Leitartikel

„Ohne Zickzack geht es nicht“

Ohne Zickzack geht es nicht

Ohne Zickzack geht es nicht

Nordschleswig/Apenrade
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Erleichterungen, neue Maßnahmen, Lockerungen, dann wieder neue Regeln – das Coronavirus treibt seit einem Jahr sein Unwesen und prägt unseren Alltag. Etwas verwirrend, aber eigentlich ist es ganz leicht, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Wer hätte das gedacht, dass das Coronavirus uns auch fast ein Jahr nach dem Ausbruch immer noch fest im Griff hat? Vor wenigen Tagen hatte Regierungschefin Mette Frederiksen in ihrer Neujahrsansprache ein besseres 2021 angekündigt, doch das neue Jahr war keine fünf Tage alt, da wurden schon wieder neue Corona-Maßnahmen eingeführt.

Es zeigt, wie schnell sich die Welt in diesen Tagen verändert. An dem einen Tag sagen unsere Gesundheitspolitiker und -Experten, es kämen keine neuen Maßnahmen hinzu. Am Tag darauf ist man schlauer geworden, und es kommt doch was.

Nun ist es wieder eine Mutation des Coronavirus, die uns allen Sorgen macht.

Viele sind diesen Zickzack-Kurs leid, doch was ist die Alternative zum ständigen Abwägen der Maßnahmen? Sich einmal festzulegen und dann von diesem Kurs nicht abzuweichen? Das haben verschiedene Länder versucht – ohne Erfolg. Daher ist der einzig richtige Kurs, sich ständig den neuen Gegebenheiten, Erfahrungen und dem Wissensstand anzupassen. Und auch dann kann man es nicht allen recht machen: Einigen ist es zu viel und zu schnell, anderen zu wenig und zu langsam.

Ist es verwirrend? Zu Zeiten schon, doch auf der anderen Seite ist es nicht schwer zu verstehen, dass wir uns jetzt nur zu fünft versammeln dürfen statt zu zehnt. Dass wir so wenig Kontakte haben sollten wie möglich – und wenn wir zusammen sind zwei statt einen Meter Abstand halten sollten. Dass jetzt die Schulkinder zu Hause bleiben müssen – und die Kindergartenkinder falls möglich.

Natürlich bekommen wir das hin – aber es verlangt von uns allen ein wenig Umdenken im Alltag.

Mette Frederiksen wird hoffentlich recht behalten, dass 2021 besser wird, aber wir müssen noch durch den Januar und Februar, wo sich die Situation weiter verschlimmern kann – daher die verschärften Maßnahmen.

Besorgnis und der Optimismus gehen derzeit Hand in Hand, doch eine Studie des „Hope Projects" an der Universität in Aarhus zeigt, dass die Einwohner Dänemarks bereit sind, sich nach den Maßnahmen der Regierung und Behörden zu richten: Die Kontakte sind weniger geworden, und die Leute gehen auf Abstand.

Das ist gut so, denn wir müssen mindestens noch einmal in diesem Winter tief Luft holen, um dann im Frühjahr hoffentlich wieder zu einem neuen Normalzustand wieder aufzutauchen.

Vielleicht nehmen wir uns alle aber einen Rat von Mette Frederiksen zu Herzen: Der war zwar nur auf die nächsten 14 Tage gemünzt, aber sie bereitete die Bevölkerung darauf vor, dass die jetzigen Maßnahmen über den 17. Januar hinaus verlängert werden könnten: Stellt euch gedanklich schon einmal darauf ein, sagte sie.

Vielleicht stellen wir uns alle darauf ein, dass 2021 nicht so wird, wie wir es von Anfang an gehofft hatten. Ein wenig besser als 2020 wäre aber auch schon genug. Die Möglichkeit besteht, wenn wir zusammenhalten – auf Abstand.

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