Leitartikel

„Sport als Normalität“

Sport als Normalität

Sport als Normalität

Nordschleswig
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Obwohl wir noch mitten in der Corona-Krise stecken, kehren wir auch langsam zu einem normalen Alltag zurück. Dazu gehört auch der Sport, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Es war in vieler Hinsicht ein merkwürdiges halbes Jahr mit dem Coronavirus. Die COVID-19-Krise hat unseren Alltag auf den Kopf gestellt. Schule, Arbeit, Freizeit, Sport, Unterhaltung, Familienleben. Vieles war in den vergangenen sechs Monaten anders als vorher.

Der Sport war dabei auch hart betroffen. Fitnesscenter mussten geschlossen bleiben, Mannschaftssport wurde abgesagt und im Fernsehen mussten Zuschauer mit alten Fußballspielen und Sport-Highlights der vergangenen Jahrzehnte vorlieb nehmen. Aber „Konserven“-Sport kann das Sport-Fieber der echten Fans nicht kurieren, und deshalb ist es gut, dass wir in diesen Wochen wieder zurückkehren können zu einem sportlicheren Alltag.

Als Medienmensch weiß ich, dass der Sport trennt. Entweder die Leser lieben die 22 Jungs, die hinter einem Ball herjagen, oder die Frauen, die sich den Handball zuspielen. Oder man empfindet die schönste Nebensache der Welt einfach als die überflüssigste Sache der Welt. Deshalb ist es heute im Fernsehen ganz gut geregelt, dass viele Spiele auf Sportkanälen gesendet werden, damit es noch einigermaßen sportfreie Oasen für andere gibt.

Doch wie auch Filme im Kino gesehen werden müssen, erlebt man den Sport am besten Live. Im Stadion, in der Halle, an der Bande. Der Sport lebt von Emotionen, und was Sportliebhaber in der Corona-Zeit durchmachen mussten, tat einfach weh bis tief in die Seele hinein: Die zuschauerlosen Aufeinandertreffen im Fernsehen waren einfach emotionslos.

Es fehlte etwas – und zwar die Zuschauer im Stadion. Die echten Fans, die mit ihrer Mannschaft mitfiebern, grölend, weinend, jubelnd. In diesen Tagen kehren die Zuschauer wieder in die Stadien zurück und damit auch die echte Stimmung, die uns nicht nur im Fernsehen gefehlt haben, sondern auch von den Akteuren in Stadien und Hallen vermisst wurden.

In Tondern werden Sonnabend 304 Zuschauer in die Halle gelassen. Das ist nicht einmal die Hälfte von dem, was in die Halle passt. Und im Stadion in Hadersleben wurden am Freitagabend 3.089 Fans auf die Ränge verteilt – zur Saisonpremiere zwischen Pokalsieger und Meister FC Midtjylland wäre normalerweise mindestens das Doppelte gekommen.

Aber die jetzige Corona-Situation lässt es noch nicht zu, die Sportstätten zu füllen – und das sollten alle akzeptieren. Es ist noch Vorsicht geboten.

Von denen, die einen Platz in den Hallen und Stadien ergattern konnten, können wir aber erwarten, dass sie den geballten Frust und die Lust der vergangenen Monate loswerden und für eine tolle Stimmung sorgen.

Willkommen zurück zur Droge Sport. Für viele ein weiteres Stückchen Normalität im Alltag.

 

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