Kommunalpolitik

Apenrade stellt den Fokus auf Depressionskrankheiten und Einsamkeit

Apenrade stellt den Fokus auf Depressionskrankheiten und Einsamkeit

Fokus auf Depressionskrankheiten und Einsamkeit

Apenrade/Aabenraa
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Wer allein ist, muss nicht einsam sein. Umkehrt gilt auch: Wer zu zweit lebt, kann dennoch einsam sein. Einsamkeit im Alter ist ein Fokusthema in der Kommune Apenrade; ein zweites sind psychische Krankheiten wie Depression und Ängste – unabhängig vom Alter. Foto: Ida Guldbæk Arentsen/Ritzau Scanpix

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Neue Projekte sollen bereits laufende Programme unterstützen.

„Lerne Angst und Depressionen zu meistern“ (Lær at tackle angst og depression) ist der Titel eines Selbsthilfeprogramms in der Kommune Apenrade, das schon seit 2018 äußerst erfolgreich läuft. Allerdings gilt dieses Angebot bislang nur für Menschen, die mit dem Jobcenter in Berührung kommen.

Da Angst und Depression aber Volkskrankheiten sind, die jeden treffen können – ungeachtet des Geschlechts, des Alters und Einkommens, hat der Sozial- und Gesundheitsausschuss der Kommune Apenrade auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen, sich einem neuen Programm anzuschließen, das den Kommunen in der Region Süddänemark angeboten wird.

Vieles läuft schon gut

Das neue Angebot ist primär für Menschen mit Depressionen oder Angstzuständen in milder oder moderater Form geeignet, da sie nicht von ausgebildeten Ärzten, Psychologen oder Psychotherapeuten betreut werden, sondern von Laien, die allerdings auf ihre Arbeit als Mediatoren vorbereitet werden. Da es sich zudem um Ehrenamtler handelt, halten sich die Kosten in Grenzen.

„Ich bin der Meinung, dass wir in dem Bereich schon sehr viel richtig machen. Indem wir die Krankheiten noch stärker in den Fokus richten, wollen wir möglichst noch ein Stückchen besser werden“, sagt der Vorsitzende des Sozial- und Gesundheitsausschusses, Karsten Meyer Olesen (Soz.).

Fokusthema II: Einsamkeit

Einsamkeit im Alter ist ein weiteres Fokusthema seines Ausschusses. Die Kommune Apenrade hat knapp 2,7 Millionen Kronen vom Staat erhalten, um Seniorinnen und Senioren aus ihrer Einsamkeit herausholen zu können.

„Einsamkeit ist genauso ein Fokusthema wie Rauchen, Sport oder Übergewicht, mit denen sich andere Projekte gezielt beschäftigt haben“, sagt Meyer Olesen.

Die Projektperiode läuft zwar zum Jahresende aus, doch der Ausschussvorsitzende ist zuversichtlich, dass viele der Erkenntnisse, die seit Projektbeginn im November 2019 gewonnen wurden, in die Arbeit der kommunalen Heimpflege und -hilfe einfließen werden.

126 Teilnehmer

Bislang (Stand März 2021) haben 126 Personen, 71 Frauen und 55 Männer, das Angebot erhalten, an dem Projekt teilnehmen zu dürfen.  Allerdings haben nur 41 Prozent das Angebot tatsächlich auch wahrgenommen. Darüber hinaus konnten einige der angedachten Maßnahmen wegen der Corona-Richtlinien nicht stattfinden. Das sei schade, weil gerade während der Pandemie das Problem noch größer geworden ist, so der Ausschussvorsitzende.

„Das Einzigartige an unserem Projekt ist, dass mit drei Formen der Einsamkeit gearbeitet wird – der sozialen Einsamkeit, der emotionalen Einsamkeit und der existenziellen Einsamkeit. Bisherige Programme haben sich ausschließlich mit der sozialen Einsamkeit befasst, dabei kann man auch zu zweit einsam sein, während man als Alleinlebender nicht per se auch einsam sein muss“, betont Karsten Meyer Olesen.

Verschiedene Formen der Einsamkeit

Es gibt allerdings auch Mischformen. Nur ein Viertel der Bürger, die an dem Projekt teilgenommen haben, gehörten ausschließlich der Kategorie der sozial Einsamen an.

Soziale Einsamkeit bedeutet, dass ein Mensch nur wenige bis keine Kontakte in seinem familiären oder gesellschaftlichen Umfeld hat. Bei emotionaler Einsamkeit haben Betroffene zwar durchaus sozial Kontakte, fühlen sich aber mit ihren nicht verbunden oder von ihnen verstanden und dadurch einsam. Von existenzieller Einsamkeit wird gesprochen, wenn ein Mensch zwar soziale Kontakte hat aber sich trotz emotionaler Verbundenheit zu diesen Menschen doch nicht zur Gesellschaft zugehörig fühlt.

Deshalb ist es auch nicht damit getan, Einsame zu Veranstaltungen zu fahren. Dann fühlen sie sich nur in Gesellschaft einsam und dadurch wird das Einsamkeitsgefühl nur verstärkt.

Um neue Initiativen wie z.B. Essensgemeinschaften anstoßen zu können, hat die Kommune Apenrade eine Million Kronen der sogenannten Demografiemittel zur Seite gelegt. Bislang konnte wegen der Corona-Pandemie noch keine einzige Maßnahme durchgeführt werden. Allerdings bedeuten die Lockerungen und das Voranschreiten der Impfung, dass dem zuständigen Sozial- und Gesundheitsausschuss schon bald ein Plan vorgelegt werden kann, wie die Million eingesetzt werden soll.

 

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