Deutsche Minderheit

Die Jes Schmidt Stiftung geht neue Wege

Die Jes Schmidt Stiftung geht neue Wege

Die Jes Schmidt Stiftung geht neue Wege

Nordschleswig
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Tonderns Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (l.) war der jüngste Empfänger des Nordschleswig-Preises durch den Vorsitzenden der Jes Schmidt Stiftung, Siegfried Matlok. Foto: Karin Riggelsen

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Die Arbeit der Jes Schmidt Stiftung wird nach mehr als vier Jahrzehnten neu strukturiert. Der Vorsitzende der Stiftung, Siegfried Matlok, erklärt warum – und wie die Arbeit in neuem Rahmen fortgesetzt werden soll.

Die Jes Schmidt Stiftung wird nach 40 Jahren Arbeit neu strukturiert, indem die Stiftung aufgelöst wird. Das hat der Vorstand der Stiftung auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Wichtige Standbeine der Stiftung werden allerdings in einem neu gegründeten Verein weitergeführt, erklärt der frühere Chefredakteur des „Nordschleswigers“, Siegfried Matlok.

Matlok ist seit der Gründung Vorsitzender der Stiftung, die er nach dem Tode seines Vorgängers Jes Schmidt mit initiierte. Spenden nach dem Tod von Jes Schmidt 1979 flossen in die Stiftung, die bis 2022 Studierende aus der Minderheit mit Legaten unterstützte.

Mehr als eine halbe Million Kronen sind über die Jahre in die Förderung junger Nordschleswigerinnen und Nordschleswiger geflossen.

Preis und Praktikum

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Kleine Stiftung – ein Problem

 

Dass die Stiftung dennoch aufgelöst wird, erklärt Siegfried Matlok unter anderem mit der finanziellen Lage.

„Wir kämpfen als kleine Stiftung mit der Niedrigzinslage und einem geringen Spendenaufkommen“, sagt Matlok. Dadurch wurden die zur Verfügung stehenden Mittel zur Verteilung immer geringer.

„Hinzu kommt, dass die Legate durch die Inflation ausgehöhlt wurden und die Jugendlichen von dem Betrag auch noch Steuern zahlen müssen. Es macht uns traurig, dass wir die Legate jetzt einstellen müssen, aber der Nutzen war inzwischen relativ begrenzt – obwohl auch der kleinste Betrag immer noch ein Gruß von der Minderheit war“, sagt der Vorsitzende der Stiftung.

Zusammenlegung war keine Option

Andere kleine Stiftungen kämpfen mit ähnlichen Problemen, so Matlok, der seit ein, zwei Jahren eine Auflösung der Stiftung untersucht hat, beziehungsweise die Fusion mit anderen kleinen Stiftungen der Minderheit. Dies war allerdings aus rechtlichen Gründen nicht möglich.

Dafür kam vom dänischen Justizministerium nun die Erlaubnis zur Auflösung. Die Stiftung kann über drei Jahre aufgelöst werden, indem die vorhandenen finanziellen Mittel ausgeschüttet werden.

Dabei muss der Zweck der Stiftung – die Förderung der deutschen Jugend in Nordschleswig, darunter auch die Förderung von Verbänden und Vereinen der Minderheit – weiterhin erfüllt sein.

Tobias Klindt wurde 2019 von Stiftungs-Vorstandsmitglied Ilse Friis mit dem Nordschleswig-Preis ausgezeichnet. Foto: Karin Riggelsen

„Klotzen statt kleckern"

Das Vermögen der Jes Schmidt Stiftung wird in drei größeren Portionen im Sinne von Jes Schmidt und seiner Arbeit verteilt – „klotzen statt kleckern", heißt es zum Abschluss der Stiftungsarbeit.

Empfänger sind das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig und die Deutsche Nachschule Tingleff, die diese beträchtlichen Spenden für besondere schulische Zwecke einsetzen können, sowie „Der Nordschleswiger" für die Fortbildung im Zuge der Digitalisierung – ganz konkret geht es um Video- und Podcast-Lehrgänge.

„Mit diesen Donationen entsprechen wir der Zielsetzung unserer Satzung, durch Projekte einen besonderen Einsatz für die Jugendarbeit in der deutschen Minderheit zu leisten“, so Matlok.

Neuer Verein führt zwei Aufgaben weiter

Demnach ist die jährliche Legatverteilung zwar abgeschafft, doch die Stiftung wird ihre Arbeit in einem Jes Schmidt Verein fortsetzen und sich auf die beiden anderen Standbeine konzentrieren.

Seit 2010 vergibt die Stiftung in Zusammenarbeit mit den Unternehmen Jebsen & Co. in Hongkong sowie Jebsen & Jessen in Singapur ein dreimonatiges Praktikum.

„Gerade jetzt ist eine junge Nordschleswigerin bei Jebsen & Co in Hongkong, und beide Firmenchefs, sowohl Hans Michael Jebsen als auch Heinrich Jessen, haben bestätigt, dass sie auch in den kommenden Jahren daran interessiert sind, die Praktika fortzusetzen“, sagt Siegfried Matlok.

Weiterhin Nordschleswig-Preis

Seit vielen Jahren vergibt die Jes Schmidt Stiftung außerdem den Nordschleswig-Preis an Personen oder Gruppen, die sich ehrenamtlich für die Jugendarbeit in der Minderheit einsetzen. Der Preis wird jedes Jahr in Verbindung mit dem Deutschen Tag in Tingleff verliehen und von der Apenrader Kreditbanken finanziell unterstützt.

„Auch daran möchten wir festhalten“, sagt Siegfried Matlok, der sich für die Spenden der vergangenen Jahrzehnte bedankt – namentlich bei dem großen Gönner Peter Iver Johannsen, aber auch bei allen anderen, etwa dem jungen Nordschleswiger, der im vergangenen Jahr der Stiftung eine Spende zukommen ließ.

„Viele mögen Jes Schmidt heute nicht mehr kennen, aber wir wollen die Arbeit in seinem Sinne fortsetzen und damit seine Geschichte am Leben erhalten“, erklärt Siegfried Matlok.

Zur Gründung des Jes Schmidt Vereins kommt es, wenn die Stiftung endgültig aufgelöst worden ist.

 

 

 

 

Die Jes Schmidt Stiftung

Jes Schmidt wurde 1916 geboren und war in den Nachkriegsjahren eine zentrale Figur beim Wiederaufbau der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Hauptamtlich war er von 1953 bis zu seinem Tode am 1. August 1979 Chefredakteur des „Nordschleswigers“, der Tageszeitung der deutschen Minderheit.

Ehrenamtlich setzte er sich als Vorsitzender des Deutschen Jugendverbands für Nordschleswig (1947-1961) sowie als Vorsitzender des Volkshochschulvereins (1951-1979) ein. Er war maßgeblich an der Gründung der Deutschen Nachschule Tingleff beteiligt.

Überdies hatte Jes Schmidt eine wichtige politische Rolle in der Minderheit. Er war Stadtratsmitglied für die Schleswigsche Partei in Apenrade (1958-1970) und nach der Kommunalreform 1970 Vizebürgermeister in der neuen Kommune Apenrade.

Außerdem war Jes Schmidt von 1973 bis zu seinem Tod Folketingsmitglied im dänischen Parlament – ein Mandat, das er und die Schleswigsche Partei über eine Zusammenarbeit mit den Zentrumsdemokraten (CD) erreicht hatten.   

Nach dem plötzlichen Tod von Jes Schmidt wurde Siegfried Matlok Chefredakteur. Um die Arbeit von Jes Schmidt vor allem im Jugendbereich weiterzuführen, wurde die Jes Schmidt Stiftung ins Leben gerufen.

Die Stiftung entwickelte über die Jahre drei Standbeine: die Förderung von Studierenden durch Legate, die Verleihung des Nordschleswig-Preises und ein Auslandspraktikum in Zusammenarbeit mit den Firmen Jebsen & Co sowie Jebsen & Jessen.

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