Mobilität

Minister: Grenzüberschreitender Bahnverkehr wird weiterhin von Verspätungen geplagt sein

Minister: Weiterhin Verspätungen im grenzüberschreitenden Bahnverkehr

Weiterhin Verspätungen im grenzüberschreitenden Bahnverkehr

Kopenhagen
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Thomas Danielsen (l.) und Claus Ruhe Madsen bei einer Pressekonferenz anlässlich des Besuches des Kieler Kabinetts in Kopenhagen Foto: Walter Turnowsky

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Umfassende Gleisarbeiten auf beiden Seiten der Grenze bedeuten, dass verpasste Anschlusszüge auf Jahre hinaus zum Alltag der Reisenden gehören werden. Das sagten der dänische und der schleswig-holsteinische Verkehrsminister. Sie wollen jedoch enger zusammenarbeiten, um den Verkehr zu optimieren.

Wer regelmäßig mit dem Zug zwischen Dänemark und Schleswig-Holstein verkehrt, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit schon mal am Flensburger Bahnhof warten müssen, weil sie oder er den Anschlusszug verpasst hat. Alternativ hat man in Fredericia die Wartezeit, weil die Verspätung sich dorthin verlagert hat.

Der dänische Transportminister Thomas Danielsen (Venstre) und sein schleswig-holsteinischer Kollege, Wirtschafts- und Verkehrsminister Claus Ruh Madsen (CDU) räumten bei einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche ein, dass sich die Reisenden auch in den kommenden Jahren auf Wartezeiten einstellen müssen.

 „Wir haben in Dänemark bei den Gleisen und Signalen einen großen Nachholbedarf, den wir versuchen aufzuholen. Das heißt, es wird schlechter, bevor es gut wird“, so Danielsen.

SH mit schlechtestem Netz in Deutschland

Und auch jenseits der Grenze ist die Wartung der Infrastruktur vernachlässigt worden.

„Schleswig-Holstein hat Deutschlands schlechtestes Schienennetz, das über Jahrzehnte verschlissen worden ist. Die Qualität ist eine Katastrophe“, so Ruhe Madsen.

Bahnhof Flensburg
Bahnhof Flensburg: Hier verpassen Reisende regelmäßig den Anschluss. Foto: Alexander Bagno/Unsplash

Seit Dezember verkehren keine Regionalzüge zwischen Aarhus und Hamburg mehr. Stattdessen muss man in Pattburg (Padborg) umsteigen. Die Ursache sind Gleisarbeiten nördlich von Fredericia. Erst 2027 soll diese Verbindung wieder aufgenommen werden. Doch auch danach wird es zu Verspätungen kommen.

„Es ist eine schlechte Nachricht, aber es wird sehr viele Jahre dauern, etwas zu reparieren, das über zu viele Jahre vernachlässigt worden ist“, beschreibt Ruhe Madsen die Situation in Schleswig-Holstein.

„Man kann das mit der Renovierung des eignen Hauses vergleichen. Soll nur das Kinderzimmer gestrichen werden, kann man wohnen bleiben. Renovierst du von Grund auf, musst du vielleicht zwischenzeitlich in einen Bauwagen ziehen“, sagt Danielsen.

Regionalzug Fredericia-Hamburg wird untersucht

Ab Dezember 2027 fahren die Intercityzüge zwischen Kopenhagen und Nordschleswig nicht mehr jede zweite Stunde bis Flensburg (Flensborg), sondern sämtliche Fahrten gehen von und nach Sonderburg (Sønderborg). Dafür verlängert Schleswig-Holstein den Regionalzug Hamburg-Flensburg bis Tingleff (Tinglev).

Bahnhof Tingleff
Der Bahnhof in Tingleff ist als Umsteigebahnhof vorgesehen. Die Minister wollen untersuchen, ob die Züge aus Hamburg stattdessen bis Fredericia fahren können. Foto: Friedrich Hartung

In diesem Punkt brachten die beiden Minister dann eine positive Nachricht für Nordschleswig mit: „Wir untersuchen, ob die deutschen Züge bis Fredericia fahren können“, sagte Danielsen.

Gelingt dies, hätten auch die Bahnhöfe Woyens (Vojens) und Rothenkrug (Rødekro) zukünftig wieder eine direkte Verbindung nach Hamburg. Und auch für Passagiere, die zwischen dem übrigen Dänemark und Norddeutschland verkehren wollen, würde es die Reise erleichtern.

„Es hätte den Vorteil, dass man in Fredericia einen Knotenpunkt erreicht, von dem man in sowohl Richtung Norden als auch Richtung Osten weiterfahren kann“, so Danielsen.

Arbeitsgruppe

Dies ist nur eine der Aufgaben, die neu gegründete deutsch-dänische Arbeitsgruppen bearbeiten sollen. Sie sollen die Arbeit in der gemeinsamen Verkehrskommission neu beleben, damit der grenzüberschreitende Verkehr so reibungslos wie möglich fließen kann.

„Der öffentliche Verkehr soll nicht an der Grenze aufhören“, sagte Ruhe Madsen.

Beide Minister versprachen, dass der Jütland-Korridor auch nach der Eröffnung der Fehmarn-Belt-Verbindung nicht vernachlässigt werden soll.

„Der Bau eines Doppelgleises zwischen Tingleff und der Grenze ist finanziert und beschlossen. Die Arbeiten beginnen 2030“, so Danielsen.

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