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Darum kann der Apenrader Weihnachtsmarkt trotz Denkmalschutzbeschluss stattfinden

Darum kann der Weihnachtsmarkt trotz Denkmalschutzbeschluss stattfinden

Weihnachtsmarkt trotz Denkmalschutzbeschluss

Apenrade/Aabenraa
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Der Weihnachtsmarkt der Herzen war im Jahr 2023 wieder ein Publikumsmagnet. Foto: Jacob Schultz/jv.dk

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Eine frische Entscheidung der staatlichen Schloss- und Kulturbehörde bringt den Verantwortlichen der Organisation „Et hjerte for alle“ künftig zwar wohl ein wenig Mehrarbeit ein, der idyllische Weihnachtsmarkt sollte dadurch jedoch nicht gefährdet sein – zumindest vorerst nicht.

Die staatliche Schloss- und Kulturbehörde hat beschlossen, die stillgelegte Bahnstrecke zwischen Apenrade und Rothenkrug (Rødekro) unter Denkmalschutz zu stellen. „Ja und nein“, lautet die kryptisch anmutende Antwort von Thomas Uhre auf die Frage, ob diese Entscheidung Einfluss auf den Standort des Apenrader Weihnachtsmarkt haben könnte. 

Die Hütten sind Nachbauten historischer Gebäude aus Apenrade und Umgebung. Foto: Karin Riggelsen

Der Ein-Viertel-Koordinator

Thomas Uhre ist einer von vier Koordinatoren des Apenrader Weihnachtsmarktes, die nach Malene Bruhn das Ruder gemeinsam übernommen haben. Malene Bruhn ist die „Erfinderin“ des „Weihnachtsmarktes der Herzen“ und war bis zum vergangenen Jahr auch alleinige Koordinatorin der Wohltätigkeitsinitiative. Der Erlös der angekoppelten Spendenaktion kommt einkommensschwachen Menschen in der Kommune zugute. Da ihre Arbeit nun auf vier Schultern verteilt ist, nennt sich Thomas Uhre deshalb auch „Ein-Viertel-Koordinator“. 

Denkmalschutzbeschluss keine Überraschung

Das Vorhaben der Schloss- und Kulturbehörde war schon länger bekannt. Der Prozess ist nun aber durch alle Instanzen durch und damit auch rechtskräftig. 

Bei Freundinnen und Freunden historischer Bahnstrecken geht bei solchen Bildern sicherlich das Herz auf. Foto: Karin Riggelsen

Bebauungsplan in Arbeit

Dass Uhres Antwort Sinn ergibt, wird durch seine anschließenden Erläuterungen deutlich. „Wir haben in Zusammenarbeit mit der Kommune, der Schloss- und Kulturbehörde sowie den Anliegerinnen und Anliegern eine Absprache zusammengestrickt, die uns erlaubt, den Standort am alten Bahnhof zu nutzen“, sagt Thomas Uhre. 

Entsprechend hat die Kommune Apenrade einen Bebauungsplan (Lokalplan) für das Gelände am alten Bahnhof ausgearbeitet, der eine Nutzung der Flächen für „rekreative Zwecke“ ermöglicht. Dieser Bebauungsplan nimmt derzeit seinen Weg durch die politischen Instanzen. In dieser Woche wurde der Plan dem Ausschuss für Planung, Technik und Landdistrikte zur Gutheißung vorgelegt. Letzte Instanz ist der Stadtrat. Die Genehmigung für den Weihnachtsmarkt der Herzen gilt zunächst für drei Jahre und soll dann be- und ausgewertet werden. 

Der Weichensteller ist ein vor sich hin rostendes Stück Eisenbahngeschichte. Foto: Karin Riggelsen

Lösungsorientiert und kooperativ

„Aber natürlich bedeutet der Denkmalschutzbeschluss, dass wir jede kleine Veränderung vorher mit der Schloss- und Kulturbehörde abklären müssen. Wenn wir also eine der Hütten nur um ein paar Grade drehen wollen, erfordert das eine vorherige Genehmigung. Das verkompliziert die Arbeitsgänge ein wenig, aber damit können wir uns gut arrangieren“, ist er überzeugt.

„Wir wollen keinen Streit vom Zaun brechen. Wir sind ja froh, wenn wir hierbleiben können. Der Weihnachtsmarkt wird an diesem neuen Standort sehr gut angenommen“, lautet seine Feststellung.

Die stillgelegte Strecke nach Rothenkrug wird vor allem in der Sommersaison für Schienenfahrräder genutzt. Thomas Uhre würde sich für den Verein der Apenrader Museumsbahn wünschen, dass sich noch ehrenamtliche Kräfte finden könnten, damit die Schienenfahrräder auch während der Zeit des Weihnachtsmarktes gemietet werden können. Das wäre eine weitere Attraktion für den Weihnachtsmarkt und umgekehrt. Foto: Karin Riggelsen

„Julehjertebyen“ – der Weihnachtsmarkt der Herzen – musste nach der umfassenden Sanierung der Innenstadt Apenrades aus Platzgründen seinen ursprünglichen Standort auf dem Storetorv räumen. Das Gelände am alten Bahnhof war zunächst nur als zwischenzeitliches Ausweichquartier gedacht, hat sich aber bewährt. 

Neuer Standort, andere Verhältnisse

Allerdings sind die Platzverhältnisse an der Jernbanegade anders als auf dem Storetorv. 

Als der Weihnachtsmarkt der Herzen noch auf dem Storetorv stattfand, konnten die jüngsten Besuchenden einen Zugführerschein machen. Foto: privat

Bei den jüngsten Weihnachtsmarktbesuchenden waren die kleinen Spielzeug-Züge mit den Pedalen ein ganz großer Hit. „Auf dem Storetorv hatten wir einen festen Untergrund. Dort konnten die Kinder wunderbar mit den Tretzügen vorankommen. Am alten Bahnhof besteht der Untergrund aus Steinmehl, und darauf kommen die Kinder mit den Tretfahrzeugen leider nicht voran. Wir haben deshalb entschieden, uns von den kleinen Zügen zu trennen, weil wir sie ja nicht nutzen können“, erzählt Thomas Uhre. Etliche Kinder hatten in den Jahren zuvor, einen der begehrten Lokomotiv-Führerscheine gemacht.

Tret-Loks im Nu verschenkt

Sein Kollege Ingolf – Guffe – Lorenzen, der für den Fuhrpark des Weihnachtsmarktes zuständig ist, hatte deshalb eine kleine Facebook-Aktion gestartet. Anstatt die noch funktionstüchtigen Spielzeugzüge einfach rauswerfen, forderte er die Kindertagesstätten der Umgebung auf, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, falls sie eine der Spielzeug-Loks gebrauchen könnten. Die Reaktion war offensichtlich überwältigend. Binnen kürzester Zeit waren sämtliche Spielzeugzüge verteilt. „Ich hoffe, sie bereiten den Kindern dort noch einige Zeit Freude. Einige der Tretroller-Züge waren ja schon etwas mitgenommen. Andere waren hingegen noch ganz gut in Schuss“, sagt Thomas Uhre. 

Julehjertebyen

2009 gab es die erste „Julehjerteby“ (Weihnachtsstadt der Herzen) in Apenrade. 
Malene Bruhn, eine alleinstehende Mutter aus der Fördestadt, fasste 2008 den Entschluss, einen Ort in der Stadt zu schaffen, wo alle –  hauptsächlich die Menschen mit wenig Geld –  zur Weihnachtszeit willkommen sind und gratis Schönes erleben können. 
Die Idee, die ihr vorschwebte: ein Apenrade zu schaffen, wie es anno 1850 war; mit Kopien der Häuser, wie sie zur damaligen Zeit dort standen; mit historischen Trachten und mit Milchreis sowie Suppe, die auf dem Holzofen kocht oder Apfelkrapfen, die in heißem Öl gebacken werden.

Der Verein „Et hjerte for alle“ (Ein Herz für alle) steht mit vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern für die Durchführung der – inzwischen zur Attraktion gewordenen – Veranstaltung. 

Über Spendeneinnahmen finanziert sich „Julehjertebyen“, und der Verein „Et hjerte for alle“ kann jedes Jahr sogar knapp eine halbe Million Kronen an Bedürftige verteilen, denen es zur Weihnachtszeit an Geld für Geschenke oder für ein Weihnachtsessen fehlt.

Spenden sind möglich per Überweisung an die Sydbank, Bankleitzahl 7910, Kontonummer 1409922, oder über MobilePay an 11744. Außerdem wird jedes Jahr „Julehjerte“-Schmuck verkauft, dessen Gewinn an den Wohltätigkeitsverein geht.
 

https://julehjertebyen.dk
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