Glaube und Religion

Ermutigung für das Handeln der Kirchen in der Grenzregion

Ermutigung für das Handeln der Kirchen in der Grenzregion

Ermutigung für das Handeln der Kirchen in der Grenzregion

Hadersleben/Haderslev
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Marianne Christiansen, Bischöfin im Stift Hadersleben Foto: Haderslev Stift/Henrik Kastenskov

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In einem gemeinsamen Papier haben die Bischöfe der deutsch-dänischen Grenzregion auf die Zukunft der Kirchen geblickt und sie zu einem aktiven Miteinander ermutigt. Die bevorstehenden Aufgaben zur Fortsetzung der befruchtenden grenzüberschreitenden Zusammenarbeit wurden von ihnen in dem Papier zusammengefasst.

Für den scheidenden Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, Gothart Magaard, gehört die Kooperation mit seinen Amtskollegen jenseits der dänischen Grenze zu einer seiner Herzensangelegenheiten. Eine solche Einschätzung und Haltung teilt er mit Elof Westergaard, Bischof im Stift Ribe, sowie Marianne Christiansen, Bischöfin im Stift Hadersleben. Aus ihrer mehrjährigen Zusammenarbeit, die von Freundschaft und Wertschätzung geprägt war, erwuchs ein gemeinsames Papier, mit dem sie auf die Zukunft der Kirchen in der Grenzregion blicken und sie zum aktiven Miteinander ermutigen möchten.

„Freude an Vielfalt und Zweisprachigkeit“

„Ich bin sehr dankbar, dass der wechselseitige kirchliche Austausch in den letzten dreißig Jahren ausgebaut und bis heute vielfältig gepflegt wird. Für eine gute Nachbarschaft benötigen wir Sensibilität und Interesse an den verschiedenen Perspektiven und Freude an Vielfalt und Zweisprachigkeit. Ich kann meinen bischöflichen Geschwistern in Ribe und Hadersleben nur für die vertrauensvolle Zusammenarbeit der letzten Jahre von Herzen danken: Versöhnung über die Grenzen hinweg hat diese Zusammenarbeit möglich gemacht“, so Bischof Gothart Magaard.

Begegnung auf Augenhöhe

In dem gemeinsamen Papier gehen die drei Geistlichen auf die sich verändernden Zugehörigkeiten zu Kirchen, aber auch auf das verbindende lutherische Bekenntnis ein. Die Möglichkeit, in der je eigenen Sprache kirchliches Leben zu erfahren und zu gestalten, sehen sie als ebenso bedeutsam an wie die wertschätzende Begegnung auf Augenhöhe und die aufmerksame Kommunikation miteinander: „Wir freuen uns, dass die Grenzen zwischen Mehrheit und Minderheit nördlich und südlich der Grenze durchlässiger werden und dass alle miteinander im engen Austausch sind."

Bei gemeinsamen Veranstaltungen und Ereignissen wie mehrtägigen deutsch-dänischen Treffen von Geistlichen aus den vier Kirchen der Grenzregion oder gemeinsam gestalteten Festgottesdiensten in deutscher und dänischer Sprache verfolgten die drei Bischöfe in der Region gemeinsam mit vielen anderen Pastorinnen und Pastoren sowie Pröpstinnen und Pröpsten dies- und jenseits der Grenze das Ziel, den vertrauensvollen Umgang in der Region zu fördern und die Zweisprachigkeit und unterschiedlichen Traditionen als Bereicherung zu erleben. Gleichzeitig sehe man sich in Zukunft aber auch mit Herausforderungen konfrontiert:

„Perspektivisch gehen wir davon aus, dass die sich die kirchlichen Minderheiten z.B. durch Zuzüge wandeln werden und dass eine Zugehörigkeit zu einer Kirche, ob in einer Gemeinde der Minderheiten oder der größeren Volkskirchen weniger selbstverständlich sein werden."

Zukünftige Aufgaben der Kirchen in der Grenzregion

In dem gemeinsamen Papier haben Magaard, Westergaard und Christiansen nun folgende Perspektiven für die Fortsetzung des vertrauensvollen und befruchtenden Umgangs in der Grenzregion aufgezeigt:

  • Wir erinnern daran, dass uns das evangelisch-lutherische Bekenntnis und damit die Reformation als gemeinsame Wurzel bis heute eng verbinden.

  • Die Zweisprachigkeit und unterschiedliche Traditionen erleben wir als große Bereicherung. Sie sind Ausdruck des christlichen Universalismus und eröffnen uns neue Perspektiven und ein tieferes Verständnis des Evangeliums. Manchmal erleben wir einen pfingstlichen Geist, der uns sprachfähig macht und Verstehen, Verständigung und Aufbrüche schafft.

  • Die Menschen im Grenzland sollen überall die Möglichkeit haben, kirchliches Leben zu erfahren und mitzugestalten – in welcher Sprache auch immer. Daher ist es wichtig, dass die Gemeinden eine einladende Ausstrahlung haben.

  • Menschen in Minderheiten sind per se abhängig und besonders sensibel dafür, ob und wie mit ihnen kommuniziert wird. Deshalb sind Begegnungen auf Augenhöhe und mit Respekt und Wertschätzung bleibend wichtig.

  • Im Wissen um die Geschichte des Grenzlandes, die über lange Zeit von Abgrenzung und Feindseligkeit geprägt war, geht es uns darum, die Minderheiten zu stärken. Dabei spielt die Zusammenarbeit mit den Schulen, Kitas und weiteren Institutionen eine besondere Rolle.

  • Pastorinnen und Pastoren möchten wir durch Einladungen zu Begegnungen und Konventen stärken und ermutigen. Zwischen den beteiligten Akteuren und Kirchen wird es stets auf eine aufmerksame Kommunikation ankommen, die es erlaubt, auch mögliche kritische Zwischentöne wahrzunehmen und anzusprechen. Das dänisch- deutsche Gesprächsforum und die Konvente spielen dabei eine besondere Rolle.

 

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