Tourismus

„Wir fühlen uns sehr willkommen in der Minderheit“

„Wir fühlen uns sehr willkommen in der Minderheit“

„Wir fühlen uns sehr willkommen in der Minderheit“

Heisagger/Hadersleben
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Seit 2019 haben Pia und Peter Jørgensen das Pinneberg-Heim gepachtet. Foto: Archivfoto Karin Riggelsen

13 Jahre lang haben Peter und Pia Jørgensen das Wanderheim in Hadersleben geleitet. Zum Ende des Jahres ist damit Schluss. Ab 2021 wird sich das Ehepaar ausschließlich auf das Pinneberg-Heim am Heisagger Strand konzentrieren. Im Interview mit dem „Nordschleswiger“ verrät Peter Jørgensen mehr über die Hintergründe.

Die langjährigen Betreiber des Haderslebener „Danhostel Erlevhus“, Peter und Pia Jørgensen, haben sich schweren Herzens entschlossen, zum Ende des Jahres aus dem Hostel- und Campingplatzbetrieb auszusteigen. Anlass dieser Entscheidung ist Pia Jørgensens Krebserkrankung.

Auch wenn beide guten Mutes sind, dass sie den Krebs besiegen wird, hat ihnen die Krankheit vor Augen geführt, dass beide etwas in ihrem Leben verändern wollen. „Wir haben früher nie im Sommer Urlaub machen können, weil auf dem Campingplatz Hochsaison war. Und mit Freunden konnten wir uns immer erst nach 18 Uhr treffen.“ Ab dem neuen Jahr soll sich das ändern: „Das wird ein neuer Lebensstil.“

Eine schwere Entscheidung

Trotz der Vorfreude auf etwas mehr Flexibilität ist dem Ehepaar die Entscheidung, das Wanderheim aufzugeben, nicht leichtgefallen: „Das ist sehr schwer und traurig, denn das Wanderheim ist Teil meiner Identität. Wenn ich mich am Telefon melde, dann bin ich ‚Peter vom Wanderheim‘. 13 Jahre haben das Danhostel und der Campingplatz unser Leben dominiert.“

Nach 13 Jahren verabschieden sich Pia und Peter Jørgensen zum Ende des Jahres vom Haderslebener Danhostel. Die Suche nach einem neuen Pächter ist bereits angelaufen. Foto: Karin Riggelsen

Auch Kollegen und Stammkunden können sich nicht vorstellen, dass die Jørgensens in Zukunft nicht mehr die Seele des „Danhostel Erlevhus“ sein werden. Seit Bekanntwerden ihrer Entscheidung haben die beiden zahlreiche Nachrichten erhalten, in denen ihr Ausscheiden aus dem Hostel-Business bedauert wird. „Das berührt mich sehr“, gesteht Peter Jørgensen.

Dennoch ist er überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Fokus auf Pinneberg-Heim

Ganz verabschieden sich die beiden Vollblut-Gastgeber aus dem Tourismus-Geschäft aber nicht. Seit Januar 2019 betreiben sie parallel zum Hostelbetrieb das Pinneberg-Heim am Heisagger Strand – und dem bleiben sie auch in Zukunft treu.

„Wir wollten zurück zum Pinneberg-Heim“, erzählt Jørgensen. „Vor 20 Jahren bin ich vom Kreis Pinneberg angeheuert worden, das Pinneberg-Heim in Heisagger zu betreuen. Das war eine tolle Zeit, damit sind viele Erlebnisse und Erinnerungen verknüpft“, schwärmt er. 

Stiftungsvorsitzender Dieter Hallmann freut sich, dass das Pinneberg-Heim vorerst in Betrieb bleibt. Foto: Annika Zepke

Besondere Beziehung zur Minderheit

Das Pinneberg-Heim hat in der derzeitigen Situation der Jørgensens einen weiteren entscheidenden Vorteil: „Es liegt in unmittelbarer Nähe unseres Sommerhauses, in dem wir momentan wohnen“, berichtet Peter Jørgensen. „Außerdem ist es mit einer Kapazität von 30 bis 40 Gästen deutlich kleiner als das Wanderheim, sodass ich nicht auf Hilfe angewiesen bin und meine Frau in dem Umfang in den Betrieb miteinsteigen kann, in dem es ihr möglich ist.“

Dass die beiden sich für das Pinneberg-Heim entschieden haben, ist keine rein praktische Entscheidung. Auch zur Minderheit, die über die Trägerstiftung „Deutscher Jugendbund Hadersleben – Pinneberg-Heim-Stiftung“ in Besitz des Hauses ist, hat das Ehepaar ein besonderes Verhältnis. „Wir kommen zwar nicht aus der Minderheit, haben sie aber über die Jahre kennengelernt. Wir fühlen uns sehr willkommen in der Minderheit.“

Das Pinneberg-Heim am Heisagger Stand bleibt noch bis mindestens 2021 Jugendherberge. Foto: Annika Zepke

Neue Konzepte

Peter Jørgensen ist es daher wichtig zu betonen, dass sie 2021 mit dem Pinneberg-Heim wieder voll durchstarten wollen. „Wir kommen gestärkt zurück“, verspricht er. Neue Veranstaltungsideen hat er auch schon im Hinterkopf. Die Brunch-Arrangements, die sich in der Vergangenheit im Wanderheim bewährt haben, möchte er zukünftig im Pinneberg-Heim veranstalten. Die Anzeigen dafür seien bereits in Arbeit, so Jørgensen.

Auch das Terrassen-Café, das derzeit Corona- und krankheitsbedingt geschlossen ist, soll wieder für den Verkauf und Verzehr regionaler Produkte geöffnet werden. Zusätzlich möchte Jørgensen den Fokus wieder verstärkt auf Schulklassen und Jugendgruppen, insbesondere aus Deutschland und der Minderheit, aber auch aus Dänemark setzen.

Den Stiftungsvorsitzenden Dieter Hallmann freut die Entscheidung der Jørgensens: „Als Stiftung sind wir daran interessiert, dass das Heim weiter in Betrieb ist. Daher sind wir froh, dass Peter das Pinneberg-Heim weiterbetreiben möchte und den Pachtvertrag um zwei Jahre verlängert hat.“

Noch ist das Terrassen-Café mit bester Aussicht geschlossen – ab 2021 soll es dort aber wieder frische Brötchen und regionale Produkte geben. Foto: Annika Zepke

Gute Aussichten für das Wanderheim

Sorgen, dass es in Zukunft in Hadersleben/Haderslev kein Hostel und keinen Campingplatz mehr geben könnte, muss sich aber niemand machen. Die Stiftung „Den selvejende institution Erlevhus“, der das Wanderheim gehört, hat sich bereits auf die Suche nach einem neuen Pächter begeben. „Einige Interessenten gibt es bereits“, wie Jørgensen verrät.

Bewerbungen mit Informationen über den persönlichen Hintergrund, fachliche Kompetenzen und Visionen für das Danhostel können noch bis zum 15. September an thulesvej25@gmail.com geschickt werden, wie der Vorsitzende der Stiftung Erlevhus, Orla Bryld Mortensen, mitteilt.

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