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„Bis zum bitteren Ende: Putins Optionen führen allesamt in die Sackgasse“

Bis zum bitteren Ende: Putins Optionen führen allesamt in die Sackgasse

Nur Sackgassen für Putin

Jan Diedrichsen
Jan Diedrichsen
Brüssel/Apenrade
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Jan Diedrichsen widmet sich in seiner Kolumne erneut dem Krieg in der Ukraine und vor allem dem Mann, der diesen Krieg zu verantworten hat.

Die Bilder aus dem Kriegsgebiet, Menschen auf der Flucht, das Leid und Elend werden von Tag zu Tag unerträglicher; das tragische Schicksal der Ukrainerinnen und Ukrainer ist in Worte kaum zu fassen. Ihr Mut und ihr Widerstandswille schier grenzenlos.

Der von Putin begonnene „Blitzkrieg“ entwickelt sich in einen zermürbenden Abnutzungskrieg mit keinem militärischen Ende in Sicht. Die Ukraine – Armee und Bevölkerung gleichermaßen – wird kämpfen bis zum Ende; das muss mittlerweile auch den Hardlinern im Kreml aufgegangen sein.

Doch was nun? Was sind die Optionen des Kremls? In den Medien konkurrieren die Putin-Analysten, die für sich beanspruchen, einen Einblick in die Gedankenwelt des Diktators zu haben. Die eine „Schule“ spricht von einem weiterhin rational abwägenden Mann, der nicht die Selbstzerstörung suchen wird.

Die andere Fraktion sieht einen mehr oder weniger im Wahn geistig gestörten Nero-Verschnitt, der nicht mehr mit rationalen Kategorien zu messen ist. Ich weiß nicht, wer recht hat. Aber egal welche Schablone man auf die Fakten anwendet, sind die Aussichten düster.

Einige Gewissheiten gibt es: Putin – ob nun rational handelnd oder im Größenwahn versunken – hat sich verkalkuliert. Den Krieg kann er nicht gewinnen. Er hat mit einem schnellen Vorrücken und einer Niederwerfung der Ukraine gerechnet. Sich dabei auf sein in den vergangenen Jahrzehnten hoch gerüstetes, durch zahlreiche Kriege (Tschetschenien, Ukraine, Syrien, Georgien) kampferprobtes Militär verlassend. Er hat die Bevölkerung in der Ukraine unterschätzt. Ihren Kampfeswillen nicht in Ansätzen antizipiert. Er hat die geschlossene Reaktion der Weltgemeinschaft und die Fähigkeit der Europäischen Union, im Verbund mit den USA eine weltweite Allianz gegen Russland zu schmieden, nicht vorhergesehen.

Putin wird vermutet haben, dass die USA und Europa nach der Ära Trump, der Covid-Pandemie und konstantem Selbstzweifel und Selbsthass nicht in der Lage sein werden, eine Gegenwehr zu organisieren. In allen Punkten hat sich Putin geirrt.

Doch was für Optionen bleiben dem Gewaltherrscher aus dem Kreml? Hier wird es düster. Ein „rationaler Diktator“ würde einsehen, dass er diesen Krieg nicht wird gewinnen können. Auch wenn er den organisierten militärischen Widerstand der Ukrainer brechen sollte, wie will er dieses Land auf Dauer kontrollieren? Nie werden die Ukrainer eine russische Besatzung akzeptieren.

Eine dritte Phase des Krieges wäre dann ein erbittert geführter Partisanenkampf. Russland ist zwar der drittgrößte Ölproduzent der Welt, aber die Wirtschaft hängt schon jetzt in den Seilen. Nur durch eine Militärdiktatur ließe sich die Macht im Land kontrollieren. Dafür fehlen Russland die Ressourcen.

Putin könnte versuchen, einen „gesichtswahrenden“ Abzug herbeizuführen; das scheint seine einzige „rationale“ Handlungsoption. Doch – und nun wird es wahrlich düster – ein Hauptgrund für die russische Aggression ist just die gefühlte Unterlegenheit und Demütigung der vergangenen Jahrzehnte durch „den Westen.“

Ein Abzug wäre die ultimative Demütigung und Kapitulation. Nichts deutet darauf hin, dass Putin diesen Weg einschlagen wird. Dann wäre nur noch eine Option übrig: die der Eskalationsspirale, des totalen Krieges. Das hieße, Zermalmung sämtlichen Widerstandes, die dabei zu begehenden Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung ignorierend – Beispiele hierfür kennen wir aus Tschetschenien und Syrien. Eine Ausweitung des Krieges auf die Republik Moldau, ein provozierter Flächenbrand auf dem Balkan – über die Republik Srpska initiiert, wären denkbar. Und die ultimative Eskalation: ein Angriff auf das Baltikum oder Polen. Eine Beschreibung dieses Szenarios verbietet sich förmlich. Doch die hektischen Reaktionen in den Hauptstädten Europas zeigen uns, dass diese Option nicht ausgeschlossen wird.

Ich gestehe, dieser Text ist dunkel und bitter, aber wir müssen uns auf das Schlimmste gefasst machen und darauf hoffen, dass in Russland, ob aus den Kreisen der Generalität oder der Oligarchen, diesem Wahnsinn ein Ende gesetzt wird.

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Lorcan Mensing
Lorcan Mensing Hauptredaktion
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