Portrait

Extremsommer weckt Erinnerungen

Extremsommer weckt Erinnerungen

Extremsommer weckt Erinnerungen

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:
Jens Steffensen hält Garten und Haus in Schuss: „Man sollte so lange wie möglich beweglich bleiben.“ Foto: Karin Riggelsen

... an Hitze, Dürre und harte Wintermonate Anfang der 40er Jahre, als Jens Steffensen auf dem väterlichen Hof bei Ølgod heranwuchs.

Jens Steffensen  ist im ehemaligen Amtsrat  und im Kommunalrat in Hadersleben  aktiv gewesen. Er war auch Mitglied des Folketings. Der Haderslebener, der am Sonntag seinen   89. Geburtstag feierte, fand  seinen Rückhalt in der Inneren Mission, und als Politiker vertrat er die Interessen der Christdemokraten (ehemals Kristeligt Folkeparti).

Obwohl Steffensen seine politische Karriere vor rund 13 Jahren an den Nagel hängte, verfolgt er   mit großem Interesse  das Geschehen auf der politischen Bühne sowie  aktuelle Ereignisse.  Die Hitze und Dürre der vergangenen Monate  wecken bei Steffensen Erinnerungen an seine Jugend und an die Zeit, als er noch in  der Landwirtschaft arbeitete.  Jens Steffensen ist mit seinen vier Schwestern auf einem Hof bei Ølgod aufgewachsen.    Im  Konfirmationsalter arbeitete er als  Knecht auf seinem  väterlichen Erbhof.

Extreme Dürre Anfang der 40er Jahre

„Vom Frühjahr, als das Korn gesät wurde, bis zur Ernte gab es kaum Regen. Die Dürre war in einem Sommer Anfang der 40er Jahre extrem. Mein Vater sagte damals, dass wir unseren Viehbestand reduzieren müssten, um über den Winter zu kommen. Nach der Dürre in diesem  Sommer hört man auch von Landwirten, die sich gezwungen sehen, ihren Tierbestand zu reduzieren“,  sagt    Steffensen. Die Kriegsjahre   hätten, so der Haderslebener, nicht nur Hitzewellen mit sich gebracht. Steffensen  erinnert sich an  kalte Wintermonate und sagt, dass man nicht wissen könne,  ob sich dieses  Muster wiederholt.

„Damals war unsere  Schule 14 Tage oder gar vier Wochen geschlossen. Das Brennholz war knapp, und wegen der Kälte konnte der Unterricht nicht stattfinden“, erinnert sich der 89-Jährige.

Er selbst habe einige Jahre später die Landwirtschaft aufgegeben und sei  Lehrer geworden. Eine Berufswahl, die er nie bereut habe. Er behält   nach wie vor die  Entwicklung im Bereich des Agrarsektors im Blick und vermutet, dass im Kielwasser  der Dürre politische Hilfsmaßnahmen aktuell werden könnten.

Der rüstige Senior lebt seit dem Tod seiner Frau Tove allein in einer großen Villa im südlichen Teil der Stadt. Jens Steffensen verlor seine Frau  2016 nach vierjähriger Krankheit. Tove  Steffensen erlangte nach einem Blutgerinnsel nie wieder ihre Bewegungsfähigkeit zurück. Sie wurde zu Hause  betreut.    Jens Steffensen hat nur Gutes zu sagen  über die Pflege, die ihr rund um die Uhr zuteil wurde. „Ich vermisse sie sehr.  Aber ich habe meine drei Kinder und meine Geschwister“, tröstet sich  der Senior.  Steffensen ist dankbar, dass er gut beieinander  ist. Er fährt fast jedes Wochenende zu den Geschwistern nach Ølgod oder besucht seine  Söhne, die   beide in Sunds wohnen. Seine Tochter lebt mit ihrem Mann in Karslunde.

Jens Steffensen: ein Mann mit vielen Facetten

Jens Steffensen wurde 1929 auf einem Hof bei Ølgod geboren. Statt  in die beruflichen Fußstapfen seiner Vorväter zu treten,   ging er 1950  nach Hasle, um auf Lehramt zu studieren. An der Hochschule lernte er seine spätere Frau kennen. Tove und Jens Steffensen schlossen   1955  ihr Lehrerstudium  ab. Das  Paar wurde im gleichen Jahr in Bastrup angestellt. Über    Sommerstedt kam das Paar nach Rinkenis. Von 1963 bis 1981 leiteten sie  die christliche Einrichtung  „Sommersted Ungdomsskole“.   „Kristeligt Folkeparti“ (Christdemokraten) wurde 1970 gegründet. Steffensen engagiert sich seit Anbeginn in der Parteiarbeit. Seine politische Karriere  nahm  1974   Schwung auf, als er in den nordschleswigschen Amtsrat    gewählt   wurde.  Er war Mitglied des Folketings von 1979 bis 1988 und  er hatte Sitz  im Kontaktausschuss für die deutsche Volksgruppe bei Regierung und Parlament. Der Christdemokrat  bestritt auch nach der Zeit im Folketing viele Ämter “.  Dem Stadtrat in Hadersleben gehörte er von 2002 bis 2005 an. Christdemokraten und Schleswigsche Partei (SP) waren bereits damals Wahlbündnispartner. Steffensen  wurde 1995 zum Ritter des Dannebrogordens geschlagen. Die Steffensens begingen  im Sommer 2015 ihren 60. Hochzeitstag zusammen mit den Kindern  Hans Kristian, Henrik und Birgitte. Zur Familie zählen auch drei Enkelkinder und ein Urenkel.

Mehr lesen

„Mojn Nordschleswig“

Jetzt im Podcast: Mit 18 nach Brüssel und die Trophäe aus Barcelona

Apenrade/Aabenraa Cornelius von Tiedemann begrüßt die Politik-Juniorinnen Amelie Petry und Wencke Andresen, die ihm von ihrer Reise nach Brüssel berichten – und Chefredakteur Gwyn Nissen, der aus Katalonien eine Überraschung mitgebracht hat. Walter Turnowsky befragt die Glaskugel nach dem Termin für die nächste Folketingswahl, und Helge Möller fordert Hannah Dobiaschowski in „Wer hat’s gesagt?“ heraus.

Amelie Petry, Wencke Andresen