernort. Denn auch das gehört zur Identität dazu: der offene Umgang mit der eigenen Geschichte und das Verstehen derselben.  

Ein Höhepunkt des kommenden Jahres wird die Europeada – die Fußball-Europameisterschaft für Minderheiten. Männer und Frauen aus Minderheiten in ganz Europa kommen Ende Juni ins deutsch-dänische Grenzland und tragen auch Spiele in den Stadien Nordschleswigs aus.

Nur wenige Tage nach dem Knivsbergfest der deutschen Minderheit steht beim Jugendverband damit die bisher größte Veranstaltung der Verbandsgeschichte auf dem Programm. Das ist eine riesige Aufgabe für die kleine Organisation, die daher die Unterstützung aller Minderheiten-Verbände verdient hat. Hier sind alle Hände gefragt.

Auch eine wichtige Personalentscheidung wird 2024 in der deutschen Minderheit gefällt: Im wichtigsten Verband der deutschen Minderheit, dem Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV), wechselt Schulrätin Anke Tästensen Ende des nächsten Jahres in den Ruhestand. Ihre Stelle soll zweigeteilt werden – in eine Schulratsstelle (oder Schulrätin) und eine Geschäftsführung. Das werden zwei entscheidende Positionen in der Minderheit sein.

Andere Verbände haben sich dagegen etwas Zeit gekauft, beziehungsweise sind noch nicht dran: Beim BDN wird die Stelle der oder des neuen Hauptvorsitzenden nach Hinrich Jürgensen erst 2026 frei. Das gilt auch für die Schleswigsche Partei, wo sich Rainer Naujeck, nach einer erfolglosen Suche nach einer Nachfolge für Carsten Leth Schmidt, bereits zum zweiten Mal als Notnagel zur Verfügung gestellt hat. Abgesehen davon, dass Rainer Naujeck seine Aufgabe bisher gut gemacht hat, ist die Situation bei der SP alles andere als optimal.

Seine Zusage, bis 2026 auf dem Posten zu bleiben, gibt der Partei allerdings erst einmal Ruhe für die große Aufgabe, die bevorsteht: 2025 finden wieder Kommunalratswahlen statt, und im nächsten Jahr müssen die Weichen dafür gestellt werden. Während Jørgen Popp Petersen wieder nach dem Bürgermeisteramt greift, scheint auch Carsten Leth Schmidt in Hadersleben eine sichere Bank zu sein. Die großen Fragen sind daher: Wer übernimmt in Sonderburg die Spitzenposition von Stephan Kleinschmidt, und machen Kurt Asmussen und Erwin Andresen in Apenrade weiter? 2024 wird sich die SP für den Wahlkampf warm machen müssen.

Und dann kommt natürlich all das dazu, was im Minderheiten-Jahr 2024 nicht vorprogrammiert ist, was aber für Überraschungen und Enttäuschungen, Jubel und Traurigkeit, Freude und Tränen sorgen wird.  

Auf ein spannendes neues Jahr!

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