Gesundheit

Prominenter Sozialdemokrat sieht neue Chance für Strahlentherapie in Flensburg

Prominenter Sozialdemokrat sieht neue Chance für Strahlentherapie in Flensburg

Prominenter Sozialdemokrat sieht neue Chance für Strahlentherapie in Flensburg

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: dpa

Durch die Abschaffung der zweiprozentigen Produktivitätsforderung könnte eine Behandlung dänischer Patienten in Flensburg wieder möglich werden, meint Jørn Lehmann Petersen, die Nummer zwei auf der Regionsliste der Genossen. Regionschefin Stephanie Lose ist überrascht von der Idee.

 „So etwas soll man nicht nur anhand von Kalkulationstabellen, sondern auf der Grundlage von Haltungen machen. Was sollen wir sonst mit Politikern.“ So die nordschleswigsche Spitze der Sozialdemokraten bei der kommenden Regionswahl in Süddänemark, Ex-Bürgermeister Jørn Lehmann Petersen aus Broacker, der die Nr. zwei auf der Regionsliste der Genossen ist. Er reagiert damit auf die Frage des Nordschleswigers, ob SP-Spitze Gösta Toft nicht recht hat, wenn er vorrechnet, dass die dänische Seite mit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit – mit den deutschen Pendlern etc. – einen Milliarden-Gewinn macht. Da sollte man dann beispielsweise in Sachen Strahlenbehandlung in Flensburg nicht so kleinlich sein, indem man diese abschaffte, nur um eine Million Kronen zu sparen im Budget 2017.

Aus eigener Erfahrung

„Ja, ich war auch dagegen, dass wir die Strahlenbehandlung opferten, denn ich weiß aus eigener Erfahrung,  dass der Weg nach Odense oder Vejle sehr weit ist, wenn man krank ist. Da ist es für Patienten nah an der Grenze wesentlich angenehmer, wenn man in Flensburg behandelt werden kann.

Aber als wir 160 Millionen sparen sollten, zählte jede Krone. Es war eine sehr unbehagliche Situation. Trotzdem plädierte ich dafür, dass wir an Flensburg festhalten sollten. Aus  Rücksicht auf die Patienten, aber auch weil die Strahlenbehandlung einer der wenigen konkreten Erfolge der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit war.
Aber für diesen Gesichtspunkt gab es keine Mehrheit, und ich folgte daher der Vorgabe der Fraktion.
Auch weil wir Kapazität in Vejle hatten und haben.“

Neue Chance

Aber nachdem nun beschlossene Sache ist, dass die sogenannte zweiprozentige Produktivitätsforderung ab Neujahr abgeschafft wird, sieht Lehmann Petersen eine Chance für eine Wiederaufnahme der Flensburger Strahlentherapie.

„Denn nun sind die Krankenhäuser nicht mehr auf relativ leicht gemachten Umsatz angewiesen, um die Vorgaben zu erfüllen. Es ist gut möglich, dass es nun generell einfacher wird, wieder dezentraler zu behandeln, während  weiter zentral diagnostiziert wird. Das gilt auch für dänische Patienten in Flensburg. Was spricht dagegen, dass langfristig eine Strahlenkanone in Sonderburg  steht? Wenn man ein Auto auf dem Mond von der Erde aus steuern kann,  sollte man auch eine Strahlenkanone in Sonderburg von Odense aus steuern können. Das wird noch dauern, aber bis dahin bin ich dafür, dass wir die Zusammenarbeit mit Flensburg wieder aufnehmen.

Ich will aber gleichzeitig die deutsche Seite dazu auffordern, dass man dort endlich politische Beschlüsse trifft, um auch deutsche Patienten nach Dänemark zu schicken – um sich nicht immer  vom Veto der deutschen Krankenkassen abhängig zu machen.

Auf jeden Fall meine ich, dass wir konkret daran arbeiten sollen, die Flensburger Strahlenbehandlung wieder anzubieten. Man kann ja hoffen, dass unsere Ökonomie sich verbessert hat“, so der  Genosse  aus Broacker  – ohne Kalkulationstabelle. 

Lose ist überrascht

Die Vorsitzende der Region Süddänemark, Stephanie Lose (V), versteht nicht, wieso Genosse Jørn Lehmann Petersen  die Wiederaufnahme der Strahlenbehandlung in Flensburg andenkt.

„Meines Erachtens gibt es da nichts Neues. Venstre machte als einzige Partei damals den konkreten Vorschlag,  an der Strahlenbehandlung festzuhalten. Dafür gab es keine Mehrheit. Wenn man das wieder will, muss man eine Finanzierung anweisen, denn es gibt einen Budgetvergleich. Ich kann nicht sehen, was die Sache  mit der Produktivitätsforderung zu tun haben könnte. Denn in Vejle gab und gibt es kein Problem mit der Produktivität – ganz im Gegenteil.“

Angesprochen auf die von Gösta Toft angekreidete Kleinlichkeit in Sachen grenzüberschreitende Zusammenarbeit, stellt Lose nochmals fest: „Venstre  machte ja damals just den konkreten Vorschlag, an Flensburg festzuhalten, weil es ärgerlich ist, dass der Austausch im Gesundheitsbereich nicht ausgebaut wurde. Ich bin da also nicht der richtige Ansprechpartner, denn wir hatten den Willen weiterzumachen“, so Stephanie Lose auf Anfrage des Nordschleswigers. Im laufenden Wahlkampf könne man sich über das Thema ja noch austauschen.

 

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