Kulturleben
Aabenraa Live: Corona als Chance für die Kultur
Aabenraa Live: Corona als Chance für die Kultur
Aabenraa Live: Corona als Chance für die Kultur
Unter anderem im „NygadeHuset“ finden wieder Konzerte statt. Den Veranstaltern geht es nicht um große Umsätze, sondern darum, jungen Künstlern eine Plattform zu geben. Trotzdem spiele der wirtschaftliche Aspekt natürlich eine Rolle, erklärt die künstlerische Leiterin des kommunalen Veranstalters.
Knapp 20 Gäste hatten sich kürzlich im Apenrader Kulturhaus „NygadeHuset“ eingefunden, um der dänischen Band „moi caprice“ zu lauschen. Es war eines der ersten Konzerte, die dort nach dem Corona-Shutdown des Landes abgehalten wurden. Die Gästezahl war wegen des Virus begrenzt, um die Auflagen einzuhalten, die die Gesundheitsbehörden vorgeben. So saßen die Gäste, und es durfte nicht getanzt werden. Doch das ist nicht überall so.
Konzerte werfen keinen Gewinn ab
Veranstaltungen mit wenigen Gästen, die zusätzlich noch sitzend abgehaltenwerden müssen, stellen für andere sogenannte Spielstätten (spillesteder) ein großes Problem dar, denn sie werfen keinen Überschuss ab. Das erklärte unter anderem Esben Marcher, Sekretariatschef bei „Dansk Live“, eine Interessenorganisation für Spielstätten und Festivals, gegenüber der Nachrichtenagentur „Ritzau“. „Es ist für viele Spielstätten schlichtweg zu teuer, Konzerte mit sitzendem Publikum durchzuführen, wenn sie normal von Konzerten leben, bei denen die Besucher stehen und tanzen können“, erklärte er.
Es ist für viele Spielstätten schlichtweg zu teuer, Konzerte mit sitzendem Publikum durchzuführen, wenn sie normal von Konzerten leben, bei denen die Besucher stehen und tanzen können.
Esben Marcher, Sekretariatschef bei „Dansk Live“
Deshalb blieben viele der Spielstätten geschlossen, auch wenn die Regierung im Zuge der Öffnung des Landes Konzerte erlaubt – jedoch nur unter Einhaltung der geltenden Corona-Maßnahmen. Und diese Maßnahmen machen den Betreibern das Leben derzeit noch schwer, hatten sie noch in der vergangenen Woche gehofft, in der vierten Wiederöffnungsphase der Regierung bessere Bedingungen zu bekommen. Doch der Wunsch ging nicht in Erfüllung.
„Die Einnahmen aus dem Verkauf der Eintrittskarten reichen nicht, um die Kosten für solche Veranstaltungen zu decken“, sagte Marcher. Deshalb öffnen die Spielstätten nicht. Bisher wird ihnen durch staatliche Kompensation über die Runden geholfen.
Kultur steht im Vordergrund
Für „Aabenraa Live“, dem kommunalen Veranstaltungsanbieter in Apenrade, spielt die Zahl der zahlenden Besucher noch keine Rolle. Die Gelder für Veranstaltungen, egal ob mit 3 oder 300 Besuchern, kommen unter anderem aus der kommunalen Kasse. Die kulturelle Arbeit stehe im Vordergrund, wie Bitten Lehmann-Poulsen, die künstlerische Leiterin von „Aabenraa Live“, erklärte. Das Konzert von „moi caprice“ wurde übrigens in Zusammenarbeit mit der regionalen Spielstätte (Sønderborghus“; Anm. d. Red.) durchgeführt. Von dort kommen auch die Gelder für die Band. „Das ,NygadeHuset‘ stellt die technische Ausrüstung zur Verfügung, sorgt für das Catering und die Abwicklung der Veranstaltung“, so Bitten Lehmann-Poulsen.
Neben dem kommunalen Topf gibt es noch Unterstützung von der Kunstbehörde und durch andere staatliche Hilfen u. a. für Honorare und Initiativen wie dem „NygadeHuset“.
Corona-Virus als Chance
„Für uns ist es wichtig, dass wir jungen Talenten eine Plattform bieten, auf der sie ihre Kunst präsentieren können“, so Lehmann-Poulsen. „Wir wollen den Bürgern außerdem eine große Auswahl unterschiedlicher Konzerte bieten.“
Für uns ist es wichtig, dass wir jungen Talenten eine Plattform bieten, auf der sie ihre Kunst präsentieren können.
Bitten Lehmann-Poulsen, künstlerische Leiterin „Aabenraa Live“
Die künstlerische Leiterin sieht in der Corona-Krise auch eine Chance für die Musik und die Musiker. „Man kann nur hoffen, dass es jetzt, in der Corona-Zeit, Konzerte geben wird, die den künstlerischen Aspekt im Vordergrund haben, und die so mehr Menschen den Zugang zu anderer, für sie neuer Musik öffnen, nun, wo es nicht mehr so viele Party-Bands gibt, zu denen man gehen kann“, erklärte sie.