Grenzlandausstellung
„Eine Erfolgsgeschichte, in der Feinde zu Freunden werden“
„Eine Erfolgsgeschichte, in der Feinde zu Freunden werden“
„Eine Erfolgsgeschichte, in der Feinde zu Freunden werden“
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Deutsch-dänische Freundschaft – was viele heutzutage als selbstverständlich sehen, war nicht immer so. Eine Ausstellung über die Minderheiten passend zum 100-jährigem Jubiläum vergangenes Jahr zeigt die Beziehung zwischen den Menschen beider Länder im Laufe der Zeit.
„Besser spät als nie“, heißt es auch im Schleswig-Holsteinischen Landtag. Denn eine Ausstellung zum 100-jährigen Jubiläum der Grenzziehung im vergangenen Jahr wird dort mit Unterstützung der Investitionsbank Schleswig-Holstein präsentiert. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Exposition auf dieses Jahr verschoben werden.
Wie hat sich die Beziehung der Menschen nördlich und südlich der Grenze zueinander verändert? Was denken sie über das Leben in der Minderheit? Und wie entwickelte sich die gemeinsame Kultur? Auf all diese Fragen gibt die Ausstellung „Vom Grenzkampf zur kulturellen Freiheit – 100 Jahre Minderheiten im deutsch-dänischen Grenzland“ Antwort.
Bei der Eröffnungsveranstaltung am Montag gaben die Leiter des Danevirke Museums und des Deutschen Museums Nordschleswig, Vertreter der Minderheiten, der Investitionsbank Schleswig-Holstein und des Landtages eine kleine Einführung.
Der Abend beginnt
Um kurz vor 19 Uhr beginnt sich der Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landesparlaments zu füllen. Anders als normalerweise nicht mit Politikerinnen und Politikern, sondern mit Besucherinnen und Besuchern, die alle eins gemeinsam haben: Sie wollen mehr über das deutsch-dänische Grenzland der vergangenen 100 Jahre erfahren.
In Abendgarderobe setzen sie sich in die kreisförmig angeordneten Stühle, unterhalten sich auf Deutsch sowie Dänisch und warten gespannt auf den Beginn der Veranstaltung.
Kurze Zeit später ertönen ein paar leise Klänge: Die Sängerin Lene Krämer mit Gitarrenbegleitung durch Joachim Roth leiten die Veranstaltung mit dem deutsch-dänischen Stück „Meine Heimat ist der Norden“ ein.
Einleitende Worte
„Die 100-jährige Minderheit ist zeitlos und vor allem zeitlos aktuell“, erklärt die Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages Kirsten Eickhoff-Weber in ihrer Eröffnungsrede. Sie freut sich, dass die Ausstellung als erste öffentliche Publikumsveranstaltung im Landtag seit Beginn der Corona-Pandemie stattfinden kann.
Die Vorsitzenden der beiden Minderheiten-Vereine finden die Ausstellung wichtig. Gitte Hougaard-Werner, von dem Sydslesvigsk Forening, macht während ihrer Grußworte auf andere Minderheiten und Grenzgebiete aufmerksam. Nicht alle Minderheiten seien so gut akzeptiert, wie die Deutsche und Dänische.
Von Freundschaft und Frieden zu sprechen, entsteht nicht einfach mit einer Grenze.
Lars Erik Bethge
Doch sie macht auch deutlich, dass die Beziehung nicht immer so gut war, wie heutzutage. „Es ist eine Erfolgsgeschichte, in der Feinde zu Freunden wurden“, erklärt Hougaard-Werner.
Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger, begrüßt das Publikum zu Beginn seiner Großworte mit einem freundlichen „Mojn“ und sorgte so für ein Schmunzeln auf dem ein oder anderen Gesicht.
Jürgensen erzählte, dass er Freude an einer Durchführung einer solchen Veranstaltung in Präsenz habe. Außerdem erklärt er, wie wichtig die Ausstellung für die Minderheiten sei. „Nicht wir sind umgezogen, sondern die Grenze“, stellt der Vorsitzende fest.
Zwei Museen arbeiten zusammen
„Von Freundschaft und Frieden zu sprechen, entsteht nicht einfach mit einer Grenze“, erklärte der Museumsleiter Lars Erik Bethge, der mit Hauke Grella zusammen eine Rede hält.
Die beiden und ihre Museen arbeiteten zusammen, um das Projekt zu realisieren. Dabei war es ihnen wichtig, eine Zeitleiste zu zeigen. So sollen die Menschen erkennen, dass sich das Verhältnis zwischen den Minderheiten und der Mehrheitsbevölkerung, aber auch untereinander, im Laufe der Zeit verändert hat.
Ich bin froh über das große Interesse. Das zeigt einfach, wie weit wir gekommen sind.
Hinrich Jürgensen
Das Herzstück der Ausstellung ist für die beiden Männer die Porträt-Reihe „Gesichter 2020“, für die sich Personen aus der Minderheit bewerben konnten. Fotografen lichteten 20 Menschen mit ihren Lieblingsgegenständen oder an ihren Lieblingsorten ab und sie konnten ihre Geschichte erzählen. „Die ‚Gesichter 2020‘ zeigen Herzblut und Stolz“, so Bethge.
Nordschleswiger über die Ausstellung
„Ich bin froh über das große Interesse. Das zeigt einfach, wie weit wir gekommen sind“, erklärt Hinrich Jürgensen nach der Veranstaltung. Er ist glücklich über die vielen besetzten Stühle an dem Abend.
„Wir haben einfach eine gemeinsame Geschichte und diese Ausstellung schafft es, sie richtig darzustellen.“ Jürgensen selbst hatte bereits mehrfach angeregt, ein gemeinsames Geschichtsbuch für die deutsch-dänische Grenzregion zu schreiben. Dies ist bis jetzt noch nicht geschehen, aber die Ausstellung sei für ihn schon der Schritt in die richtige Richtung.
Auch Hauke Grella war sehr zufrieden mit den Besucherinnen und Besuchern. Für die Ausstellung waren ihm und seinem Kollegen wichtig, Fakten und zeitliche Gegenstände zusammenzubringen. „Minderheit ist für Außenstehende ein Konstrukt. Mit unserer Ausstellung sollen sie es verstehen lernen.“
Für die Zukunft plant er, die Ausstellung auch über die Grenze nach Dänemark zu bringen. Wo genau sie dann sein wird, steht jedoch noch nicht fest.
Ein gelungener Abend und Einstieg in die Exposition
Nach den Eröffnungsreden begaben sich die Besucherinnen und Besucher in die Ausstellung und schauten sie die Exponate an. Einige unterhielten sich noch mit den Rednerinnen und Rednern oder untereinander. Besonders beliebt war unter den Gästen die Porträt-Reihe, die schnell zum Gesprächsthema einiger Runden wurde.
Alles in allem waren die Veranstalter sowie die Besucherinnen und Besucher sehr zufrieden mit dem Abend. Sie sahen es als gelungenen Auftakt für die Grenzland-Ausstellung.