Deutsche Minderheit

BDN-Generalsekretär: Die Botschaft ist angekommen!

BDN-Generalsekretär: Die Botschaft ist angekommen!

BDN-Generalsekretär: Die Botschaft ist angekommen!

Hadersleben/Haderslev
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BDN-Generalsekretär Uwe Jessen und Büchereidirektorin Claudia Knauer stehen im Interview Rede und Antwort zum Verkaufsverfahren. Foto: Ute Levisen

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Der Umzug der Deutschen Bücherei Hadersleben in das Kulturhaus Bispen hat für eine rege Diskussion über die Transparenz im Bund Deutscher Nordschleswiger gesorgt. Auch die alte Esskastanie im Garten der Bücherei bewegt die Gemüter. Im Interview antworten Claudia Knauer, Direktorin des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig, und BDN-Generalsekretär Uwe Jessen auf die Kritik.


Der Umzug der deutschen Bücherei ins Kulturhaus Bispen ist von langer Hand vorbereitet worden. Das Büchereigebäude wird verkauft. Wer ist der Besitzer des Hauses?

Claudia Knauer: Ins Grundbuch ist der Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig als Besitzer eingetragen. Aufgrund der Vermögenssicherung in allen Satzungen gehört der Minderheit das Haus. Ich kann damit also nicht machen, was ich will. Schlussendlich muss auch immer Berlin (Bundesministerium des Inneren – Anm. d. Red.) zustimmen.

Waren die Entscheidungen des Vorstands des Büchereiverbandes und des Hauptvorstands des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) über den Verkauf des Gebäudes einstimmig?

Uwe Jessen: Beide Vorstände haben auf Grundlage einer Standortanalyse das Thema behandelt, und beide Gremien haben den Verkauf und die Verwendung des Erlöses aus dem Hausverkauf einstimmig beschlossen.

Wie ist der Hausverkauf zustande gekommen?

Claudia Knauer: Die Pläne, ins Bispen zu ziehen, sind alt. Das Ganze hat sich beschleunigt, nachdem die Kommune Hadersleben signalisiert hatte, dass wir dort bessere Räume bekommen können. Die Standortanalyse haben wir vor geraumer Zeit auch zusammen mit einem Architekten gemacht. Die ursprüngliche Platzierung unweit vom Bispen in den Räumen von Sport 24 kam damals nicht infrage.
Unsere Botschaft ist: Wir wollen sichtbar sein – und wir sind auch für die Mehrheitsbevölkerung da. Das erreichen wir mit der aktuellen Platzierung im Bispen. Unsere Sonderburger Erfahrungen zeigen: Je sichtbarer wir sind, umso besser.

Uwe Jessen: Das Bispen hat jährlich 300.000 Gäste. Die müssen alle an der deutschen Bücherei vorbei. Daraus ergibt sich ein riesiger potenzieller Kundenzustrom. Die Lage ist zentral und daher für Minder- und Mehrheit gut erreichbar.

Claudia Knauer: Das Haus am Aastruper Weg ist wunderschön. Es hat eine lange Geschichte. Es hat aber auch einen großen Renovierungsbedarf. Wir haben uns mit einem Verkauf lange schwergetan. Doch wir müssen die Bücherei zukunftssicher aufstellen. Wir hegen berechtigte Zweifel, dass wir das mit dem alten Standort erreichen könnten.

Uwe Jessen: Mit Blick auf den Hausverkauf gilt es, die Reihenfolge zu beachten. Der Aastruper Weg ist ein zentrales Gebiet der Stadtentwicklung. Der potenzielle Käufer hat sich daher an uns gewandt und mit Blick auf die Umzugspläne Interesse an dem Haus bekundet.

 

Wie ist das Verkaufsverfahren abgelaufen?

Uwe Jessen: Beide Vorstände haben folgendem Verfahren zugestimmt: Käufer und Verkäufer beauftragten im vergangenen Jahr je einen Makler, um einen Preis zu ermitteln. Beide Preisvorstellungen lagen – erwartungsgemäß – weit auseinander. Wir haben uns daraufhin auf eine Absprache geeinigt, die über dem Durchschnitt beider Preise liegt. Unser Makler hat uns versichert, dass wir damit sehr zufrieden sein können.

Verfahren und Preis haben somit beide Vorstände beschlossen. Alles ist auch so von Berlin genehmigt worden. Nein, das Haus war nicht öffentlich ausgeschrieben. Aber wir können auch nicht einfach Häuser verkaufen und den Erlös nach Gutdünken für die Minderheit ausgeben. Das gilt vor allem für die Bücherei Hadersleben, in deren Renovierung 2016 Gelder aus Berlin investiert worden sind. Dieses Geld hätten wir ohne eine Genehmigung in voller Höhe zurückzahlen müssen.

Claudia Knauer: Das ist die übliche Vorgehensweise. Wir, die gesamte Minderheit, sind wie ein mittelständisches Unternehmen. Das Büchereigebäude ist eine gewerbliche Immobilie – kein normales Einfamilienhaus.

Der potenzielle Käufer, Geschäftsmann Torben Arevad, ist in Haderslebener Kreisen, unter anderem in Denkmal- und Umweltschutzgruppen, aber auch in der Leserschaft der Bücherei nicht gerade als Naturfreund, sondern als geschäftstüchtiger Investor bekannt. Hattet ihr Bedenken, an ihn zu verkaufen?

Claudia Knauer: Es ist nicht unsere Aufgabe, die moralische Bewertung eines Käufers vorzunehmen.


 

Das Schicksal der Echten Kastanie im Garten der Bücherei bewegt Umweltschutzgruppen, aber auch die Leserschaft der Bücherei Hadersleben. Foto: Ute Levisen

Kritische Stimmen monieren, der Umzug sei nicht durchdacht. Erwähnt sei die Parksituation am Bispen, die Nutzergruppen vor Herausforderungen stelle, wie es in einem Leserbrief heißt. Wie lautet eure Antwort auf diese Kritik?

Claudia Knauer: Wir haben eine Analyse vorgenommen – auch mit Abstandsmessungen von Bushaltestellen sowie deutscher Schule und Kindergarten. Nichts ist perfekt. Persönlich hatte ich nie Probleme, dort einen Parkplatz zu finden. Sollte jemand Probleme haben, das Entliehene nach Hause zu transportieren, dann finden wir eine Lösung. Ganz pragmatisch.

Uwe Jessen: Wir haben eine dänische Bücherei dort, für die das auch kein Problem ist. Die Entfernung vom jetzigen Standort zum Busbahnhof beträgt 200 Meter – am Bispen werden es 300 Meter sein. Kein Riesenunterschied!

Eine alte Echte Kastanie bewegt die Gemüter von Umweltschutzgruppen in der Kommune Hadersleben. Steht der BDN in der Pflicht, seine grünen Schätze zu schützen – zumal die Schleswigsche Partei in Hadersleben eine Bresche für ein Baumkataster schlägt?

Uwe Jessen: Dass die Kastanie schützenswert ist, haben wir bei den Verkaufsverhandlungen nicht gewusst. Wir haben dem potenziellen Käufer mitgeteilt, dass wir es gut fänden, bliebe die Kastanie erhalten. In den Verkaufsverhandlungen hat der Baum aber keine Rolle gespielt, und deswegen können wir jetzt auch nicht einfach zurückrudern.

Doch ich kann sagen, dass sich beide Vorstände zeitnah noch einmal mit diesem Thema befassen werden – damit, ob der Baum Einfluss auf die Verkaufspläne haben könnte. Die Botschaft ist angekommen. Es ist nicht in unserem Sinne, dass dieser Baum fällt.

Claudia Knauer: Die Argumentation der Baumgruppe ist sachlich. Diese Form der Kommunikation wissen wir zu schätzen.

Die Deutsche Bücherei Hadersleben. Der BDN-Hauptvorstand und der Büchereivorstand werden demnächst noch einmal den bevorstehenden Verkauf erörtern. Dann wird die etwa 200 Jahre alte Echte Kastanie im Mittelpunkt stehen. Foto: Ute Levisen

Worin möchte der Büchereiverband den Erlös aus dem Hausverkauf investieren?

Claudia Knauer: Wenn der Verkauf in trockenen Tüchern ist, möchten wir uns in den neuen Räumen zweckmäßig einrichten – mithilfe der Einrichtungsinnenarchitekten der Büchereizentrale. Ein Termin ist vereinbart. Zudem habe ich eine Innenarchitekturberatung beim dänischen Zentralbücherei-Einrichter vereinbart. Wir schauen uns alles von zwei Seiten an. So müssen wir etwa Regalplatz finden. In den Umzug und in den Umbau wird einiges investiert werden müssen, doch nicht die gesamte Kaufsumme: etwa 500.000 bis 800.000 Kronen.

Ein Großteil des Erlöses investieren wir in die Anschaffung eines Bücherbusses. So ein Bus ist richtig teuer. Unsere beiden Bücherbusse von 2012 sind öfter in der Werkstatt als auf der Straße. Ein neuer Bücherbus bedeutet, dass wir die Minderheit weiterhin in der Fläche bedienen können – und dann mit einem neuen Konzept. Damit tragen wir unsere deutsche Sprache und Kultur auch künftig ins Land. Das ist sehr wichtig.

Uwe Jessen: Sollte der Verkauf hinfällig werden, dann fallen auch die Pläne für den Bücherbus auseinander ...

Claudia Knauer: ... genau wie unsere beiden alten Bücherbusse. Die Busse generieren Ausleihen wie kleinere Filialen. Sie sind ein Ort der Begegnung, auch für Menschen aus der Minderheit, die nicht viel unterwegs sind, etwa Familien mit Kindern. Schlussendlich sind wir Werbung auf Rädern für die Minderheit.

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