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Private Investoren statt gemeinnützigem Wohnungsbau

Private Investoren statt gemeinnützigem Wohnungsbau

Private Investoren statt gemeinnützigem Wohnungsbau

Apenrade/Aabenraa
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Keine Stolperfallen: Für ältere Menschen sind hindernisfreie Wohnungen ein großes Plus (Symbolfoto). Foto: Toftlund Seniorboliger

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Seit Jahren kämpft ein Verein in Apenrade für Seniorenwohnungen. Der Wunsch – das zeigte auch jüngst eine Bürgerversammlung – wächst. Der Stadtrat hat zwar reagiert, jedoch anders, als gewünscht. Warum diese Entscheidung getroffen wurde, erklärt ein Vertreter der Schleswigschen Partei.

„Wir fühlen uns nicht gehört“, sagt Gabriele Beißmann. Sie ist Mitglied im Vorstand des Apenrader Vereins „Foreningen Seniorbofælleskab i Aabenraa Kommune“, der sich seit Jahren für ein gemeinnütziges Wohnungsbauprojekt starkmacht, in dem Seniorinnen und Senioren ein neues Zuhause finden könne. Das sollte mit Unterstützung der Kommune gebaut werden – damit es günstiger wird.

Traum vom Leben in der Stadt

„Es sollte eine Wohngemeinschaft werden, in der die Vereinsmitglieder im Alter leben wollen, mit Wohnungen, in die sie sich zurückziehen können. Vielleicht mit einem eigenen Garten und einem Gemeinschaftsraum für Feiern und Treffen“, so träumt auch Beißmann, die zusammen mit ihrem Mann das große Einfamilienhaus in Loit verkaufen will. Dann möchten sie in eine kleinere Wohnung, möglichst zentral in Apenrade ziehen.

Die Kommune unterstützt solche Vorhaben eigentlich, denn man möchte Wohnraum für Familien bieten. Zuziehende sollen damit in die Kommune gelockt werden. Eigentlich eine Win-win-Situation. Der Plan schien einfach.

Doch seit sich 2019 knapp 150 zumeist ältere Leute bei einem Bürgertreffen in der Versammlungsstätte „Folkehjem“  zusammenfanden, um die Wohn-Zukunft für Ältere mitzugestalten, hat sich noch nichts getan. „Wir sind keinen Schritt weiter“, sagt Gabriele Beißmann.

Wenig Entgegenkommen vonseiten der Kommune

Zwar gab es gelegentlich einen Hoffnungsschimmer, der jedoch fast so schnell wieder erlosch, wie er aufglomm. So gab es zuletzt den Plan, am Straßenzug Kilen zu bauen. Doch auch der Plan wurde zunichtegemacht.

Es sei die Kommune, die nicht wirklich kooperativ sei, heißt es vom Verein. „Es gab eine neue Definition, was man dort unter ,bofælleskab‘ verstand. Was wir darunter verstanden – wir hatten einen Ordner professionell erstellen lassen – ist kaum berücksichtigt worden“, erzählt Beißmann. Dann entschied sich der Stadtrat, Projekte außerhalb Apenrades zu unterstützen.

Wünsche nicht berücksichtigt

In Gjenner (Genner) wird es bald eine solche Seniorenwohngemeinschaft geben, nicht jedoch in Apenrade.

Beißmann und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter verstehen die Welt nicht mehr, denn „alle unsere Intentionen sind hinfällig. Wir wollen ja ein selbstbestimmtes Seniorenleben, wir wollen Gemeinschaft, wir wollen Natur, einen gemeinsamen Garten, aber wir wollen auch Zugang zu kulturellen Aktivitäten haben, wir möchten Sporteinrichtungen nutzen können, und wir wollen zu Fuß einkaufen gehen können“, sagt sie enttäuscht über die Priorität des Stadtrates, erst einmal Seniorenwohnangebote in den Dörfern zu schaffen.

Man sei einfach unabhängiger in der Stadt, nicht angewiesen auf Auto oder gar unregelmäßig fahrende Busse.

Nachfrage ist vorhanden

Auch wenn sie versteht, dass es auf den Dörfern Menschen gibt, die das nachfragen, „die größte Nachfrage besteht in den großen Orten“, hält sie fest.

Das hat auch das jüngste Bürgertreffen gezeigt, das Anfang Januar im Stadtratssaal im Apenrader Rathaus stattfand. Zwar ging es da um den sogenannten Kommuneplan 2025, doch das Interesse an Wohnungen für Seniorinnen und Senioren war in den Gesprächen deutlich herauszuhören.

Kurt Asmussen vertritt die Schleswigsche Partei (SP) im Apenrader Stadtrat. Er kann die Wünsche der Menschen nachvollziehen. Doch sei die Kommune bei der Erfüllung begrenzt. „Wir können solche Bauvorhaben nur dann unterstützen, wenn wir einen Leerstand von unter zwei Prozent haben“, so Asmussen. Das ist zwar derzeit der Fall „und trotzdem haben wir im Stadtrat uns darauf geeinigt, dass wir die Bauprojekte im ländlichen Raum fördern, denn in der Stadt gibt es die privaten Investoren.“

Private Investoren befriedigen die Nachfrage

Das derzeit wohl bekannteste Projekt ist „der Wal“ (Hvalen), den Bauunternehmer Per Horup an der Apenrader Strandpromenade errichten möchte. „Warum sollen wir an Orten investieren, wenn der private Markt funktioniert“, sagt Kurt Asmussen. Zudem gibt es dann die Möglichkeit – so wie jetzt in Gjenner der Fall – dass die Kommune an anderen Orten investieren kann.

Für Gabriele Beißmann ist ein privater Investor keine Möglichkeit, denn „dann wird es letztlich teurer für uns“, fasst sie zusammen. Und das können sich viele Rentnerinnen und Rentner nicht leisten. Neben dem Apenrader Verein gibt es in den sozialen Medien weitere Gruppen, die sich ein ähnliches Ziel gesetzt haben.

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Kommentar

Hannah Dobiaschowski
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