Kultur

Deshalb setzt Hadersleben uns eine alte Skulptur vor

Deshalb setzt Hadersleben uns eine alte Skulptur vor

Deshalb setzt Hadersleben uns eine alte Skulptur vor

Hadersleben/Haderslev
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Die Hoffnung ist groß, dass die Statue am neuen Standort mehr Beachtung findet. Foto: Amanda Klara Stephany

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Kunst am neuen Ort: Das Werk einer bekannten dänischen Künstlerin bekommt seinen Staub weg und darf endlich wieder ins Rampenlicht. Was das Werk überhaupt in der Versenkung zu suchen hatte und wieso jetzt alles am neuen Standort besser werden soll hat „Der Nordschleswiger“ nachgefragt.

„Kunst lebt von Sichtbarkeit, deswegen sind wir umso glücklicher, dass der neue Standort so zentral ist“, erklärt Kjeld Thrane, Vorstand des Haderslebener Kultur- und Freizeitausschusses auf die Frage, weshalb man denn unbedingt eine Skulptur innerhalb der eignen Stadt umsiedeln muss.

Zur Einweihung der Skulptur „Effort Commun“ von Sonja Ferlov Mancoba am Alten Hafenamt (Det gamle Havnekontor) gesellten sich am Montagnachmittag auch Nässe und Kälte. Das schreckte zahlreiche Kunstinteressierte nicht ab. Ein Zeichen für die Wichtigkeit der Skulptur? 

 

 

 

Kjeld Thrane ist überzeugt vom neuen Standort. Foto: Amanda Klara Stephany

Jahre in der Versenkung 

Für eine Skulptur ihrer Größe hat die „Effort Commun“ in Hadersleben schon relativ viele Orte gesehen. 

Als die Stadt das Kunstwerk in den 80ern erwarb, als eine von fünf Kopien der eigentlichen, originalen Skulptur, fand man schnell einen Platz für sie: das Rathaus in Hadersleben.

Dort stieß sie trotz hohem Bekanntheitsgrad der Künstlerin auf wenig Beachtung. Und wurde letztendlich wieder abgebaut. 

Bo Morthorst Rasmussen hat zur Feier einen Literaturtipp mitgebracht: „Kriger uden maske“ von Hanne Vibeke Holst Foto: Amanda Klara Stephany

Ein neuer Ort, ein neuer Anfang 

Nach dem Abbau landete die Skulptur erstmal im Nirwana, beziehungsweise verstaut unter einer Treppe. Denn niemand wusste so recht, wo man sie neu platzieren sollte. Zwischen Mottenkugeln und einem „Was sollen wir nun mit der Skulptur machen?“ ließ man das Kunstwerk erstmal stehen.

Bo Morthorst Rasmussen, Mitglied des Kultur- und Freizeitausschusses und Dozent an der UC SYD, konnte und wollte sich die Zwischenlösung nicht mehr mitansehen. Und engagierte sich intensiv für einen neuen Standort: 

„Sonja Ferlov Mancoba war eine wichtige Figur für die dänische moderne Kunst. Es wäre eine Schande gewesen, einem ihrer bekannten Werke nicht den gebührenden Respekt vorzuweisen. Wir haben hier mit der Skulptur ‚Effort Commun‘ ein Stückchen Kunstgeschichte in Hadersleben.“

 

Wir haben mit der Statue ‚Effort Commun‘ ein Stückchen Kunstgeschichte in Hadersleben.

Bo Morthorst Rasmussen, Mitglied des Kultur- und Freizeitausschusses Hadersleben
Zwischen Nieselregen und Kälte wurden viele Selfies vor der Statue gemacht - viel Aufmerksamkeit nach Jahren mit kaum Beachtung. Foto: Amanda Klara Stephany

Lobeshymnen an die Künstlerin 

Bo Morthorst Rasmussen betonte fortwährend die Wichtigkeit der Künstlerin und hatte für die Besucherinnen und Besucher auch gleich einen heißen Literaturtipp:

„In diesem Jahr ist „Kriger uden maske“ von Hanne Vibeke Holst erschienen. In dem Buch erfährt man einiges über Sonja Ferlov Mancoba. Perfekt also, wenn man heute nicht genug kriegen sollte."

 

 

Bo Morthorst Rasmussen freut sich sehr über die Aufmerksamkeit für Sonja Ferlov Mancoba. Foto: Amanda Klara Stephany

Sonja Ferlov Mancoba, 1911-1984

Die dänische Künstlerin und Bildhauerin Sonja Ferlov Mancoba war eine Vorreitern der Modernen Kunst in Dänemark. Während ihrer Studienjahre, die sie unter anderem an der Königlich Dänischen Kunstakademie und in Paris verbrachte, entwickelte Sonja Ferlov Mancoba eine Vorliebe für Skulpturen und Surrealismus. Ihre Skulpturen sind an afrikanischen und mexikanischen Masken orientiert, die die Künstlerin seit Kindesbeinen her kannte.  Foto: Erik Petersen/Ritzau Scanpix

Wissenschaftliche Einbettung 

Der Haderslebener Kunstverein (Haderslev Kunstforening) hatte zudem die Kunsthistorikerin Nynne Sanderbro Martinusen eingeladen, die einen kleinen Vortrag zum Werdegang und zu den Einflüssen Sonja Ferlov Mancobas hielt.

Viel wurde an diesem Nachmittag getan, um das Interesse für die Kopenhagenerin zu schüren. Nicht noch einmal wollte man den Fehler begehen, dem Werk und der Künstlerin zu wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Und einen weiteren Misserfolg zu riskieren. 

Im Kunsthaus hatten die Gäste die Möglichkeit, mithilfe eines Kurzfilms mehr über Sonja Ferlov Mancoba zu erfahren. Foto: Amanda Klara Stephany

Kurzkommentar: Recyceln mal anders

Aus Alt mach Neu

Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken und die Skulptur unter der Treppe sich selbst zu überlassen, wurde ein Neuversuch gestartet. Ein neuer Ort, ein neues Ich - oder so ähnlich. Also eigentlich tut die Kommune damit genau das, was man jedem Menschen auch nach einem Misserfolg raten würde: Steh wieder auf. Oder im Fall der Skulptur: Lass dich wieder aufstellen! Motivierend oder etwa nicht?

Sollten wir nun alle mehr sein wie die Skulptur? Vielleicht ja, Wiederaufstehen und es woanders versuchen kann befreiend sein. Für Skulpturen und für den Mensch. 

Ein Anfang wäre eventuell ein Besuch der Skulptur am alten Hafenamt. Als Unterstützung für die vorbildhafte Skulptur. Und für ein neues Bild auf den sozialen Medien. Win-win für alle Parteien also. /aks

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