Tradition

Rudervereine erfreuen sich an „politisch unkorrektem“ Johannisfeuer

Rudervereine erfreuen sich an „politisch unkorrektem“ Johannisfeuer

Rudervereine erfreuen sich an „politisch unkorrektem“ Feuer

Apenrade/Aabenraa
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Das Johannisfeuer wird alljährlich zwischen den beiden Ruderhäusern direkt am Strand aufgeschichtet. Foto: Karin Riggelsen

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Am Apenrader Strandvej wird es am Donnerstagabend einen großen Scheiterhaufen geben – mit traditioneller Hexe.

„Huch, dem Aspekt habe ich überhaupt keinen Gedanken geschenkt“, ist die spontane Reaktion von Lone Bang Heinsen, Vorsitzende des dänischen Rudervereins in Apenrade, „Aabenraa Roklub“, auf die Frage des „Nordschleswigers“, ob denn in diesem Jahr für das Johannisfeuer zwischen den beiden Rudervereinen am Strandvej wieder eine Hexe gebastelt wird, obwohl diese alte dänische Tradition verstärkt infrage gestellt wird, weil sie an die Hexenverbrennungen im Mittelalter erinnert und noch dazu frauenfeindlich ist.

Johannisfeuer

In Dänemark werden bei den vielen großen und kleinen Sonnenwendfeiern (auch Johannisfeuer oder Sankt-Hans-Feuer) des Landes zum Teil riesige Scheiterhaufen aufgeschichtet, an deren Spitze nicht selten eine Hexenpuppe angebracht wird, die verbrannt wird. Damit ihr Geheule möglichst realistisch klingt und von weitem noch zu hören sind, werden nicht selten Silvesterpfeifer in der Puppe versteckt, die dann irgendwann auch ihren schaurigen Klagesang anstimmen, bevor sie ihre Reise zum Blocksberg antreten.

Politisch unkorrekte Tradition

Nichtsdestotrotz wird in diesem Jahr an der „politisch unkorrekten“ Tradition festgehalten. Am Sonnenwendtag, Donnerstag, 23. Juni, grüßt deshalb bei der Traditionsveranstaltung am Strandvej wie gehabt eine Hexe von der Spitze des Scheiterhaufens.

Peter Asmussen vom mitveranstaltenden Apenrader Ruderverein (ARV) ist diesbezüglich fein raus. „Für das Feuer zeichnet nämlich der dänische Ruderverein verantwortlich“, stellt er ARV-Vorsitzende augenzwinkernd fest.

Ungeachtet der Tatsache, wie man zu der ritualisierten „Hexenverbrennung“ nun stehen mag, die gemeinsame Sonnenwendfeier der beiden Rudervereine ist für viele Apenraderinnen und Apenrader inzwischen ein fester Termin im Kalender – einerseits wegen der gemütlichen Stimmung und andererseits, weil es den Veranstaltern jedes Jahr gelingt, spannende Persönlichkeiten für die Feuerrede zu gewinnen.

Bürgermeister hält die Feuerrede

In diesem Jahr wird Apenrades neuer Bürgermeister Jan Riber Jakobsen die Ansprache halten. Um das politische Oberhaupt für diesen Termin zu gewinnen, muss man sich zeitig bemühen. Genau das hat Lone Bang Heinsen getan. „Ich habe ihn gleich nach den Kommunalwahlen gefragt“, verrät sie ihre erfolgreiche Taktik. Zu dem Zeitpunkt war der Terminkalender des frisch gewählten Bürgermeisters nämlich noch gänzlich leer.

Aus diesem Grund wird Jan Riber Jakobsen nun ab 21 Uhr die Feuerrede am Strandvej halten.

Grillwürste und Bier

In beiden Ruderhäusern werden an diesem Abend die Grills angeworfen und die Getränke kaltgestellt. Bei gutem Wetter sitzen die Gäste draußen; bei schlechterem Wetter können die lodernden Flammen aus den Klubhäusern bewundert werden.

„Ich kann in diesem Jahr leider nicht selbst teilnehmen, weil ich bei der Masterfeier meiner Schwiegertochter in Charlottenlund als Barkeeper gebraucht werde. Aber das ARV-Ruderhaus wird ab 18 Uhr Gästen offenstehen“, verspricht Peter Asmussen.

Doppelte Bootstaufe

Bei den dänischen Nachbarn wird erst intern ein kleines Abendessen eingenommen, bevor Gäste willkommen sind. „Anschließend werden wir zwei Boote taufen“, sagt Lone Bang Heinsen.

Der eine „Täufling“ ist ein leichterer Wanderkajak für schmächtigere Personen, während es sich bei dem anderen neuen Boot um einen robusteren, stabileren Zweier handelt, der speziell für die dänischen Gewässer gebaut ist. Dieser sogenannte Coastel-Typ ist in der  Bootsbauwerkstatt Agerbirks Bådebyggeri gefertigt worden.

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