Frust bei den Landwirten

Schlechtester Agrar-Herbst seit Gedenken und die Kartoffeln verfaulen

Schlechtester Agrar-Herbst seit Gedenken und die Kartoffeln verfaulen

Schlechtester Agrar-Herbst seit Gedenken und die Kartoffeln verfaulen

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Tingleff/Apenrade
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Foto: dpa

LHN-Pflanzenbauberater Peter Lorenzen hat in seinen rund 40 aktiven Jahren noch nie einen so feuchten Spätsommer und Frühherbst erlebt. Vor allem zwei Feldfrüchte machen den Landwirten Sorgen.

Rund 40 Jahre ist er schon als Pflanzenbauexperte für die Bauern dabei, aber so einen Spätsommer und Frühherbst hat Peter Lorenzen vom Landwirtschaftlichen Hauptverein für Nordschleswig (LHN) noch nie erlebt: Regen, Regen, Regen.

Die Felder saufen nach der Ernte weiter ab und können nicht bestellt werden. Für viele Saaten ist es zu spät, und die Bauern müssen sich auf Sommergetreide und weniger Ertrag in der nächsten Ernte einstellen.

Zudem liegen im nordschleswigschen Ackerboden noch jede Menge Kartoffeln, die zu verfaulen drohen. Und es stehen vielfach noch Pferdebohnen und Futtermais, die einfach nicht vom Feld geholt werden können. „Nein, so ein anhaltend schlechtes Wetter habe ich in meinen 40 Jahren noch nie erlebt. Das hat keiner erlebt“, so Peter Lorenzen vom LHN-Beratungscenter in Tingleff.

„Wasser bis zum Hals“

Vielen Bauern steht das Wasser auch rein mental bis zum Hals, weil sie nicht bestellen oder ernten können. Ob da viele anrufen beim LHN, um Krisenhilfe zu bekommen? „Nein, eigentlich nicht. Klar sind die Bauern frustriert, aber die meisten sitzen das zu Hause aus und warten, dass es besser wird“, so Lorenzen.

Für das Einbringen der Wintergerste ist der Zug abgefahren. Es geht nur 
noch Winterweizen und -roggen. Sollte man  bis zum November warten müssen, müsste man vorab mit rund zehn Prozent weniger Ertrag rechnen, so der Experte.

„Da muss man sich überlegen, ob es  nicht besser wäre, zu warten und auf Sommergetreide umzustellen“, so Peter Lorenzen. Vielfach müssen die Landwirte, die Ackerbohnen haben, diese so langsam abschreiben, wenn das Wetter nicht sehr bald besser wird.

Mais und Kartoffeln noch auf den Feldern

„Mais sollte man noch ernten können, obwohl der Futtermais langsam reif ist und vom Feld müsste“, meint Lorenzen vom LHN:
„So mancher versucht auch bei dieser Witterung, den Mais zu ernten, aber das schafft nicht viel, weil die Wagen nur halbvoll vom Feld kommen können – wenn überhaupt. Aber der Mais ist akut noch kein großes Problem.“
Ein dringenderes Problem sind die Industriekartoffeln. Von denen liegen noch sehr viele im nordschleswigschen Boden. Noch hat die Kartoffelmehlfabrik in Toftlund Vorräte, aber bald muss man hier auch pausieren.

„Ja, das Schlimmste sind die Kartoffeln. Wenn die nass geborgen werden, sind sie nicht lagerfest und riechen schon nach zwei bis drei Tagen. Sie müssen schnell verarbeitet werden“, so Lorenzen mit dem Hinweis, dass auch die Pflanzkartoffeln zum Problem werden, weil die unbedingt trocken aufgenommen werden müssen, um lagerfest zu sein:  „Die nächste Generation ist also auch in Gefahr.“

Speisekartoffeln werden in Nordschleswig laut LHN-Experte nur relativ wenig angebaut – außer im Garten. 
„Ob Speisekartoffeln diesen Winter teurer werden? Das glaube ich nicht, denn europaweit gibt es genug Kartoffeln. Da werden die  Preise also nicht unbedingt steigen. 
 

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