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Mit den Eltern nach Nordschleswig: Felina möchte in Dänemark bleiben

Mit den Eltern nach Nordschleswig: Felina möchte in Dänemark bleiben

Weshalb Felina nun doch in Dänemark bleiben möchte

Hadersleben/Haderslev
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Die 15-jährige Felina Schade lebt gerne in Hadersleben. Dabei wollte sie zuerst gar nicht nach Dänemark ziehen. Foto: Karin Riggelsen

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Wenn Jugendliche auswandern: Schülerin Felina Schade war nicht begeistert, als sie das erste Mal hörte, dass ihre Eltern nach Dänemark ziehen möchten. Mit Händen und Füßen wehrte sie sich gegen den Umzug. Nun, ein Jahr später, spricht sie in höchsten Tönen vom Land im Norden. Warum sich ihre Meinung zum Positiven änderte, verriet sie im Gespräch.

Für Felina Schade änderte sich im Jahr 2022 ihr ganzes Leben. Denn so eine Auswanderung ist nicht nur eine geografische Veränderung, es ist auch eine emotionale Angelegenheit. Zwischen dem abrupten Durchbrechen der Gewohnheiten und Routinen schleicht sich auch noch ein Gefühl ein: der Kulturschock. Auch wenn Dänemark vielleicht nicht auf den ersten Blick so exotisch erscheint. 

Für die 15-jährige Felina Schade war es eine Berg- und Talfahrt der Gefühle, als ihre Eltern ihr mitteilten, dass die Familie nach Dänemark auswandern möchte. Anfangs noch vor allem von Ängsten und Ärger über den kommenden Umzug geprägt, änderte sich ihre Meinung im Laufe der Monate. Doch aller Anfang ist schwer. Vor allem, wenn einem die Entscheidung abgenommen wird. 

„Ich konnte es mir nicht vorstellen, in ein anderes Land zu ziehen. Auch wenn ich Dänemark schon von unseren Urlaubsreisen kannte“, erinnert sich Felina Schade im Gespräch. Die nun 15-Jährige ist im März 2022 im Alter von 14 Jahren mit ihrer achtköpfigen Familie nach Dänemark ausgewandert. In Hadersleben hat sie ihre neue Heimat gefunden, doch der Anfang war schwer. Zum Umzug kamen eine neue Schule, eine neue Sprache und – besonders abrupt – neue Freunde dazu.

„Deswegen habe ich am Anfang versucht, meiner Familie den Umzug extra schwer zu machen“, schmunzelt die Jugendliche: „Ich wollte nicht nach Dänemark.“

Aller Anfang ist schwer 

Dabei war der Umzug nach Dänemark nicht der erste Wohnortwechsel für die Jugendliche: „Mit sechs Jahren bin ich aus Berlin in den Harz in Niedersachsen gezogen. Aber um ehrlich zu sein, erinnere ich mich kaum daran.“

Im niedersächsischen Harz hatte die Schülerin ihren Lebensmittelpunkt. Freunde, Schule, Hobbys – ein ganz „normales“ Leben eben. Doch ihre große Familie träumte insgeheim vom Leben im Königreich. Primär ihre Mutter Eileen und ihr Vater Karsten Schade.

„Meine Eltern wussten, dass wir in Dänemark ein besseres Leben bekommen würden. Aber ich wollte erst einmal nicht mit. Vor allem, weil ich nicht weg von meinen Freunden wollte“, erinnert sich Felina Schade. 

Doch die Familie Schade war entschlossen und hat das Haus in Hadersleben gekauft. 

 

 

Heute ist sie glücklich: Die Auswanderungspläne ihrer Eltern haben Felina am Anfang noch große Sorgen bereitet. Foto: Karin Riggelsen

Zum Glück „gezwungen“

Das war im Winter 2022. Der anfängliche Widerstand gegen den Umzug ist verschwunden. Im Februar 2023 wirkt die Jugendliche vor allem eins: erleichtert. 

„Ehrlicherweise hat es vielleicht einen Monat gedauert, bis ich es akzeptiert habe. Und nun bin ich einfach nur dankbar“, versichert die 15-Jährige.

In Hadersleben habe sie ihre neue Heimat gefunden, sie besuche das Fitnessstudio und nehme Reitunterricht in der Kommune. Zudem findet sie auch das Angebot für junge Menschen gut: „Wir haben die Fast-Food-Ketten als Treffpunkte, und shoppen gehen kann man auch. Ich fühle mich eigentlich ausreichend unterhalten“, versichert Felina Schade.

Die Sache mit der Schule 

Und da wäre natürlich noch die Schule, die Felina Schade in höchsten Tönen lobt: „Ich muss ehrlich sein: In Deutschland wäre ich wohl nach der 10. Klasse abgegangen“, gesteht die Wahl-Domstädterin.

In den vergangenen Jahren habe ihr das deutsche Schulsystem zugesetzt: Sie hatte keine Lust zum Lernen gehabt: „Der Druck war einfach immens“, erklärt sie. 

Zurzeit besucht Felina Schade die 9. Klasse der Deutschen Schule Hadersleben (DSH) und hat große Ziele: „Ich werde jetzt die angebotene 10. Klasse hier an der DSH besuchen und danach hoffentlich auf das Gymnasium wechseln, um studieren zu können.“ 

Im dänischen Schulsystem fühlt sie sich sichtlich wohler. Dies liege vor allem am entspannteren Miteinander und an innovativeren Lernmethoden. Auch die Gruppenarbeit gefällt ihr gut. 

Die 10. Klasse der DSH ist genau für Fälle wie Felina Schade errichtet worden, also für jugendliche Zuzügler-Kinder, deren Dänisch noch Defizite hat. Sie bekommen die Möglichkeit, nach der 10. Klasse die Abschlussprüfungen zu machen, anstatt wie ihre anderen Mitschülerinnen und Mitschüler nach der 9. Klasse. 

„Darüber bin ich sehr dankbar. Mein Dänisch ist nämlich noch ausbaufähig“, erklärt Felina lachend. 

Dafür nimmt sie auch jede Woche fünf Stunden Dänisch-Unterricht, eine Stunde davon ist eine Nachhilfestunde eigens für Zuzüglerinnen und Zuzügler.

 

Felina Schade besucht gerne die 9. Klasse der Deutschen Schule Hadersleben. Foto: Karin Riggelsen

Botschafterin für den Zuzüglerservice 

Felinas Begeisterung geht mittlerweile so weit, dass sie gemeinsam mit ihren Eltern Zuzügler-Veranstaltungen besucht, wo sie primär Jugendlichen die Angst vor der Auswanderung nehmen möchte: „Im Endeffekt habe ich hier direkt Freunde gefunden und bessere Zukunftsaussichten als in Deutschland. Meine Sorgen waren also unberechtigt. Diese neue Überzeugung vom Leben hier in der Domstadt nutze ich, um anderen die Angst zu nehmen.“ 

Felina mag die Rolle als Botschafterin, für die sie gemeinsam mit ihrer Familie im vergangenen Monat von der Kommune Hadersleben ausgezeichnet worden ist. 

Ärztin oder doch Anwältin?

Für Felina Schade ist ihre Zukunft in Dänemark. Die junge Schülerin hat der Bundesrepublik den Rücken gekehrt. Wo es genau in Dänemark hingehen wird, weiß sie noch nicht: „Ich denke, ich werde zum Studieren weggehen, vielleicht weiter in den Norden Dänemarks“, erzählt sie. 

Auch ihr Berufswunsch ist noch vage, aber einem Medizin- oder Jurastudium ist Felina nicht abgeneigt: „Dass ich überhaupt an solche Studiengänge denke, das wäre vor einem Jahr noch gar nicht möglich gewesen“, verrät die Jugendliche. 

Sogar in die Minderheit hat sie reingeschnuppert, bei einem Ein-Tag-Praktikum in der Hauptredaktion des „Nordschleswigers“ in Apenrade (Aabenraa). Journalistin würde zwar nicht auf ihrer Berufswunschliste ganz oben stehen, aber der Einblick in die Medienwelt hat ihr trotzdem gutgetan: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ‚Nordschleswigers‘ haben es mir eigentlich nur bestätigt, dass Dänemark ein entspanntes und fröhliches Land ist“, erklärt Felina. 

Bei der Frage, wie Felina Schade das erste Jahr in Dänemark in nur einem Wort beschreiben würde, sagt sie fröhlich: „Unbeschreiblich!“ 

Die Jugendliche blickt gespannt und fröhlich auf ihre Zukunft in Dänemark. Foto: Karin Riggelsen
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