Leserinnenbrief

„Deutsch in Dänemark: Lehrkräfte gesucht, aber nicht willkommen? “

Deutsch in Dänemark: Lehrkräfte gesucht, aber nicht willkommen?

Deutsch: Lehrkräfte gesucht, aber nicht willkommen?

Susanne Anhorn
Pattburg/Padborg
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Wer in Dänemark Deutsch unterrichten will, dem wird, aller Konzepte zum Trotz, nicht gerade der Rote Teppich ausgerollt. Das meint die Pattburgerin Susanne Anhorn, die aus persönlicher Erfahrung berichtet. Sie reagiert damit auf den Leitartikel „Deutsch in Dänemark: Machen statt denken“ von Cornelius von Tiedemann.

Dazu muss ich wirklich mal meinen Senf abgeben.

Ich bin eine von denen, die in Dänemark Deutschlehrerin werden wollte. Aufgrund des Lehrermangels hat die UC Syd in Hadersleben (Haderslev) einen Studiengang für internationale Studierende etabliert, welche die Sprachanforderungen an ein reines Studium in Dänemark noch nicht erfüllen – das ist ja wie für mich gemacht, die erst nach Dänemark gezogen ist und die Sprache noch lernt, dachte ich damals, als ich mich bewarb.

Ich habe wirklich Lust darauf gehabt – und habe es nun doch wieder beendet. Nach nur einem Jahr Erfahrungen im Studium, vielmehr aber in der Praxis im Rahmen eines sechswöchigen Praktikums an einer dänischen Schule, war mir klar: Lehrermangel hin oder her, so einfach ist es nicht, als Nicht-Dänin in Dänemark Lehrerin zu sein.

Damit hat Dänemark eine potenzielle Deutschlehrerin weniger. Eine, die schon in Deutschland Germanistik studiert hat, wohlgemerkt, also eigentlich ein Glücksgriff, sollte man meinen. Aber ich befürchte, dass ich nicht die erste und letzte Deutsche bin, die sich so entscheidet.

Zugegeben: Ausschlaggebend war das erste Praktikum an einer dänischen Schule, an der ich als Deutsch-Muttersprachlerin eine dänische Schulklasse sechs Wochen lang in Deutsch unterrichten sollte. Von Freude über eine Deutschlehrerin mehr war leider keine Spur – und das nicht nur unter den Schülerinnen und Schülern, sondern auch im Kollegium. Von einer Kollegin, einer Dänin, die Deutsch in der Klasse unterrichtet, wurde ich gefragt, ob ich als Deutsche nicht viel eher in Deutschland hätte Lehrer werden können, wie man auf die Idee käme, da in Dänemark zu studieren. „Fordi jeg bor i Danmark.“

Ich fühlte mich, seit ich in Dänemark lebe, wirklich von Herzen mehr als Dänin als als Deutsche und war wirklich getroffen von dieser Frage. Deutsch wird offenbar lieber von Däninnen und Dänen mit Fehlern behaftet unterrichtet, als dass man als deutsche Zugezogene mit Freude empfangen wird. Hinzu kommt das nahezu frustrierende Sprachniveau, mit dem ein Neuntklässler nach rund fünf Jahren Deutschunterricht die Schule verlässt.

Meine Kommilitonin hat sich als Vikarin fürs Fach Deutsch beworben – und ärgert sich darüber, dass sie dem Verantwortlichen nahezu als Bittstellerin hinterher telefonieren muss, weil keine Resonanz kommt. Und das, obwohl es sich „nur“ um eine Vertretungsstelle handelt. Wir fragten uns zunehmend, wo genau der immer bejammerte Mangel an Deutschlehrern eigentlich genau sein soll.

Hinzu kam, dass man trotz guter Dänischkenntnisse (ich habe meine Dänisch-PD3-Prüfung mündlich wie schriftlich mit 12 beendet!) gefühlt nicht ernst genommen wird, sobald man einen intellektuelleren Posten wie den einer Lehrerin anstrebt und dabei nicht ganz fehlerfrei und/oder mit hörbarem Akzent Dänisch spricht. Dass man dafür perfekt Deutsch spricht, schien plötzlich irrelevant. Ich hatte schlichtweg das Gefühl, weit weg von der Integration in den dänischen Arbeitsmarkt zu sein – und das trotz vorangegangenem Hochschulstudium in Deutschland.

Wenn ich mich mal so unter den Kommilitoninnen und Kommilitonen im internationalen Lehramtsstudium in Hadersleben umsehe, frage ich mich, wie es den Mitstudierenden aus Kenia, Italien oder Portugal eines Tages ergeht, wenn sie als Nicht-Dänen Englischlehrer an dänischen Schulen werden wollen. Ich finde ja, dass das theoretische Konstrukt des Studiengangs für internationale Studierende gegen den Lehrerinnen- und Lehrermangel in Dänemark zwar klug konzipiert ist, aber leider völlig an der Praxis vorbeigeht.

Mein Ende vom Lied war dann zunächst ein Job in einem deutschen Kindergarten in Dänemark und nun schließlich die Rückkehr in den deutschen Arbeitsmarkt, wobei da auch andere Gründe eine Rolle spielten. Und das, obwohl ich als ehemalige Grenzpendlerin wirklich meinte, dass ich viel, viel lieber in Dänemark arbeiten würde, wenn ich doch dort auch lebe. Ich hatte nur leider nicht überall den Eindruck, dass Deutsche dort auch herzlich willkommen sind.

Schade, denn ich hätte meine Einkommenssteuern auch lieber in dem Land gezahlt, in dem ich lebe. Aber so, wie sich die Däninnen und Dänen (ganz sicher nicht alle, ich will wahrlich nicht verallgemeinern!) teils verhalten, erzeugen sie eher eine zunehmend stärker werdende deutsche Minderheit, in der sich vor allem die neu nach Dänemark gezogenen Deutschen als Ausländer fühlen und lieber unter sich bleiben. Das bedauere ich sehr, denn es stößt auch bei den Däninnen und Dänen zu Recht auf Unmut, weil man sich vermeintlich nicht integriert.

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