Leitartikel

„Gemeinsinn – nicht gemein sein“

Gemeinsinn – nicht gemein sein

Gemeinsinn – nicht gemein sein

Nordschleswig/Sønderjylland
Zuletzt aktualisiert um:

Neunmalkluger Onkel, belehrender Vater oder besorgte Mutter? Manchmal kann man sich einen erhobenen Zeigefinger eben nicht verkneifen, schreibt Chefredakteur Gwyn Nissen.

In der Kommunikation mit Jugendlichen gibt es so einige Fallen für uns aus der älteren Generation. Es gibt den Onkel mit seinen guten Ratschlägen, den Vater mit dem erhobenen Zeigefinger oder die besorgte Mutter, die die Jugend vor allen Gefahren warnt.

Das kommt bei den Jugendlichen selten gut an, und die gut gemeinte Botschaft löst sich schneller auf als der Instantkaffee bei der Schwiegermutter.

So ist es im Allgemeinen auch mit Leitartikeln. Wir versuchen, nicht moralisch belehrend zu sein. Aber es passiert manchmal. In welche der obigen Kategorien dieser Kommentar eingeordnet wird, kann ich nicht einschätzen, aber es muss mal gesagt werden:

Liebe Jugendlichen, reißt euch doch einfach mal zusammen.

Ja, ihr habt in der Studentenzeit auf einiges verzichten müssen – aber ihr habt auch jede Menge gefeiert. Ja, es ist toll, nach den Sommerferien wieder die Freunde zu treffen – aber das geht auch, ohne sich mit 200 Leuten am Strand oder im Park zu treffen. Ja, es ist schade, dass das Nachtleben gerade auf „Mute" geschaltet ist – aber die Musik wird irgendwann wieder laut tönen.

Ja, das Coronavirus bremst eure beste Zeit aus – aber das gilt auch für alle anderen um euch herum. Wir zahlen alle einen Preis – er nennt sich Gemeinsinn. Nicht gemein sein.

In der Corona-Zeit ist jede fünfte Neu-Infektion in Dänemark in der Gruppe der 10- bis 29-Jährigen registriert worden. In der vergangenen Woche konnte aber jede dritte Infektion dieser Altersgruppe zugeordnet werden. Mit anderen Worten: Nein, ihr habt euch und eure Freunde nicht im Griff. Vor allem nicht, wenn ihr mit vielen Menschen auf einmal feiert.

Haltet also durch, denn auch ihr habt eine Verantwortung zu tragen. Ihr könnt Infektionen auf Personen übertragen, die euch viel bedeuten. Aber noch wichtiger: Ihr seid auch nicht unsterblich oder gegen das Coronavirus immun.

Und eins verspreche ich euch, nachdem ich den Zeigefinger nun wieder eingefahren habe: Es gibt noch jede Menge Partys zu feiern – auch wenn man älter ist. In der Zwischenzeit passt gut auf uns und auf euch auf!

Mehr lesen