Dansk-tysk med Matlok

Hovmand: Dänische Regierung hat bei der deutschen Einheit nie gewackelt

Hovmand: Dänische Regierung hat bei der deutschen Einheit nie gewackelt

Hovmand: Regierung hat bei deutscher Einheit nicht gewackelt

DN
Kopenhagen
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Sven Erik Hovmand und Siegfried Matlok beim Fernseh-Interview auf Christiansborg Foto: DK4

Dänemark wird Angela Merkel vermissen, berichtet der ehemalige Venstre-Minister Sven Erik Hovmand auf DK4.

In seinem Haus in Ringsted hat ein graffitibemaltes Stück Berliner Mauer einen Ehrenplatz – aus zweifacher Hinsicht. Sven Erik Hovmand hat als 16-jähriger liberaler VU-er in Berlin den Mauerbau am 13. August 1961 mit eigenen Augen erlebt, und als dänischer Minister war er 1990 nach dem Mauerfall besonders aktiv in Deutschland. In der Fernsehsendung „Dansk-tysk med Matlok“ auf DK4 sprach der langjährige Venstre-Politiker am Donnerstagabend über „einen der wichtigsten Augenblicke in seinem politischen Leben“ – und auch über die Haltung der dänischen Regierung zur deutschen Wiedervereinigung vor 30 Jahren.

Angesprochen auf unterschiedliche Auffassungen zwischen dem konservativen Staatsminister Poul Schlüter und Außenminister Uffe Ellemann-Jensen (Venstre) in Fragen der deutschen Einheit sagte Hovmand, er habe als damaliger stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Venstre keine Widerstände in der Regierung registriert. „Es gab kein Wackeln in unserer Haltung. Über das Tempo im Einheitsprozess mag intern diskutiert worden sein, aber im Ziel, die deutsche Wiedervereinigung aus dänischer Sicht voll zu unterstützen, waren sich Schlüter und Ellemann einig“, betonte Hovmand.

Dänemark und der DDR-Plattenbau

Seit 1990 gehörte Hovmand dem Kabinett Schlüter als Wohnungsbauminister an, und seine erste Auslandsreise ging nach Berlin, nicht nur als Mauerspecht. Deutschland, besonders aber Berlin waren in hohem Masse an dänischer Bau-Expertise interessiert. Eine deutsche Delegation besichtigte mit ihm in Kopenhagen modernen Wohnungsbau, um mit den dort angewandten dänischen Dachkonstruktionen die Probleme im ostdeutschen Plattenbau zu lösen, der mit Regen und Kälte in den Wohnungen zu kämpfen hatte. Stolz verweist Hovmand darauf, dass der dänische Bau-Export nach Deutschland vorübergehend sogar die Höhe der Agrar-Ausfuhren seines Landes nach Deutschland erreichte.

Hovmand bekleidete drei Ministerposten, war verantwortlich für die Bereiche Energie, Wohnungsbau und Steuern bis 2004. Vorübergehend war er Fraktionsvorsitzender von Venstre, Chef des politischen Kontrollausschusses für die Nachrichtendienste sowie Vorsitzender in der parlamentarischen Versammlung im Ostseeraum.

Wehmut bei Merkel-Abschied

Dem unmittelbaren Nachbarn Deutschland galt stets das besondere Interesse des auf Lolland gebürtigen liberalen Politikers. Mit Wehmut, so berichtet er im Fernsehinterview mit Siegfried Matlok, denke er schon jetzt daran, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel im nächsten Jahr ausscheiden wird. „Sie hat viel Gutes geleistet, und wenn sie aufhört, dann werden wir sie vermissen, und es wird schwer, die Frage ihrer Nachfolge zu lösen. Dänemark hatte stets ein gutes Verhältnis zu Angela Merkel – und das galt auch umgekehrt. Dänemark und Deutschland bilden heute in vielen Fragen eine Koalition in Europa.“

Das Interview mit Sven Erik Hovmand finden Sie unter https://youtu.be/PxZNouw_7YI.

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