Corona-Schutzausrüstung

Abena liefert eine Million Gesichtsvisiere für das Gesundheitswesen

Abena: Gesichtsvisiere für das Gesundheitswesen

Gesichtsvisiere für das Gesundheitswesen

Apenrade/Aabenraa
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Abena-Einkaufschefin Grete Müller demonstriert am eigenen Körper das relativ simple, aber dennoch effektive Schutzvisier aus Schweden. Foto: Karin Riggelsen

Abena in Apenrade hat kurzfristig eine schwedische Erfindung ins Verkaufsprogramm aufgenommen. Allerdings werden die Gesichtsvisiere in vier Teilen geliefert. Wer hat kurzfristig Zeit, diese Einzelteile zusammenzuführen? Abenas Verkaufsleiterin hat eine geniale Lösung gefunden.

Abenas Einkaufschefin Grete Müller ist ganz offensichtlich eine Frau der Tat. Das Apenrader Unternehmen hat gerade 20.000 Gesichtsvisiere für das Gesundheitswesen in Süddänemark liefern können, wo sie dringend benötigt werden.

„Vor rund 14 Tagen hat sich ein schwedischer Produzent an mich gewandt. Er hat ein relativ simples, aber effektives Gesichtsvisier entwickelt. Er fragte an, ob das Visier möglicherweise über die Vertriebskanäle von Abena an die Kunden gebracht werden könnte“, erzählt die Einkaufsleiterin.

Eine Million Masken bestellt

Nachdem sie sich von der Qualität des Produktes überzeugt hatte, wurde das Gesichtsvisier über Abenas Kanäle zum Verkauf angeboten. Und dann ging es blitzschnell. Binnen kürzester Zeit lagen Bestellungen für eine Million Stück vor.

Das Gesichtsvisier wird in vier Einzelteilen aus Schweden geliefert und muss dann noch zusammengesetzt werden. Foto: Karin Riggelsen

Das Problem ist allerdings, dass der schwedische Produzent es nicht schaffen kann, die Visiere selbst zusammenzusetzen, weil er seine Belegschaft in der Produktion benötigt. „Ich habe dann hier im Hause schnell eine Mannschaft von 25 Personen zusammengestellt, die in den vergangenen drei Tagen 20.000 Visiere zusammengefügt hat. Sie konnten bereits alle an das Gesundheitswesen in Süddänemark geliefert werden, wo sie ja dringendst benötigt werden“, erzählt Grete Müller.

Endfertigung ein Problem

Auf der Suche nach Möglichkeiten der Endfertigung dieser Gesichtsvisiere hatte sie dann eine Idee. „In der kommenden Woche werden die Insassen des Gefängnisses in Reinbek uns helfen. In der darauffolgenden Woche steigt dann auch das Gefängnis in Ringe auf Fünen in die Produktion ein. Ich hoffe, dass ich in den nächsten Tagen weitere Absprachen mit anderen dänischen Gefängnissen machen kann“, sagt die Einkaufschefin.

Langeweile in den Gefängnissen

„In den Gefängnissen wurden meine Anfragen bisher mit großer Begeisterung aufgenommen. Die Insassen langweilen sich. Wegen der Corona-Schutzmaßnahmen ist ihnen der Kontakt untereinander nahezu untersagt. Sie dürfen zurzeit auch keinen Besuch von ihren Angehörigen bekommen. Das ist hart. Das Fertigen von Gesichtsvisieren wäre deshalb ein willkommener Zeitvertreib“, gibt Grete Müller einige der Reaktionen der Gefängnisleitungen wieder, mit denen sie bisher Kontakt hatte.

Abena ist ein Apenrader Familienunternehmen, das sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Hygieneartikeln und Schutzkleidung spezialisiert hat. Der Hauptsitz ist am Apenrader Egelund gelegen. Foto: Karin Riggelsen

Doppelte Win-win-Situation

Das nennt man dann wohl eine Win-win-win-win-Situation:  Das Gesundheitswesen erhält die dringend gebrauchten Schutzmasken, die Gefängnisinsassen sind nicht nur beschäftigt, sondern verdienen Geld, der schwedische Produzent kann über Abena seine Produkte vertreiben, und Abena hat zufriedene Kunden.

Alle kreativen Hebel in Gang

Der gesundheitspolitische Direktor der Dachorganisation der fünf dänischen Regionen (Danske Regioner), Erik Jylling, wird wahrscheinlich auch das Engagement des Apenrader Familienunternehmens Abena im Hinterkopf gehabt haben, als er auf einer Pressekonferenz am Freitag in Kopenhagen, bei der es um den Schutz des Gesundheitspersonals unter der Corona-Pandemie ging, unter anderem Folgendes feststellte: „Wir haben alle kreativen Hebel in Gang gesetzt, um die notwendige Schutzausrüstung entweder im Ausland oder durch neue Produktion in Dänemark beschaffen zu können.“

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