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Mit Gerda und viel Elan: Umzug auf die Insel Aarö

Mit Gerda und viel Elan: Umzug auf die Insel Aarö

Mit Gerda und viel Elan: Umzug auf die Insel Aarö

Aarö/Aarø
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Frischgebackene Insulaner: Kenneth Andersen und seine Lebens- und Geschäftspartnerin Katja Brohus Lerche Nielsen im Café Brummers Gaard Foto: Ute Levisen

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Seine Sprachen-App hat Kenneth Andersen auf Deutsch eingestellt, denn, so räumt er ein, seine Sprachkenntnisse sind ein wenig „eingerostet“. Am vergangenen Wochenende setzten der gelernte Tischler und seine Lebenspartnerin Katja Brohus mit der Fähre auf die Insel Aarö über. Die jungen Leute sind gekommen, um zu bleiben.

Gute Nachrichten für Aarö: Seit dem vergangenen Sonntag hat die „Perle im Kleinen Belt“, wie Aarö auch genannt wird, zwei Einwohner mehr – sehr junge noch dazu. Dem Anwohnerverein von Aarö dürften die Neuankömmlinge überaus willkommen sein: Er hat es sich auf die Fahnen geschrieben, vornehmlich junge Menschen für ein Leben auf der Insel zu begeistern.

Generationenwechsel vor historischer Kulisse

Kenneth Andersen und Katja Brohus Lerche Nielsen übernehmen als Pächter „Brummers Gaard“, dessen Café und Kulturscheune vielen Menschen im Landesteil über die Grenzen der Kommune Hadersleben hinaus ein Begriff sein dürfte. Ab 1. April, pünktlich zum Saisonbeginn, sind die beiden Herr im eigenen Haus, sprich von Brummers Gaard, und treten damit die Nachfolge von Marianne Weimann und Karsten Hansen an.

 

Das denkmalgeschützte Wohnhaus ist das private Domizil des Paares. Foto: Ute Levisen

Keine Arbeitswoche von 37 Stunden

Die jungen Leute wissen, worauf sie sich einlassen: „Wir haben in unserem ganzen Leben noch keine 37-Stunden-Arbeitswoche gehabt“, sagt Kenneth Andersen: „Eher 80 bis 100.“


Er ist gelernter Zimmerer – Katja Brohus ausgebildete Köchin. In der Kleinstadt Slangerup auf Nordseeland sind sie aufgewachsen – und sie haben in den vergangenen Monaten bewiesen, dass sie nicht nur privat, sondern auch beruflich für einen Paarlauf wie geschaffen sind. Gemeinsam hat das Paar einige Monate das Café eines Tennisklubs bewirtschaftet – bis sich ihm die Chance für einen beruflichen Neuanfang bot: Brummers Gaard auf der kleinen Insel weit weg von der Heimat zu übernehmen.

Die Ruhe vor dem Sturm auf der Insel Aarö. Am 1. April beginnt dort die Saison. Foto: Ute Levisen

Visionär und Pragmatikerin im Paarlauf

„Kenneth hat die Visionen – ich hole ihn gern auf den Boden der Tatsachen zurück“, erläutert Katja Brohus die interne Rollenverteilung.

Die 27-Jährige macht keinen Hehl daraus, dass sie sich erst überzeugen lassen musste – eine Woche lang: „Nordschleswig ist weit weg von meiner Familie und meinen Freunden. Aber es ist ja nicht aus der Welt.“

Es gibt noch einiges zu tun, bis alles für die neue Saison fertig ist. Foto: Ute Levisen

Das Paar hat inzwischen das zum Anwesen gehörende, denkmalgeschützte Wohnhaus bezogen: „Hier ist wirklich jede Menge Platz“, freut sich Katja. Und die Miete sei auch überschaubar, koste gerade einmal so viel wie eine Studentenbude von 16 Quadratmetern in Frederiksberg.

Eine Sache der Planung

Ihr Weg zur Arbeit ist in Zukunft rekord-kurz – der Gang zum Kaufmann wesentlich länger. „Wir werden unsere Einkaufsgewohnheiten wohl anpassen müssen“, lacht die 27-Jährige: „Eben mal schnell Milch holen – das ist nicht.“ Auch so etwas will auf einer kleinen Insel ohne Kaufmannsladen geplant sein.

Ein Teil des Wohnhauses soll als Sitzungszimmer genutzt werden. Von dort aus hat man eine herrliche Aussicht auf den kleinen Hafen. Foto: Ute Levisen

Nette Nachbarn und Gesprächsthema Nummer 1

Dafür haben die beiden nette Nachbarn: „Einige haben wir schon persönlich begrüßt“, sagt Kenneth Andersen. Sieht er Leute am Hof vorbeigehen, stürmt er hinaus und stellt sich schon mal vor.

Nicht nur auf der Insel ist der Generationenwechsel auf Brummers Gaard Gesprächsthema Nummer 1: Das Café ist unter der Leitung von Marianne Weimann und Karsten Hansen zu einer kulinarischen Touristenattraktion geworden – und seit den vergangenen beiden Jahren bekannt fast im ganzen Land. Während der Corona-Pandemie pilgerten Tausende von Däninnen und Dänen auf die kleine Insel.

 

Für Seglerinnen und Segler planen die neuen Pächter ein Tagesgericht zum Mitnehmen. Foto: Ute Levisen

Ende des „touristischen Ausnahmezustands“

Inzwischen stehen die Zeichen auf der kleinen Insel nach zwei Jahren des „touristischen Ausnahmezustands“ wieder auf „normal“. Das Paar hofft, dass auch die deutschen Gäste auf die Insel zurückkehren werden. Vorsorglich hat Kenneth Andersen seine Sprach-Lern-App schon mal auf Deutsch eingestellt: „Ich habe seit der 6. Klasse kein Deutsch mehr gesprochen“, räumt er ein.

Das Pächterpaar in der Kulturscheune „Bullade": Sie soll auch in Zukunft unter anderem für Kulturveranstaltungen genutzt werden, wie beide verraten. Foto: Ute Levisen

So viel wie möglich von der Insel

Auch das dürfte sich in den kommenden Monaten ändern. Zunächst haben beide alle Hände voll zu tun, sich unter der Anleitung ihrer Vorgängerin mit Rezepten – vom „Kratlusker“ über Mariannes Fischpfanne“ bis zur Insel-Wurst – und dem kulinarischen Konzept dahinter vertraut zu machen: „Wir wollen so viel wie möglich aus Insel-Produktion anbieten“, kündigt Kenneth an: „Unsere Gäste sollen die Insel schmecken können.“

In zwei Wochen ist die Familie komplett: Dann gesellt sich Mops „Gerda“ zu Herrchen und Frauchen auf die Insel Aarö.

Das wird ein Hundeleben!

Die Golfwagen, die zum Anwesen gehören, stehen bei den Gästen hoch im Kurs. Foto: Ute Levisen
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