Schüler machen Zeitung

Grenze im Kopf

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Grenze im Kopf

Thore Sell, Rune Hinrichsen, Melvin Kantenwein
Apenrade/Aabenraa
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Wo verläuft die deutsch-dänische Grenze wirklich? Physisch ist dies klar, aber inwieweit beeinflusst es die Angehörigen der Minderheiten und diejenigen, die regelmäßig über diese pendeln?

Wo verläuft die deutsch-dänische Grenze wirklich? Physisch ist dies klar, aber inwieweit beeinflusst es die Angehörigen der Minderheiten und diejenigen, die regelmäßig über diese pendeln? Eine Gruppe Schüler des Deutschen Gymnasiums, DGN, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Frage zu behandeln.
Tagtäglich gibt es viele Menschen, die aus Nord- und Südschleswig über die Grenze pendeln. Dabei ist es ein großer Unterschied, in welche Richtung man die Grenze passiert. Während man den Grenzübertritt von Dänemark nach Deutschland kaum bemerkt, durchquert man in die andere Richtung sehr präsente Grenzkontrollen. Dadurch entsteht für einige das Gefühl, nicht willkommen zu sein.

Dies ist besonders für die beiden Minderheiten ein sehr relevantes Thema, da hauptsächlich der Teil Dänemarks, welcher nicht davon betroffen ist, über das Schicksal der Menschen im Grenzgebiet entscheidet. 

„Durch die existierenden Minderheiten kommt eine Art ,Hybrid‘ der persönlichen Identifikation zustande. Das bedeutet, dass die Betroffenen sich nicht nur Deutsch oder Dänisch fühlen, sondern beides“, sagt Dr. Ruairidh Tarvet. Seinen Worten nach bestehen sie aus beiden Elementen. Das Resultat davon ist ein starkes Miteinander unter den Betroffenen, was natürlich auch viele Vorteile bietet, aber auch eine Art Ungewissheit der Angehörigkeit, wenn sie außerhalb des Grenzgebietes verkehren. Die jeweilige Minderheit kann außerdem das soziale, wirtschaftliche und auch linguistische Kapital beider Kulturen nutzen. Sowohl die Nutzung dieser Ressourcen als auch die dadurch resultierende Interaktion beider Parteien haben aber auch gesellschaftlich große Auswirkungen. Seitdem die Grenze wieder existiert, ist Selektion bei den Minderheiten immer mehr zum Thema geworden, denn kulturell betrachtet, ist es sehr wichtig, dass die Interaktion zwischen beiden Seiten der Grenze offen und ohne Probleme ablaufen kann. 

„Grenze ist eine wichtige kulturelle Sache für die Minderheit“, sagt Sergiusz Bober, der außerdem meint, dass die Grenze ebenso wie das Bonn-Kopenhagen Abkommen sehr wichtig ist, jedoch viele nur über den Diskurs um die Landesgrenze Bescheid wissen und somit die Minderheit darunter leidet. 
Das, was die Grenze nämlich tatsächlich bewirkt, hat keine große physische Relevanz, da diese an vielen Stellen ganz ohne Kontrollen überquert werden kann, sondern viel eher eine kognitive, da sich die Grenze eigentlich eher in den Köpfen der Menschen bildet.

„Die Grenzkontrollen sind eigentlich nur von symbolischem Nutzen und eine sinnlose Geldverschwendung“, meint Sergiusz Bober.

Sichtbar wird diese Aussage auch anhand der selektiven Vorgehensweise in der dänischen Politik. Die Grenzpolitik wird aggressiv vorangetrieben, und die Betroffenen innerhalb der Minderheiten fangen an, sich ungerecht behandelt zu fühlen und können sich nicht mehr voll und ganz mit dieser Ideologie identifizieren. 
Obwohl es per Gesetz jedem zusteht, sich einer Minderheit angehörig zu fühlen, gibt es ungeschriebene sprachliche und kulturelle Normen, welche vorhanden sein sollten, wenn man sich als deutsche oder dänische Minderheit identifizieren möchte. 

Die Grenze zeigt also deutlich ihre Spuren bei der Interaktion der Menschen untereinander. 

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