Abschied

Kickstart in den politischen Feierabend

Kickstart in den politischen Feierabend

Kickstart in den politischen Feierabend

Hadersleben/Haderslev
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In wenigen Wochen tritt H.P. Geil ab von der politischen Bühne. Foto: Ute Levisen

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Nach 32 Jahren macht H. P. Geil in wenigen Wochen Schluss mit der Politik. Am Freitag ließ Haderslebens Bürgermeister ein letztes Mal bitten, indem er zur Abschiedsfeier ins neue Rathaus einlud. Mit einem der längst amtierenden Bürgermeister des Landes verabschiedet sich zugleich ein „Mann des Volkes“.

Selbst die Opposition war irgendwie gerührt und sagte: „Tak for kaffe.“ Auch wenn Kaffee nicht immer genug gewesen sei, wie der sozialdemokratische Gruppenchef Henrik Rønnow einräumte. Dennoch: „In Gesprächen mit dir habe ich den Menschen hinter dem Bürgermeister kennengelernt, Vertrauen und Vertrautheit erfahren. Dafür 1.000 Dank.“

Einig sind sich beide längst nicht immer gewesen: Henrik Rønnow (rechts) und H. P. Geil Foto: Ute Levisen

Mehr Zeit für Böcke

Am Freitagnachmittag kickstartete Haderslebens Noch-Bürgermeister H. P. Geil in seinen endgültigen Abschied von der politischen Bühne, die ihm seit 32 Jahren viel bedeutet hat. Zum Jahreswechsel übernimmt sein Nachfolger und Parteifreund Mads Skau das Ruder. Der scheidende Bürgermeister wird somit Zeit haben, sich mehr um die Familie zu kümmern, um seinen neuen Hund, den er – noch – nicht hat. Böcke schießt H. P. Geil, bekannt – zuweilen berüchtigt für verbale Schnellschüsse – in Zukunft nur noch auf der Jagd.

Kopfmensch Stephanie Lose und Bauchmensch Geil Foto: Ute Levisen

SønderjyskE-Salut: „Du bist ein Prachtkerl“

Viele, viele Gäste waren in das neue Rathaus gekommen, um – zumindest offiziell – Abschied von einem Politiker zu nehmen, der ein „Mann des Volkes“ ist, so der Tenor der ebenfalls vielen, vielen Reden: „Du bist ein Prachtkerl!“, lautet beispielsweise der Abschiedssalut von SønderjyskE-Direktor Klaus Rasmussen in dem Kurzfilm der Kommune für ihr langjähriges Oberhaupt.

Garnisonschef Lars Mouritsen kann auf viele vergnügliche Episoden mit dem Bürgermeister der Verteidigungskommune Hadersleben zurückblicken. Foto: Ute Levisen

Klüger als der Nestor

„Mit ihm geht ein Bürgermeister, mit dem man gern redet und reden kann“, sagt ein politischer Weggefährte, Carsten Leth Schmidt von der Schleswigschen Partei. Dazu einer, der sogar noch klüger ist als der politische Nestor des Kommunalparlaments, der Sozialdemokrat Jens Chr. Gjesing. Das hatte Gjesing – ebenfalls in dem Film – augenzwinkernd eingeräumt. Von einem Bürger habe er zu wissen bekommen, dass H. P. Geil klüger sei als er: weil Geil von allein wisse, wann es Zeit sei zu gehen.

Auch Kommunaldirektor Peter Karm (rechts) hatte sich erst an den sportlichen Stil des Bürgermeisters gewöhnen müssen. Foto: Ute Levisen

Kopfmensch Lose trifft Bauchmensch Geil

Die Regionsratsvorsitzende und stellvertretende Landesvorsitzende von Venstre, Stephanie Lose, hat nach vielen, vielen Sitzungen mit Parteifreund Geil ebenfalls so ihre Erfahrungen mit dem scheidenden Bürgermeister: Nicht lange fackeln, sondern machen, sei dessen Leitspruch. Dabei heraus kamen denkwürdige Begegnungen zwischen Kopfmensch Lose und Bauchmensch Geil.

"Einer, mit dem man reden kann", sagt Carsten Leth Schmidt über H.P. Geil Foto: Ute Levisen

Mehr Platz für die Konservative Volkspartei

Kjeld Thrane von der Konservativen Volkspartei hob H. P. Geils ausgeprägte Empathie hervor, die er am eigenen Leib erfahren habe und mit welcher Geil auch Fremde umarme: „Bei einem Pressetermin im Dammpark trafen wir niederländische Touristen, die Probleme hatten, ihr Auto aus einer Parklücke zu bugsieren“, erzählte Thrane: „H.P. ließ sich entschuldigen und befreite das Auto – und somit die Niederländer aus der misslichen Lage.“

Kjeld Thrane überreichte Plastik-Windmühlen und eine Hundeleine für den Deutsch-Drahthaar, den sich H. P. Geil als Nachfolger seines verstorbenen treuen Vierbeiners zulegen möchte. Foto: Ute Levisen

Eigentlich bin ich ganz froh, dass du aufhörst, dann ist im Kommunalparlament mehr Platz für uns Konservative.

Kjeld Thrane, Konservative Volkspartei

Der Konservative hatte viele Geschenke mitgebracht, die er dem Bürgermeister im Auftrag seiner Parteifreunde, verschmitzt lächelnd, überreichte – unter anderem ein Bukett konservativ-grüner Plastik-Windmühlen: „Eigentlich bin ich ganz froh, dass du aufhörst, dann ist im Kommunalparlament mehr Platz für uns Konservative.“

Frau Lone und die Enkel des Politikers Foto: Ute Levisen

Schnack auf dem Hochsitz

Lob kam auch von der Jugend: Lærke Brodersen, Tochter von Schlossherr Svend Brodersen aus Gramm (Gram) hob nicht nur die Hilfsbereitschaft des scheidenden Kommunaloberhaupts hervor, sondern auch dessen Mitteilsamkeit – vor allem auf dem Hochsitz. Während der Jagd: „Mit Schnack kriegt man kein Wild mit nach Hause. Das ist auch gut so, denn wir sollten alle weniger Fleisch essen“, mahnte sie.

Svend Brodersen und Tochter Lærke waren ebenfalls unter den Rednern. Foto: Ute Levisen

Verbale Verneigung

In seiner Abschlussrede verneigte sich H. P. Geil verbal vor all jenen, die im Laufe der Jahre entscheidenden Einfluss auf sein Leben gehabt haben: vom Kommunaldirektor bis zur Kantinenleiterin. Das brachte ihm tosenden Applaus aus dem Saal ein.

 

Auch Allan Emiliussen, Venstres Fraktionschef, fokussierte sich in seiner Rede auf die menschlichen Qualitäten seines Parteifreundes. Foto: Ute Levisen

Kein Wunder! Um es mit den Worten der Hauptperson des Tages zu sagen: „In den meisten Dingen war ich mit den meisten Menschen ziemlich einig.“

"Wir werden dich vermissen", sagte eine Bürgerin, die spontan das Wort ergriffen hatte. Foto: Ute Levisen
Applaus aus dem Saal Foto: Ute Levisen
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