Diskriminierung
Jung, weiblich – und zu talentiert für Hadersleben
Jung, weiblich – und zu talentiert für Hadersleben
Jung, weiblich – und zu talentiert für Hadersleben
Hadersleben hat sich der Förderung von Talenten verschrieben. Das heißt, was den Fußball angeht, der Förderung männlicher Kicker! Spitzensportlerinnen wie die 16-jährige Norah Holstener Larsen aus Hadersleben landen im Abseits: Ihr Antrag auf Aufnahme in das Talentcenter wurde abgelehnt.
Norah Holstener Larsen hat ein Problem, um das sie viele beneiden dürften: Die 16-Jährige, die in der U16-Nationalmannschaft spielt, ist zu gut! Offensichtlich auch zu talentiert für das „Talentcenter Haderslev“. Im Januar wurde Norahs Antrag auf Aufnahme abschlägig beschieden – mit der Begründung, sie spiele im U18-Team von „KoldingQ“.
Nur: Der Haderslebener Fußballklub HFK, der Partner des Talentcenters ist, kann Norah kein Angebot auf ihrem sportlichen Niveau machen.
„Aber wir arbeiten dran“, versichert der Leiter der Haderslebener Talentschmiede, Morten Nørby Poulsen in der Absage.
Vernachlässigung des Mädchenfußballs – ein Dauerzustand
Eben nicht! hält Norahs Vater, Jørgen Holstener Larsen, dagegen: „Die Vernachlässigung des Mädchenfußballs ist ein Dauerzustand, weil der HFK seiner Verpflichtung als Lizenzklub unter „Dansk Boldspil-Union“ (DBU) nicht nachkommt!“ Sowohl SønderjyskE als auch HFK setzen in ihrer Talentförderung auf den Männerfußball, so seine Pointe.
Mit einer Aufnahme in das mit Steuerkronen finanzierte Talentcenter käme Norah in ein Umfeld mit Gleichgesinnten: mit Kost- und Trainingsplänen, die ihrer sportlichen Karriere weitere Impulse geben würden.
Ritterschlag von Team Danmark
Mehr noch: Im Dezember wurde der 16-Jährigen, die ab August die Kathedralschule besuchen wird, der sportliche Ritterschlag der landesweit agierenden Talentschmiede „Team Danmark“ zuteil, der ihr Vorteile mit Blick auf einen, ihrem Talent entsprechenden Schulbesuch ermöglicht.
Zumindest theoretisch – und bislang nicht in der Domstadt.
Leth Schmidt: Können weibliche Talente nicht im Regen stehen lassen
Carsten Leth Schmidt (SP), stellvertretender Kulturausschussvorsitzender, versteht die Welt nicht mehr:
„Das System muss flexibler werden. So schneiden wir uns ins eigene Fleisch – erst recht, wenn man sich, wie wir, die Förderung von Talenten auf die Fahne geschrieben hat“, so Leth.
Er verweist auf die Gruppendynamik, wenn weibliche Spieler in einem vom männlichen Geschlecht dominierten Umfeld mitkicken.
Kulturausschussvorsitzender: Wir werden das diskutieren!
Auch Kjeld Thrane (Kons.), Vorsitzender des Kulturausschusses, mag einen Handlungsbedarf nicht ausschließen: „Wir werden die Angelegenheit auf unserer nächsten Sitzung diskutieren. Zuvor müssen wir allerdings wissen, auf welcher Faktengrundlage.“
Leth Schmidt hat diesbezüglich bereits Kontakt zur Kulturverwaltung aufgenommen, damit diese Licht ins Dunkel bringt:
„Wir müssen mit dem HFK ins Gespräch kommen. Schließlich wollen wir Talente fördern, auch weibliche“, sagt er: „Pochen sie an unsere Tür, kann man sie nicht im Regen stehen lassen. An einigen Stellschrauben darf hier ruhig ein bisschen gedreht werden.“