Strickende Frauen in der Türkei

Die Geschichte hinter dem Pullover

Die Geschichte hinter dem Pullover

Die Geschichte hinter dem Pullover

Jan Sternkopf/Gesche Picolin
Apenrade/Aabenraa
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Rikke Lessow Johannsen, Gründerin des Webshops theirstory.dk, mit Babykleidung aus ihrem Angebot Foto: Jan Sternkopf

Drei Apenrader Schwestern beschäftigen strickende Frauen in der Türkei. Ein neuer Webshop gibt den Frauen Selbständigkeit.

Ein Geschenk zur Geburt, aus der Türkei an die frischgebackenen Eltern in Dänemark gesandt, war ausschlaggebend für die Idee eines neuen Webshops. Er  vertreibt ausschließlich Gestricktes für Neugeborene. 

Der Webshop hat sein Zuhause in Apenrade. Drei Schwestern stehen hinter der Idee, angenehme und allergiefreundliche Babykleidung in „einfachem, charmantem und zeitlosem Design“ zu vermitteln, wie es auf der Internetseite heißt. 
„Die meisten Eltern haben es erlebt,  ein kleines, selbstgestricktes Set fürs Neugeborene geschenkt zu bekommen. Das weckt Freude“, so Rikke Lessow Johannsen, die mit ihren Schwestern  Anne Christine Tästensen og Britta Lessow Tästensen den Webshop www.theirstory.dk“ gegründet hat. 

Auf Bestellung

Die Hosen, Strickjacken und Pullover werden auf Bestellung in der Türkei von Frauen angefertigt. „Es gibt eine Geschichte dahinter. Über die Frauen, die die Strickwaren produzieren“,  erläutert Lessow Johannsen.

„In der Türkei sind Frauen auf dem Arbeitsmarkt nicht gern gesehen. Indem wir sie zum Stricken bringen, treffen sie andere Frauen, wodurch sie soziale Beziehungen aufbauen können.  Sie können auch von zu Hause  aus arbeiten. So oder so verdienen sie Geld und können so  zum Haushalt beitragen. Das gibt Selbstvertrauen, und vielleicht auch ein stückweit Selbständigkeit“, so Lessow Johannsen.

Frauen dürfen mitbestimmen

Die Frauen dürfen das Aussehen der zu strickenden Modelle mitbestimmen. Ihre Vorschläge nimmt Lessow Johannsen gern entgegen. Sie stellt fest: „Deswegen ist jedes Teil ein Einzelstück.“
Die Wolle, Stricknadeln und übriges Material wird vor Ort in der Türkei eingekauft. Es wird ausschließlich ökologische und zertifizierte  Wolle verarbeitet.

„Das heißt, hier gibt es weder Kinderarbeit noch Chemikalien für die Herstellung. Wir wissen, woher die Wolle stammt. Wir kennen die Frauen und ihre Geschichten. Viele unser Kunden legen darauf großen Wert, so die Gründerin.
Das Netzwerk der Strickerinnen in der Türkei ist durch einen Zusammenarbeitspartner zustandegekommen. Dieser versorgt die Frauen mit Material, sammelt die fertigen Sachen ein, rechnet ab und sorgt außerdem für gleichbleibend gute Qualität.
Die Bekleidung wird nun in verschiedenen Regionen gestrickt, die Basis aber liegt in Ankara. Hier können die Frauen gemütlich beisammen sein und stricken, schnacken und gemeinsam den Alltag hinter sich lassen.

Die Geschichten erzählen

Die drei Schwestern haben indes auch Pläne,  auf der Internetseite die einzelnen Geschichte  der Frau zu erzählen. Das hat sich allerdings als schwierig erwiesen. Lessow Johannsen: „Wir haben über verschiedene Blog-Einträge nachgedacht, aber längst nicht alle Frauen wünschen soviel Aufmerksamkeit. Sie möchten nicht von sich erzählen.“ Dennoch wird jedes Einzelstück mit dem Namen der Strickerin versehen. Oder der Näherin: „Wir haben nämlich auch damit begonnen, genähte Kinderkleiding in die Kollektion  aufzunehmen“, so Lessow Johannsen.

Das Projekt soll gerne große Kreise ziehen. Die drei Schwestern haben bereits andere Länder im Auge, wo sie denken, Frauen auf diese Weise helfen zu können. Einfach mit einem Set Stricknadeln und mit etwas Wolle.

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Leitartikel

Anna-Lena Holm
Anna-Lena Holm Hauptredaktion
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