Wochenthema: Fit und Aktiv im Alter

Mit 85 in Topform - dank täglicher Rudereinheit

Mit 85 in Topform - dank täglicher Rudereinheit

Mit 85 in Topform - dank täglicher Rudereinheit

Hadersleben/Haderslev
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Beim Rudern macht ihm so schnell niemand etwas vor: Dieter Hallmann betreibt den Sport seit mehr als 60 Jahren. Foto: Karin Riggelsen

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Wie bleibt man im Alter fit und aktiv? Wenn es nach Dieter Hallmann geht, besteht das Geheimrezept aus einer gelungenen Mischung von Bewegung, frischer Luft, gesundem Essen und viel Schlaf. Der Haderslebener hält sich seit mehr als 60 Jahren mit Rudersport fit und rudert auch mit 85 Jahren allen im Verein davon.

Jeden Morgen steigt Dieter Hallmann zu früher Stunde in sein Ruderboot „Lotti“ und bricht zu einer gut zweistündigen Runde über den Haderslebener Damm auf. Wenn das Wetter zu schlecht oder der Damm wie im Februar dieses Jahres zugefroren ist, weicht der ehemalige Leiter der Deutschen Schule Hadersleben auf seinen heimischen Ergometer aus und legt dort 10 Kilometer zurück. Auf sein tägliches Training verzichtet der 85-Jährige nämlich nur ungern.

Seit mehr als 60 Jahren dabei

Für Dieter Hallmann gehört der Rudersport zum Leben wie der Dom zu Hadersleben. Als er 1959 in die Domstadt zog, um seine Stelle als Lehrer an der deutschen Schule anzutreten, trat er auch in den Deutschen Ruderverein Hadersleben (DRH) ein. Seither ist er aus dem Vereinsleben nicht mehr wegzudenken.

Wenn das Wetter nicht mitspielt, legt Dieter Hallmann auf dem Ergomether seine 10 Kilometer zurück. Foto: Karin Riggelsen

Wegen seines Alters auf das Rudern zu verzichten, kommt für den Haderslebener nicht in Frage. „Solange ich allein ins Boot ein- und aussteigen kann und die Gelenke mitmachen, rudere ich weiter“, erklärt Hallmann, der es genießt, auf dem Wasser seinen Gedanken freien Lauf lassen zu können. Mit zunehmendem Alter habe sich das Rudern jedoch ein wenig verändert, wie der leidenschaftliche Ruderer verrät.

Balanceakt

„Das Ein- und Aussteigen wird immer mehr zum Balanceakt“, so Hallmann. Vor einigen Jahren ist er daher auf ein breiteres Boot umgestiegen. Auch eine Rettungsweste trägt der Ganzjahresruderer inzwischen beim Training. „Eigentlich müssen wir die nur im Winter, also zwischen Oktober und Saisonbeginn tragen“, erklärt Hallmann, „aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt, die Schwimmweste jedes Mal anzuziehen.“

Die Schwimmweste hat Dieter Hallmann bei seinen Ausfahrten inzwischen immer dabei. Foto: Karin Riggelsen

Um sich beim Rudern nicht ständig umdrehen zu müssen, was mit zunehmendem Alter ebenfalls schwieriger werde, wie Hallmann einräumt, hat er sich einen kleinen Rückspiegel für seine Brille gekauft. So kann er sehen, was hinter ihm auf dem Wasser vor sich geht, auch ohne sich umzudrehen.

Kilometermäßig ungeschlagen

Zudem habe er das Tempo ein wenig angepasst, erzählt Dieter Hallmann: „Ich rudere mein Tempo, ein altersgemäßes Tempo sozusagen, aber ich mache keine Pausen.“ Mit seinen jüngeren Vereinskollegen kann er dennoch locker mithalten, wie ein Blick ins Fahrtenbuch verrät: Allein in diesem Jahr hat der 85-Jährige 1.827 Kilometer im Ruderboot zurückgelegt und ist seinen Ruderkammeraden damit um Längen voraus.

Nach jeder Einheit trägt Dieter Hallmann die zurückgelegten Kilometer ins Fahrtenbuch ein. Allein in diesem Jahr hat er mehr als 1.800 Kilometer zurückgelegt. Foto: Karin Riggelsen

Darüber hinaus steuert der leidenschaftliche Ruderer auf seinen mittlerweile dritten Äquatorpreis zu. Im Deutschen Ruderverband ist es Brauch, den Ruderern nach 40.077 zurückgelegten Kilometern den sogenannten Äquatorpreis zu überreichen. Der DRH ist zwar kein Teil des Deutschen Ruderverbands, doch dank vieler gemeinsamer Veranstaltungen und eines freundschaftlichen Verhältnisses zum Verband wurde Hallmann der Äquatorpreis ehrenhalber überreicht.

Schon im Kindesalter abgehärtet

Doch das Rudern ist nicht die einzige Form der Bewegung, die den Schulleiter im Ruhestand fit hält. Im Alltag setzt Dieter Hallmann fast ausschließlich aufs Fahrrad. Eine Praktik, die er sich bereits als Kind angewöhnt hat, wie er dem „Nordschleswiger“ erzählt: „Meine Eltern hatten nämlich kein Auto.“ Als Schüler musste er die Strecke von seinem nordfriesischen Heimatort Ladelund bis zur Schule in Niebüll daher stets mit dem Fahrrad zurücklegen. Das viele Fahrradfahren und das Leben auf dem Land haben sein Immunsystem schon im Kindesalter gestärkt, meint der Wahl-Haderslebener.

Immer in Bewegung: Dieter Hallmann Foto: Karin Riggelsen

Mit Sport allein sei es jedoch nicht getan, findet Hallmann. „Man muss sich sowohl körperlich als auch geistig fit halten. Ich lese zum Beispiel sehr viel.“ Auch die Wirksamkeit von gutem Schlaf sei nicht zu unterschätzen, wie der 85-Jährige zu bedenken gibt: „Ich gönne mir inzwischen eine halbe Stunde Mittagsschlaf am Tag. Danach bin ich wieder total fit.“ Ein wenig habe er seine körperliche und geistige Fitness aber auch den Genen zu verdanken, räumt Hallmann lachend ein: „Meine Mutter wurde immerhin 92 Jahre alt.“

Immer in Bewegung bleiben

Im Hause Hallmann werde zudem auf die Ernährung geachtet: „Wir haben immer eine Schale Obst stehen und essen viel Gemüse und Salat“, erklärt Dieter Hallmann. Ein Gesundheitsfanatiker sei er aber nicht, wie er betont: „Ich trinke schon gerne ein Bier mit der Mannschaft.“ Auch zu einem kühlen Glas Moselweißwein sage er nicht nein – besonders in der Spargelzeit: „Der Genuss darf schließlich nicht zu kurz kommen.“

Das Rudern halte ihn fit, meint Dieter Hallmann, der im Juli seinen 86. Geburtstag feiern kann. Foto: Karin Riggelsen

Gute Gene, viel frische Luft und gesundes Essen haben sich für Dieter Hallmann bezahlt gemacht. Doch insbesondere Bewegung darf laut dem 85-Jährigen nicht fehlen, wenn es darum geht, im zunehmenden Alter fit und aktiv zu bleiben: „Man muss sich jeden Tag bewegen“, so Hallmann, „fast egal wie.“

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