Bildung
Leselust statt Lesefrust: Vorlesewettbewerb begeistert Kinder und Lehrende
Leselust statt Lesefrust: Vorlesewettbewerb begeistert Kinder und Lehrende
Leselust statt Lesefrust: Der Vorlesewettbewerb hilft
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An der Deutschen Privatschule Apenrade findet der Wettbewerb im Rahmen des Deutschunterrichts seit vielen Jahren statt. Es sind viele Dinge, die dafür sprechen, wie Deutschlehrer Tobias Köstlin sagt.
Mucksmäuschenstill ist es in der Mensa der Deutschen Privatschule Apenrade (DPA). Die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse sitzen zu dritt oder viert an den geschmückten Tischen und hören gespannt, was ihr Klassenkamerad Oskar vorliest.
Oskar sitzt an einem Tisch vor den Klassenkameradinnen und -kameraden. Eine Leselampe mit goldenem Fuß und grünem Schirm steht vor ihm und spendet Licht, damit er die Worte in dem Buch, das er beim Vorlesewettbewerb vorliest, gut sehen kann.
Unbekanntes Lesen
Der Sechstklässler liest eine kurze Passage aus einem Buch vor, das er sich ausgesucht hat. „Später muss er nochmals an dem Tisch Platz nehmen und einen unbekannten Text vorlesen“, erklärt Deutschlehrer Tobias Köstlin das Prozedere.
Nach den letzten Worten des Jungen gibt es Applaus von den Mitschülerinnen und Mitschülern. Alle Kinder der 6. Klasse haben sich einige Wochen auf diesen Tag vorbereitet, haben Bücher ausgesucht, darin gelesen und das Vorlesen geübt. Im Unterricht hat Köstlin Raum geschaffen, damit sich die Kinder vorbereiten konnten.
Aufgeregt sind sie trotzdem, „aber das gehört dazu“, wie DPA-Lehrerin Lena Logemann sagt. Sie unterstützt ihren Kollegen Tobias Köstlin beim Wettbewerb als Jurorin. Mit in der Jury sitzt außerdem Vorjahressiegerin Henrietta. Ihre Erfahrung: „Es war gut, aber auch ziemlich aufregend“, sagte sie – und es sei eine große Ehre gewesen. Jetzt besucht sie die 7. Klasse und ihr macht es Spaß zu lesen – eine Erfahrung, die sie mit den aktuellen Sechstklässlerinnen und Sechstklässlern teilt.
Gutes Werkzeug
Das Trio hat die Bewertungsbögen vor sich: Wie flüssig wird gelesen? Wurde der Text atmosphärisch gut wiedergegeben? Ist die ausgewählte Textpassage schlüssig? Solche Fragen gilt es für die Jury zu beantworten.
Seit Jahrzehnten gibt es den Vorlesewettbewerb, und Tobias Köstlin ist überzeugt, dass er weiterhin ein gutes Werkzeug im Deutschunterricht ist, denn Lesen und die Lesefertigkeit sind zentrale Punkte im Unterricht.
Gewinnerin vertritt DPA beim kommunalen Wettbewerb
Die Jury hat sich schließlich für Frida entschieden. „Ich war glücklich als ich es zu wissen bekommen habe“, sagt sie. „Die Nervosität war sehr groß“, so Frieda. Sie wird die DPA beim Nordschleswig-Lesewettbewerb im Haus Nordschleswig vertreten. Jetzt wird sie sich ein neues Buch aussuchen, es durchlesen und sich auf die neue Herausforderung vorbereiten.
Positive Lese-Entwicklung
Auf die Frage, ob es mehr Jugendliche wie Frieda gibt, berichtet Tobias Köstlin: „Schüler lesen wieder mehr.“ Vielleicht motiviert durch Bücher über „Harry Potter“, in dem die Kinder ganz viel lesen und in Bibliotheken in Gange seien. Es könnte aber auch an der Motivation durch Eltern liegen, die das Buch als Gegenpol zum Handy sehen. Eine genaue Einschätzung könne er allerdings nicht geben, nur vermuten, sagt der Deutschlehrer.
Lesefreude fördern: Ratschlag für Eltern
Er fördert die Leselust der jungen Leute durch die Auswahl der Bücher, die im Unterricht behandelt werden. „Wenn ich etwas finde, was die eigene Welt der Jugendlichen widerspiegelt, dann kann man sie eigentlich packen“, so die Erfahrung des Lehrers.
Gelesen werde viel Fantasy, „wohl auch, weil es vielleicht eine Flucht vor der Realität ist – aber trotzdem, das mögen sie“, stellt er fest. Bei den Älteren seien es eher Geschichten, in denen sich die Protagonistin oder der Protagonist von zu Hause abnabeln, das Erwachsenwerden. Der Jugendroman „Tschick“ sei ein Beispiel dafür.
Pädagoge Köstlin rät, das Lesen – besonders für die Jungen, die erfahrungsgemäß weniger lesen – mit bestimmten Büchern zu fördern. „Dazu gehören Grafik Novels, Comics und Mangas“, sagt er. „Harry Potter“ sei auch weiterhin eine tolle Buchreihe, so der Lehrer. Damit habe er gute Erfahrungen gemacht. Ein weiterer Tipp: „Für immer Alaska“ – ein Buch über Freundschaft.
Neben den fachlichen Fertigkeiten stärkt der Lesewettbewerb das Selbstbewusstsein der Jungen und Mädchen und fördert ihre Präsentationsfähigkeit.
Lesen – eine Fertigkeit, die erlernt werden muss
Lesen ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens und damit ist nicht nur die allgemeine Fähigkeit gemeint, einen Text zu lesen, sondern diesen zudem zu erschließen und den Inhalt mit dem Verstand zu erfassen. Aktuell geht das Kinder- und Unterrichtsministerium davon aus, dass jeder siebte Mensch in Dänemark unzureichende Lesefertigkeiten hat, das heißt, diese Menschen haben Schwierigkeiten, einfache Texte zu lesen und einfache Fragen dazu zu beantworten.
Durch den Vorlesewettbewerb wird dieser gesellschaftlichen Herausforderung begegnet und entgegengewirkt, ist Köstlin sicher.
Solche Vorlesewettbewerbe fin den an allen deutschen Schulen unter dem Dach des Deutschen Schul- und Sprachverein Nordschleswig (DSSV) statt.