Zwei Öfen und eine Photovoltaikanlage

Neues CO2-neutrales Krematorium in Apenrade soll Entlastung bringen

Neues CO2-neutrales Krematorium in Apenrade soll Entlastung bringen

Neues CO2-neutrales Krematorium in Apenrade soll Entlastung bringen

Gesche Picolin
Gesche Picolin Journalistin
Apenrade/Aabenraa
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Die Apenrader Feuerbestattungsanlage ist an ihre Grenzen gestoßen – sie bleibt erhalten, wenn demnächst unweit eine neue gebaut wird. Foto: K. Riggelsen

Apenrade erhält eine zusätzliche Einäscherungsanlage. Die CO2-neutrale Anlage soll mit Photovoltaik betrieben werden und Angehörigen durch eine Neuerung einen besseren Abschied ermöglichen.

„Vor einiger Zeit hatten wir einen kleineren Einsturz im Mauerwerk des Ofens, da war der Ofen dann eine Woche lang aus“, erinnert sich Morten Hansen, Verwaltungschef der Apenrader Kirchengemeinde Aabenraa Sogn. „Anschließend mussten wir über Monate Überstunden machen, da ging es um 5 Uhr los mit dem Einäschern, und Schluss war erst um 22 Uhr. Das konnten wir gerade noch schaffen.“ 

Die Rede ist vom Apenrader Krematorium, das an seine Kapazitätsgrenze gestoßen ist. Die Zahl der Einäscherungen in der Apenrader Feuerbestattungsanlage ist von 1.682 im Jahr 2014 auf 1.884 im Jahr 2017 gestiegen. Das sprengte den vorgesehenen Rahmen: Denn das hiesige Krematorium ist nur für 1.700 Einäscherungen jährlich ausgelegt. 

Lösung gefunden

Jetzt ist eine Lösung in greifbare Nähe gerückt: Ein neues 441 Quadratmeter großes Krematorium ist bewilligt worden. Zeni Arkitekter hat den Bau entwickelt. Erwartet wird, dass das Gebäude zum Jahreswechsel 2019/2020 in Gebrauch genommen werden kann. Derzeit suchen die Architekten nach Handwerkern, die die Aufgabe ausführen können.

Eine Feuerbestattungsanlage funktioniert durch Brennstoff und Elektrizität. Das künftige Krematorium in Apenrade wird durch Biotreibstoff und Energie aus der eigenen Photovoltaikanlage auf dem 380 Quadratmeter großen Dach laufen. „Soweit wir wissen, planen wir hier vermutlich gerade Nordeuropas erstes CO2-neutrales Krematorium“, so der Beamte nicht ohne Stolz.

So wird das künftige Gebäude aussehen. Foto: Zeni Arkitekter

Bedarf wächst

„In Jütland wächst der Bedarf nach Einäscherungen, obgleich wir tendenziell 20 Jahre hinter Kopenhagen liegen“, weiß Hansen, und ergänzt: „Wir sehen hier eine gesellschaftliche Tendenz.“ In den vergangenen zehn Jahren ist die Entwicklung hin zur Einäscherung auf Seeland um 3,6 Prozent auf 89,8 Prozent gestiegen, wohingegen im gleichen Zeitraum westlich des Großen Belts ein noch stärkerer Anstieg von 65,8 auf 77,1 Prozent zu verzeichnen war.

Laut Statistikbehörde Danmarks Statistik wird die Zahl der Toten über die kommenden 20 Jahre von heute etwa 55.000 auf etwa 66.000 im Jahr 2038 steigen. Der Wunsch nach Einäscherung ist in Dänemark gestiegen. Wollten dies im Jahr 1990 noch 68 Prozent, wurde im Jahr 2015 etwa 82 Prozent der Wunsch erfüllt. Hansen bestätigt: „Wir haben eine gesellschaftliche Verpflichtung.“

Was wird neu?

Was wird neu sein im neuen Krematorium? Im künftigen Gebäude wird es einen Raum geben, wo die Angehörigen den allerletzten Abschied nehmen können. Sie können nach der Trauerfeier dabei sein, wenn der Sarg per Knopfdruck angehoben und in einen der beiden stählernen Öfen gefahren wird.

Den Sinn des Abschiedsraums erklärt der Beamte anhand zweier Beispiele: „Bei einer Beerdigung stehen alle am Grab. Der Pastor wirft  die letzten Schaufeln Sand in die Kuhle. Dann geht die Trauergemeinde Kaffee trinken, und wenn sie wiederkommt, ist die Kuhle zu“, so Hansen. „Bei einer Einäscherung aber wird der Sarg weggefahren, und die Hinterbliebenen fragen sich, was dann damit geschieht. Ich bin schon von Angehörigen angerufen worden, die fragten, wo der Großvater jetzt ist. Dann sage ich, er liegt bei uns im Kühlraum.“ Das wird anders werden mit dem Abschiedsraum, wo die Angehörigen einen endgültigen Abschied vom Sarg nehmen und zusehen können, wie dieser im Ofen verschwindet.

Das Gebäude im Querschnitt. Foto: Zeni Arkitekter

So sieht das neue Gebäude aus

Und wie sieht das künftige Gebäude aus? Die Apenrader Feuerbestattungsanlage wird im bewaldeten Stück am Vestvejen gebaut, unweit des jetzigen Krematoriums, welches erhalten bleibt. Es wird ein asymmetrisches Ziegelgebäude sein mit Schrägdach. An der Schräge wird kunstvolles Ziegelmuster eingebaut. 

Drinnen gibt es einen Eingangsbereich über die gesamte Breite, hier ist etwa mittig der Eingang für Trauernde. Von hier gehen sie weiter in den oben beschriebenen Abschiedsraum. Durch eine Glasscheibe sehen sie in den Raum mit den zwei Öfen. Denn das kommende Haus wird zwei Öfen haben. Diese haben eine Gesamtkapazität von 3.400 jährlichen Einäscherungen. Dies wird eine Erleichterung für die Angestellten, wenn zeitgleich zwei Öfen in Betrieb sind. 34 Millionen Kronen wird der Bau kosten, davon steuert der Bauherr Aabenraa Sogn 7 Millionen Kronen bei. 
Als Fazit fügt Hansen noch lachend auf Deutsch hinzu: „Ein rundum vernünftiger Zweckbau!“ 

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