Leitartikel

„Urlaub oder Überleben“

Urlaub oder Überleben

Urlaub oder Überleben

Nordschleswig/Sønderjyllnd
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In vielen Bereichen der dänischen Gesellschaft denken Leute nicht an Urlaub, sondern sie stehen wegen der Corona-Krise so sehr unter Druck, dass sie ums Überleben kämpfen. Sie brauchen jetzt Lösungen – Urlaub hin oder her, schreibt Chefredakteur Gwyn Nissen.

Es mag sein, dass die Politik sich in den Sommerurlaub verabschiedet hat, doch für die Regierung in Dänemark bleibt in puncto Corona-Maßnahmen noch so einiges zu tun – Urlaub hin oder her.

Zum einen ist die Situation im Grenzland noch alles andere als normalisiert. Viele familiäre und freundschaftliche Verbindungen sind über Schleswig-Holstein hinaus immer noch unterbunden, und auch die Schließung von 8 der 13 Grenzübergänge bereitet immer noch Schwierigkeiten.

Die Politik lässt sich bei den Grenzkontrollen weiterhin von der Polizei diktieren, was an der Grenze möglich ist. Dadurch entstehen nicht nur am Wochenende Staus, sondern Tausende von Mitarbeiter, die täglich über die Grenze müssen, um ihren Job auszuüben, haben in diesen Wochen und Monaten längere Anfahrtszeiten.

An der Grenze kann vieles besser gemacht werden, allerdings muss die Politik dann Forderungen an die Polizei stellen – und nicht umgekehrt.

Auch die strengen Einreiseregeln – die strengsten in Europa – bereiten weiterhin Schwierigkeiten, unter anderem für Kurzurlauber aus dem Ausland und somit auch für die Tourismusbranche.

Im Mai gab es in Dänemark 1,9 Millionen Übernachtungen (Hotels, Campingplätze, Ferienhäuser etc.) weniger als im Vorjahr. Das merkt derzeit vor allem die Hotelbranche. Dort herrscht alles andere als Urlaubsstimmung, solange die Regierung an den strengen Corona-Maßnahmen festhält.

Vom gesundheitlichen Aspekt her mag es für die Regierung ein Balanceakt sein, doch einige Hoteliers kippen bald um.

Auch in der Kultur droht der Konkurs. Hier sind vor allem die Spielstätten betroffen. Sie gehen von einem konzertlosen Frühling direkt in die musikalische Sommerpause, und bevor sie im Herbst wieder richtig loslegen können, wird es für einige zu spät sein.

Die Regierung kann sich darüber freuen, dass die dänische Ökonomie die Corona-Krise besser überstanden hat als andere Länder, doch es ist noch zu früh, die Hilfspakete für die Wirtschaft einzustellen – und es müssen für einige Branchen ganz neue Pakete geschnürt werden.

Die Regierung mag nach einem dramatischen 2020 eine Verschnaufpause benötigen – und sie mag auch verdient sein. Aber es stehen noch Lösungen auf wichtige Herausforderungen aus, denn viele denken derzeit nicht an Urlaub, sondern nur noch ans nackte Überleben.

Das Coronavirus lässt derzeit keine Verschnaufpausen zu – weder gesundheitlich noch wirtschaftlich.

 

 

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