Gedenken
Französische Generosität – nordschleswigsche Dankbarkeit
Französische Generosität – nordschleswigsche Dankbarkeit
Französische Generosität – nordschleswigsche Dankbarkeit
Majestätisch erstreckt sich der Höhenzug des Chemin des Dames im goldenen Gewand des Herbstes im Norden Frankreichs. Das reinste Idyll.Dass hier eine der blutigsten Schlachten des Ersten Weltkrieges tobte, darauf weisen heute, 100 Jahre danach, nur noch die Informationstafeln hin.
Binnen zwei Wochen hatte dort allein die französische Armee 147.000 Tote zu beklagen. Am Ende der Kämpfe, im Mai 1917, waren es 187.000! Unweit des Höhenzuges liegen der französische Soldatenfriedhof, wo 5.150 gefallene Soldaten die letzte Ruhe fanden.
Gleich daneben befindet sich der deutsche Friedhof von Cerny-en-Laonnois mit den Grabsteinen, die an jene 5.125 Soldaten erinnern, die bei Chemin des Dames gefallen sind. Mehr als 6.000 dänisch gesinnte Nordschleswiger kehrten nie wieder in ihre Heimat zurück. 79 dieser Gefallenen wurden auf dem nordschleswigschen Friedhof in Braine zur letzten Ruhe gebettet.
Ihre Bürgermeister und Vizebürgermeister legten sowohl am Kriegsmahnmal „Monument aux morts“ an der Kirche zu Braine als auch auf dem nordschleswigschen Friedhof Kränze nieder.
„Es wärmt mein Herz, dass Braine Heimat des nordschleswigschen Friedhofs ist. Ich betrachte es als eine große Geste seitens Frankreichs, für die ich mich herzlich bedanken möchte“, sagte Prinz Joachim im Rahmen eines Empfangs im Foyer Rural mit „Venskabsbyforeningen Braine“ und „Forsvarsbrødre Braine“. Der Prinz nahm mit Prinzessin Marie an den Feierlichkeiten teil.
Auf einem Empfang der Gemeinde Braine in der Sporthalle der Stadt mit 400 geladenen Gästen überreichte Bürgermeister H. P. Geil (Venstre) seinem Amtskollegen in Braine, Francois Rampelberg, stellvertretend für die dänische Verteidigung und die vier nordschleswigschen Kommunen ein besonderes Geschenk zum 100. Jahrestag: die Partitur für ein Werk, das der dänische Komponist Søren Birch eigens zu diesem Zweck komponiert hat.
Im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes in der Klosterkirche zu Braine Saint-Yved führte das Militärensemble SMUK dieses Werk auf – und erntete nicht nur von seinem französischen Publikum stehende Ovationen. Viele Nordschleswiger waren mit Bus und Auto nach Braine gekommen, um dort des 100. Jahrestages des Waffenstillstandes zu gedenken und auf den Gedenktafeln des Friedhofs den Namenszug ihrer Gefallenen aufzuspüren.
„Hier spürt man den Atem der Geschichte“, sagte ein sichtlich bewegter Stephan Kleinschmidt, stellvertretender Bürgermeister von Sonderburg. Auf seinem Smartphone hat Kleinschmidt ein Bild von seinem Großvater, der als junger Mann eingezogen worden war. Er sei einer derjenigen gewesen, denen es nach Ende des Ersten Weltkrieges vergönnt gewesen ist, seine Heimat und Familie wiederzusehen.
Nicht so der Urgroßvater von Bent Iversen (Volkssozialist). Der Haderslebener Stadtratspolitiker studierte die vielen Namen der Gefallenen auf dem vor fünf Jahren restaurierten Friedhof: „Ich habe darauf den Namen meines Urgroßvaters dort gefunden!“
Gerade einen Tag sei dieser im Krieg gewesen – bevor er sein Leben auf dem Schlachtfeld ließ – als dänisch gesinnter Nordschleswiger für eine Sache, die nicht die seine gewesen ist.