101 Jahre Volksabstimmung
Deutscher Staatsbesuch in Hadersleben – ohne Bundesflagge
Deutscher Staatsbesuch in Hadersleben – ohne Bundesflagge
Deutscher Staatsbesuch in Hadersleben – ohne Bundesflagge
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Man muss schon mehr als 100 Jahre zurückblicken: Das Aufgebot an Politprominenz in Hadersleben zum 13. Juni ist ohnegleichen in jüngerer Zeit. In doppelter Hinsicht. Wenn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 13. Juni den Festgottesdienst im Dom zu Hadersleben besucht, bleibt die Bundesflagge im Schrank – mit Rücksicht auf das Gleichgewicht.
101 Jahre ist es her, dass Nordschleswig erneut ein Teil des dänischen Königreiches geworden ist. Die Feierlichkeiten zum großen Grenzlandjubiläum im Vorjahr fielen der Corona-Pandemie zum Opfer.
Jetzt werden sie mit einem umfassenden Festprogramm nachgeholt. Man muss dabei mehr als 100 Jahre zurückblicken, um ein ähnliches Aufgebot an Prominenz aus Politik und Königshaus in Hadersleben auszumachen.
Rot-weißes Fahnenmeer und kein Platz für Bundesflagge
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird unter den ca. 160 Teilnehmern des Gottesdienstes im Dom zu Hadersleben sein, der anlässlich der Festlichkeiten zum 101. Jahrestag der Volksabstimmung gefeiert wird. Hadersleben wird aus diesem Anlass in ein rot-weißes Meer von Fahnen getaucht sein.
Ein Gebot der Höflichkeit
Die Bundesflagge wird, das ist das Ergebnis der Generalprobe in Hadersleben, allerdings nicht darunter sein. Dies stößt auf Verwunderung: Ist es doch gemäß dem Protokoll des dänischen Außenministeriums üblich, bei Besuchen von Staatsoberhäuptern anderer Länder mit der jeweiligen Landesfahne zu flaggen.
Uwe Jessen, Generalsekretär des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), kann angesichts dieser Entscheidung – ein Jahr nach dem deutsch-dänischen Freundschaftsjahr – nur den Kopf schütteln: „Das Flaggen hat in diesem Fall nichts mit Deutschland oder gar der Minderheit zu tun. Es ist schlicht ein Gebot der Höflichkeit.“
Bis ins kleinste Detail geplant
In der Vorwoche traf sich ein ca. 50-köpfiges Team, bestehend aus Repräsentanten des dänischen Außenministeriums, des königlichen Hofes, der Kommune Hadersleben, der Domgemeinde und von „Genforeningssekretariatet“, um die vielen Details in Verbindung mit dem Besuch der königlichen Familie und des deutschen Staatsoberhauptes zu klären.
Auch das Hissen der Bundesflagge war ein Punkt der Diskussion, die allerdings extrem kurz ausfiel: Die deutsche Fahne wird nicht gehisst, wenn Steinmeier unter anderem in Begleitung der dänischen Staatsministerin Mette Frederiksen und des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Daniel Günther, die Domstadt besuchen wird.
Eine Sache des Gleichgewichts
Mit einer Erklärung versucht sich der Leiter von „Genforeningssekretariatet“, Flensburgs früherer Oberbürgermeister Simon Faber: „Es ist eine gemeinsame Entscheidung. Wir müssen diesen Festtag als Ganzes betrachten. Ein dänischer Wiedervereinigungstag mit deutschem Staatsbesuch. Es geht darum, die Balance zu wahren – und ich finde, dass dies bei der Programmgestaltung richtig gut gelungen ist.“
Gebet auf Deutsch
Faber verweist darauf, dass der deutsche Aspekt bei den Festlichkeiten keineswegs vernachlässigt werde und führt unter anderem den deutsch-dänischen Gottesdienst als Beweis an: Christa Hansen, die Pastorin des deutschen Teils der Domgemeinde, wird auf Deutsch beten!
Selbstverständlich: Wittenberg flaggt mit Dannebrog
Ungeachtet dessen reagierte auch die Repräsentantin des deutschen Teils der Domgemeinde verwundert darauf, dass die Ehrbezeugung, die man Staatsoberhäuptern bei Besuchen in Dänemark üblicherweise gewährt, Bundespräsident Steinmeier verwehrt bleiben soll: „Als wir vor fünf Jahren zum Reformationsfestgottesdienst in der Partnerstadt Wittenberg weilten, wehte dort der Dannebrog. Das ist eine Geste der Selbstverständlichkeit, über die man normalerweise nicht zu diskutieren braucht.“
Bürgermeister wendet sich an dänisches Außenministerium
Sekretariatschef Faber verrät nicht, wer sich gegen das Hissen der Bundesflagge ausgesprochen hat.
Nur so viel: „Die Kommune Hadersleben war es nicht“, betont Bürgermeister H. P. Geil (Venstre). Auch er hatte sich über die Entscheidung gewundert. Auf Nachfrage des „Nordschleswigers“ am Dienstag reagierte das Kommunaloberhaupt umgehend.
Eine Nummer zu groß
Er hat seine Verwaltung gebeten, sich diesbezüglich an das dänische Außenministerium zu wenden. Schließlich solle bei einem historischen Ereignis wie diesem alles seine Richtigkeit haben: „Das hier ist eine Nummer zu groß für uns. Wir können diesmal leider kein Handbuch aus der Schublade ziehen und nachlesen, wie wir einen Fall wie diesen das letzte Mal gehandhabt haben. Es ist das größte Event seit über 100 Jahren.“