Geburtstag

Die Apfelkönigin wird 70 Jahre alt

Die Apfelkönigin wird 70 Jahre alt

Die Apfelkönigin wird 70 Jahre alt

Rinkenis/Rinkenæs
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Karin Baum an der Wiese am Meer, die an ihr Grundstück grenzt. Am Sonnabend feiert sie ihren 70. Geburtstag. Foto: Karin Riggelsen

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Sie hat Kunst- und Kulturvereine gegründet und das kulturelle Leben in Nordschleswig bereichert. Am Sonnabend wird Karin Baum 70 Jahre alt.

Barfuß im Garten am Meer – für Karin Baum hat an diesem Dienstag der Frühling begonnen. In der Woche vor ihrem 70. Geburtstag setzt sich der Frühling durch, der mächtige Rhododendron hat zu blühen begonnen, und Karin Baums Haar weht leuchtend im Wind.

Die Frau mit dem flammend orangefarbenen Haar wird am Sonnabend, 23. April, 70 Jahre alt. 1952 kam Karin Baum in Lauenau bei Hannover zur Welt. Fernweh und ihre dänischen Wurzeln trieben die junge Frau gen Norden.

Mit dem Schiff zwei Jahre um die Welt

Nach einer Ausbildung zur Handelssekretärin und einer Anstellung im Ingenieursbüro Continental in Hannover klopfte die Welt bei Karin Baum an. Sie stieg in Hamburg auf ein Frachtschiff und reiste als Stewardess zwei Jahre lang um die Welt.

Bis sie eines Tages in Flensburg wieder von Bord ging. „Mein Freund wohnte damals in Flensburg, und so bin ich dort gelandet“, so Karin Baum. Ihre Arbeit als Chefsekretärin bei „P&Q“ machte ihr viel Spaß, doch nach einigen Jahren wollte sie sich weiterentwickeln – und ließ sich zur Erzieherin ausbilden. 30 Jahre lang arbeitete sie in einem Kinder- und Jugendheim der Stadt Flensburg (Flensborg), bis zu ihrer Pensionierung vor rund sieben Jahren.

Im Garten von Karin Baum gibt es unzählige Kunstinstallationen und kreative Ecken. Foto: Karin Riggelsen

Da habe ich dort am Strand gesessen, 1966, und hier rübergeschaut. Ich habe jeden Morgen gebadet und gedacht: Ist das schön hier. Ich habe nach Rinkenis geblickt und gedacht: Hier möchte ich gerne leben, wenn ich groß bin.

Karin Baum, Künstlerin

1993 hieß es für Karin Baum zurück zu ihren Wurzeln – nach Dänemark. Mit ihrem damaligen Mann Jürgen zog sie an den Nederbyvej 7. In das Haus ihrer Träume. „Als ich Kind war, habe ich mein Traumhaus gezeichnet. Rechts und links Baum und Sonnenblume und Wasser. Das wollte ich haben. Und hier ist es“, sagt Karin Baum und zeigt auf das Haus mit der Terrasse Richtung Förde, wo ein Wasserbecken das ganze Jahr über zum morgendlichen Bad einlädt. 

Familie in Dänemark

„Ich habe als Kind Urlaub mit meinen Eltern in Brunsnis gemacht, dort drüben“, sagt Karin Baum und zeigt auf den Küstenstreifen gegenüber. „Da habe ich dort am Strand gesessen, 1966, und hier rübergeschaut. Ich habe jeden Morgen gebadet und gedacht: Ist das schön hier. Ich habe nach Rinkenis geblickt und gedacht: Hier möchte ich gerne leben, wenn ich groß bin.“

Ihre Oma ist in Flensburg geboren und aufgewachsen, eine Schwester der Oma zog es nach Nordschleswig. „Sie lebte dann nach der Volksabstimmung 1920 plötzlich in Dänemark“, so Baum. „Dadurch habe ich Familie in Dänemark, in Vejle, Aarhus und Kopenhagen. Meine Cousins und Cousinen kommen auch zum Geburtstag.“

Ein älteres Passbild von Karin Baum – damals noch ohne ihre charakteristische Haarfarbe … Foto: Karin Riggelsen

Über ihren damaligen Mann kam Karin Baum mit der Kunstszene in Berührung. „Ich war sozusagen die Managerin und habe viele seiner Werke für Ausstellungen fotografiert. Dabei hatte ich immer einen speziellen Blick auf die Kunstwerke – und ich habe mehr und mehr fotografiert und meine eigene Kunst gemacht“, sagt Karin Baum. Die Kunst habe sie gefunden, wie so vieles im Leben von Karin Baum nach dem Ausspruch von Picasso verlief: „Ich suche nicht, ich finde“.

Karin Baum hat nicht nur gefunden, sondern vor allem geschaffen. 2005 war sie maßgeblich an der Gründung des deutsch-dänischen Kunstvereins „Flensborg Fjords Kunst & Kulturforening“ beteiligt, seitdem ist sie im Vorstand aktiv. Sie war dabei, als der „Kunstkilometer“ in Gravenstein (Gråsten) entstand, hat 2009 den Kunstverein „KunstPunkt“ mitbegründet, saß im Vorstand von „KulturLandsbyen 6300“ in Gravenstein (heute „Kultur i Gråsten“), und seit 2011 ist sie Mitglied im Netzwerk „Kunst im Norden“.

„Sieben mal zehn Jahre – das ist etwas Besonderes“

In der deutschen Förde-Schule gibt es seit 16 Jahren eine Ausstellung mit deutsch-dänischen Künstlerinnen und Künstlern – mitorganisiert von Karin Baum. Ob jung und alt, deutsch und dänisch – Karin Baum mag es, Menschen zusammenzubringen.

„Ich bin schon stolz darauf, was ich hier in Nordschleswig alles bewegt und geschaffen habe, das muss ich gestehen“, sagt sie lachend. „Ich freue mich, das am Samstag mit Familie, Freunden und Weggefährten zu feiern. Einfach mal sein und gemeinsam feiern. Den Moment genießen. Sieben mal zehn Jahre – das ist etwas Besonderes.“

Karin Baum in ihrem Garten, wo sie gerne Zeit verbringt. Foto: Karin Riggelsen
Ein Lieblingsplatz am Garten – mit Blick auf die Bucht von Rinkenis Foto: Karin Riggelsen

Karin Baum hat zum Geburtstagsfest ins Rinkenæshus eingeladen, als offenes Haus ab 15 Uhr. Alle Freunde und Wegbegleiter sind willkommen, es gibt Live-Musik, Tanz und Büfett. Auch ihre Familie aus Deutschland sowie Karin Baums Bonus-Kinder und Bonus-Enkel werden dabei sein, um mit Dänemarks Apfelkönigin zu feiern. Ein inoffizieller Titel, den sie durch die Organisation des Apfelfestivals in Gravenstein erhalten hat.

Denn statt einfach nur in Nordschleswig zu leben, hat Karin Baum die Region mitgeprägt. Das Apfelfestival findet in diesem Jahr vom 30. September bis zum 2. Oktober am Gravensteiner Hafen statt, die deutsch-dänische Kunstszene ist nicht zuletzt dank Baum eng vernetzt.

Barfuß Wurzeln geschlagen

„Ich mag es, Dinge zu organisieren und zu schaffen. Ich bin Perfektionistin – auch wenn ich in diesem Punkt mit den Jahren etwas gnädiger werde, auch mit mir selbst“, lacht die Künstlerin.

Ab und zu bekommt sie Besuch aus der Welt – über das Portal Workaway öffnet sie ihr Zuhause für Reisende aus der ganzen Welt. Gäste aus Argentinien, Japan und Deutschland waren schon zu Besuch, weitere werden folgen.

Es ist Frühling Nummer 29 in ihrem Haus am Meer. Mit Blick auf den Strand ihrer Kindheit und knapp drei Jahrzehnte später hat Karin Baum hier barfuß Wurzeln geschlagen. Mit Kunst und Kultur sowie der Gemeinschaft der Kreativen als perfekte Wachstumsbedingungen.

 

Im Laufe der vergangenen Jahre sind unzählige Artikel erschienen, die über künstlerische und kulturelle Aktivitäten berichten, an denen Karin Baum beteiligt war. Foto: Karin Riggelsen
Karin Baum in ihrem Anbau, der als kreativer Raum und Ferienwohnung dient. Foto: Karin Riggelsen
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