Leserbrief

„Fehlende Transparenz beim Verkauf der Deutschen Bücherei in Hadersleben“

Fehlende Transparenz beim Verkauf der Deutschen Bücherei in Hadersleben

Fehlende Transparenz beim Verkauf der Deutschen Bücherei

Armgard Laubenthal
Eching am Ammersee
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Die gebürtige Nordschleswigerin Armgard Laubenthal ist unzufrieden, wie die Zusammenlegung der deutschen und dänischen Bücherei in Hadersleben über die Bühne gegangen ist. Was ihr nicht gefallen hat, erklärt sie in ihrem Leserbrief.

Als jahrzehntelange Leserin des „Nordschleswigers“ und gebürtige, immer noch verwurzelt fühlende Nordschleswigerin, die seit 1969 in Deutschland in der Nähe von München lebt, verfolge ich von je her
mit nicht nachlassendem Interesse die Geschehnisse, die Veränderungen, die Entwicklung der Minderheit, mit den entsprechenden politischen Diskussionen dazu in meiner ehemaligen Heimat!

Genau deshalb fühle ich mich als in Hadersleben geborenes und aufgewachsenes Mitglied der Minderheit aufgefordert, zu dem möglichen, geplanten Verkauf des Gebäudes der Deutschen Bücherei Stellung zu beziehen, um noch weitere Aspekte sowie Argumente zu den schon vorgebrachten hinzuzufügen, insbesondere die im Leserbrief von Thomas Meyer schon erwähnten!

Auch ich bin entsetzt angesichts der Tatsache, dass ein solch geschichtsträchtiges Haus, in dem ich Ende der Vierzigerjahre meine Grundschulzeit verbrachte und das später kultureller Mittelpunkt der Minderheit in Hadersleben wurde, bis hin zur heutigen Bücherei still und heimlich und unter der Hand verkauft werden soll oder wird – mit fassungslos zurückgelassenen und nichts ahnenden Mitgliedern der deutschen Minderheit vor Ort, die davon besonders betroffen sind!

Wie ich erfahren habe, wurde eine Verkaufsabsicht nicht zuvor der Öffentlichkeit bekannt gegeben geschweige denn dort erörtert und diskutiert sowie das Für und Wider abgewogen bei einem Umzug der Bücherei nach Bispen und dem daraus folgenden Verkauf des Gebäudes!

Wären die Entscheidungsträger in Büchereiverband und BDN mit Generalsekretär Uwe Jessen an der Spitze nicht besser beraten gewesen, den Verkauf einem Makler in die Hand zu geben zwecks öffentlicher Ausschreibung, im Rahmen derer jeder Kaufinteressent sein Angebot hätte abgeben können oder aber der BDN selbst in entsprechenden Immobilienforen das Haus zum Verkauf anbietet!

Stattdessen wird es unter der Hand in einem bekannten Immobilieninvestor zum Kauf angeboten, der mit unerbittlicher Härte und sicher nicht uneigennützigen Geschäftsinteressen die Verdichtung der Stadt in Zentrumsnähe vorantreibt, Grünanlagen zerstört und gnadenlos Bäume fällen lässt! (Siehe Nachbargrundstück!)

Das alles ist nicht mehr zeitgemäß, wo es heute darum geht, Grünoasen in den Städten zu erhalten, zu vergrößern und neu zu schaffen, um den Menschen angesichts des Klimawandels mit immer häufigeren Hitzeperioden Erholung unter schattenspendenden Bäumen zu bieten!

Haben die in der Verantwortung stehenden Entscheidungsträger darüber nachgedacht ????! Ich glaube nicht, wenn Claudia Knauer in einem Interview zugibt, dass man sich über den Käufer keine Gedanken gemacht habe!

Das ist traurig und verstörend und offenbart die fatalen Folgen einer nicht öffentlichen Diskussion!

Des Weiteren möchte ich den Aspekt Zuwanderung von Bürgern aus Deutschland anführen, deren Zahl steigt und die sich insbesondere gerne in Nordschleswig wegen der Nähe zur deutschen Kultur und den deutschen Schulen niederlassen und eine Bleibe suchen! Auch unter diesen Neubürgern hätte es sicher potentielle Käufer gegeben, und wird es immer wieder geben, die sich über den Kauf eines Hauses in einer Villenstraße mit Garten und alter Kastanie fußläufig zum Stadtzentrum freuen, wo ein solches Haus in dieser Lage in Deutschland das Doppelte, im Münchner Raum, das Drei – und Vierfache kostet!
Ist das auch bedacht worden ????

Ob der Umzug der Bücherei nach Bispen überhaupt sinnvoll ist, mit immer weniger Parkmöglichkeiten, da auch hier entsprechende Plätze davor sinnvollerweise Büschen und Bäumen weichen sollen, möge dahingestellt sein. Das haben meine „Vorredner“ schon erörtert!

Mir geht es vorrangig um die Handlungsweise der Entscheidungsträger in dieser Verkaufsangelegenheit und auch deren Reaktion im schon erwähnten Interview Jessen/Knauer !

Antworten auf viele Fragen der Briefeschreiber, privat an U. Jessen oder öffentlich in der Zeitung im besagten Interview, erkenne ich hier in keinster Weise! Hier wird lediglich um den heißen Brei herumgeredet, und es werden kaum stichhaltige Argumente vorgebracht geschweige denn Antworten auf gestellte Fragen gegeben!

Der Verkauf mit einer unsäglich fehlenden Transparenz unter nicht Einbeziehung der BDN Mitglieder in Hadersleben zum Beispiel in Form einer Mitgliederbefragung mit entsprechender Abstimmung hat großen Schaden angerichtet und die Glaubwürdigkeit der Verantwortlichen in Frage gestellt! (Hierzu fehlt mir eigentlich auch noch eine Stellungnahme der BDN Vorsitzenden in Hadersleben!)

Es stellt sich bei mir sogar die Frage, ob gegen Satzungen verstoßen wurde, was unter Umständen eine Rückabwicklung des möglichen Verkaufs zur Folge haben könnte! Auf diese Frage würde ich gerne eine Antwort lesen!

Lieber Uwe Jessen und weitere Verantwortliche: Durch Eure eigenmächtige und somit undemokratische Handlungsweise verprellt ihr Eure Mitglieder und dürft Euch dann nicht über eine daraus folgende
gewisse „Politikverdrossenheit“ in Nordschleswig wundern!

Immer wieder lese ich von der händeringenden Suche nach haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Minderheit! Durch solchen, großen Frust erzeugenden im Geheimen geplanten Verkauf des „Tafelsilbers“ in Hadersleben zerschlagt ihr viel Porzellan und erreicht genau das Gegenteil von Eurem Wunsch nach mehr Engagement in der Minderheitenarbeit!

Ich hoffe, ich habe als Außenstehende und von außen Betrachtende etwas wachgerüttelt!!!

Armgard Laubenthal
Kaagangerstraße 60
82279 Eching am Ammersee

 

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