Geburtstag

Leif Maibom: „Ich habe die Träume verfolgt, die ich hatte“

Leif Maibom: „Ich habe die Träume verfolgt, die ich hatte“

Leif Maibom: „Ich habe die Träume verfolgt, die ich hatte“

Sonderburg/Sønderborg
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Leif Maibom in seinem Haus am Sonderburger Ringreiterweg Foto: Karin Riggelsen

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Der Schauspieler Leif Maibom und die Sonderburger Sommer Revue sind untrennbar miteinander verbunden. Am Mittwoch vollendet Maibom sein 70. Lebensjahr. Gibt es einen Leif ohne Revue? Mit dem „Nordschleswiger“ spricht das Geburtstagskind darüber.

Einen Tag vor seinem 70. Geburtstag ist das große Fest schon vorbei. „Wir haben am Sonntag im Hotel Sønderborg Strand gefeiert, nach einigen Absagen waren wir am Ende 170 Leute. Zehn Stunden Feier mit Musik und Unterhaltung, spöttischen Reden in unsere Richtung, Kaffee und allem drumherum. Wir haben gleichzeitig auch den 75. Geburstag meiner Frau Jonna nachgefeiert“, verrät Leif Maibom. Am Mittwoch, den 8. Dezember, wird er 70.

Wer ist der Mann, der 1982 die erste Sonderburger Sommer Revue initiiert hat und sie bis 2017 geleitet und weiterentwickelt hat? 

Leif Maibom kommt am 8. Dezember 1951 in Faaborg auf Fünen zur Welt und wächst mit zwei Brüdern auf. Als Kind spielt er im Amateurtheater mit und stellt fest, dass ihm Auftreten und Auswendiglernen leichtfallen.

„Ich wollte der nächste Bob Dylan werden“

Mit zwölf Jahren zieht die Familie nach Vejle, zur Konfirmation erhält Leif eine Gitarre und er entdeckt seine Liebe zur Musik. „Ich wollte der nächste Bob Dylan werden, das hat ja auch fast geklappt“, lächelt er.

Leif Maibom mit einer für ihn typischen Handbewegung, die er schon als kleiner Junge gemacht hat, wie das alte Foto beweist. „Warum ich das mache, weiß kein Mensch.“ Foto: leif

Dass er einmal Revue-Schauspieler und Revue-Gründer werden würde, daran denkt Maibom lange nicht. Stattdessen wird der junge Mann Volksschullehrer. „Irgendwie war das eine überschaubare Ausbildung. Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt, Möbelarchitekt zu werden. Mein Vater und mein Großvater waren Schreiner. Aber das war eine allzu beschwerliche und umfassende Ausbildung, fand ich. Dann lieber Lehrer.“

Maibom wird Lehrer in Lysabbel

Sein erster Job führt ihn 1975 nach Nordschleswig – an die Grundschule in Lysabbel (Lysabild). Er unterrichtet vor allem Musik – singt mit den Kindern und bringt ihnen Blockflöte oder Gitarre bei. Als der örtliche Sportverein eine Frühjahrs-Revue auf die Beine stellen will, hört Maibom im Lehrerzimmer davon. Er denkt: Warum nicht, macht mit und bemerkt beim Verfassen von Text und Musik, wie gut er darin ist.

„Ich hatte schon immer ein Talent für spitze und spöttische Bemerkungen, manchmal auch zu spitz. Das Schreibtalent habe ich wohl von meiner Mutter. Bei unserer ersten Revue in Lysabbel waren wir ein bunter Haufen. Landwirt, Danfoss-Mitarbeiter, Koch, Lehrer.“ 1977 gibt die Frühjahr-Revue zwei Vorstellungen. „Das war bestimmt Mist, aber die Leute fanden es lustig.“

Maibom in seiner Paraderolle als Thorleif Foto: Karin Riggelsen

1978 formiert sich die Revue erneut – und Leif Maibom und seine Mitstreiter schicken einige der verfassten Texte an eine professionelle Revue in Holsterbro. Die Revue will eines der Stücke kaufen. „Plötzlich waren wir professionelle Revue-Verfasser und erhielten Geld dafür! Das hat in mir irgendwas angestoßen, und ich fing an, Text an Revuen zu schicken. So fing alles an.“

1987 spielt die Revue vor der Königin

1982 organisiert Leif Maibom eine erste Sommer-Revue in der Sonderburg Innenstadt. Dort wo jetzt das Delikatessengeschäft Wohlenberg liegt, stand damals das Theater-Hotel. Aus den geplanten neun Vorstellungen werden elf, die Revue wird zum Erfolg. Als das Theater-Hotel schließt, zieht die Revue zunächst an die Staatsschule, ab 1988 läuft sie im Festsaal des neu gebauten Hotels Sønderborg Strand.

Die erste inoffizielle Vorführung im neuen Theatersaal geben Leif Maibom und seine Revue vor keinen geringeren als Königin Margrethe und Prinz Henrik, denen 1987 der neue Theatersaal präsentiert wird. „In dem Zusammenhang traf ich den Direktor des Hotels – und daraus entstand die Absprache zwischen Revue und Hotel, fortan im Festsaal eine Sommer-Revue zu spielen“, erinnert sich Maibom. Erst 2002 zieht die Revue in den Theatersaal um.

Leif Maibom hat 1982 die Sonderburger Sommer Revue gegründet. Foto: Karin Riggelsen

An der Schule in Lysabbel lernt Leif Maibom seine Frau Jonna kennen, die dort ebenfalls als Lehrkraft arbeitete. 1984 beantragt der Staatsbedienstete Urlaub, um sich voll auf seine Revue-Tätigkeit und das Verfassen von Texten konzentrieren zu können. Er nimmt Schauspielrollen und Auftritte in anderen Revuen an und baut zusammen mit seiner Frau Jonna die Sonderburger Revue, bis schließlich auch Jonna den Schuldienst verlässt.

Von knapp 1.000 Gästen auf 26.000 pro Saison

„Von der Sonderburger Sommer-Revue allein konnten wir lange Zeit nicht leben. Jonna war Lehrerin und ich habe Jobs in Revuen im ganzen Land angenommen. Erst in den letzten Jahren mit vielen tausend Zuschauerinnen und Zuschauern war die Revue ein Geschäft, von dem man sein Auskommen haben konnte.“

Bis 2017 leiten die beiden die Schau. Auf dem Höhepunkt mit 26.000 Zuschauern in einer Saison leiten sie den Generationswechsel ein, der 2020 abgeschlossen wird. Seitdem ist Leif Maibom sich treu geblieben – und arbeitet als Textverfasser und Revue-Schauspieler. Ab Januar steht er bei der Winter-Revue in Nykøbing Falster auf der Bühne, einige Texte muss er bis dahin noch schreiben.

Das Revue-Leben hat seinen Preis: „Seit ich nicht mehr Lehrer bin, fehlt mir die Zeit zum Lesen.“ Foto: Karin Riggelsen

Gibt es für ihn ein Leben, einen Leif außerhalb der Revue? Und wie geht er damit um, dass er für die meisten „Leif von der Revue“ ist?

„Damit kann ich sehr gut umgehen. Viele sagen auf der Straße zu mir ,hej Thorleif’, statt hej Leif. Leute, die ich überhaupt nicht kenne. Ich finde das süß und habe nichts dagegen.“ Thorleif ist eine von Leif Maiboms Charakteren, die er auf der Revue-Bühne zum Besten gegeben hat.

„Darauf bin ich schon auch stolz“

„Ich bin nun mal hier in der Stadt ein Synonym für die Revue. Das ist nun mal so. Und darauf bin ich schon auch stolz, dass wir so einen deutlichen Abdruck hinterlassen konnten. Wenn jemand sagt, wir würden uns aufreiben durch unsere Arbeit, kann ich nur sagen: Das haben wir selbst gewählt. Niemand hat uns dazu gezwungen.“

Die Revue hat sein ganzes Leben geprägt und definiert, sagt Maibom. „Es war immer die Revue, die an erster Stelle kam. Das Erste, woran ich am Morgen gedacht habe, und das Letzte, bevor ich eingeschlafen bin. Das war schon sehr umfassend. Als Lehrer hatte ich noch Zeit, täglich eine halbe Stunde am Nachmittag zu lesen. Das habe ich seitdem nicht mehr gemacht. Vielleicht jetzt bald wieder.“

Leif und Jonna Maibom Foto: Karin Riggelsen

Erholt haben sich die Maiboms nach abgeschlossener Revue-Saison im Urlaub, ob in Südeuropa, Lanzarote, auf Kreuzfahrt im Mittelmeer oder auf Gran Canaria. Auch Städteurlaube begeistern das Paar. „Wenn dieses Corona-Übel vorbei ist, können wir hoffentlich wieder loslegen.“ Bis dahin pendelt Maibom zwischen Sonderburg, den Revue-Proben in Kopenhagen und Nykøbing-Falster hin und her.

 

Nach zwölf Jahren auf Fünen und zehn in Vejle ist Sonderburg für ihn zur Heimat geworden. „Echte Eingeborene würden zwar auch nach dieser langen Zeit sagen, dass ich nicht wirklich ein Nordschleswiger bin, aber vielleicht bin ich einer auf Probe“, lacht Maibom. „Wir sehen aber keinen Grund, hier wegzuziehen. Unsere Freunde leben hier.“ Die drei Kinder von Maiboms Frau haben mittlerweile längst eigene Kinder und Enkel – drei Urenkel der Maiboms leben in Malmö.

Man weiß ja, dass man nicht mehr nochmal so viel Lebenszeit hat. Da fragt man sich schon: Was willst du mit der verbleibenden Lebenszeit anfangen?

Leif Maibom, Revue-Schauspieler

Wie geht er mit der Zahl 70 um? „Man weiß ja, dass man nicht mehr nochmal so viel Lebenszeit hat. Da fragt man sich schon: Was willst du mit der verbleibenden Lebenszeit anfangen? Wir können uns glücklich schätzen, dass ich die Arbeit, die ich mache, nicht machen müsste. Ich muss mich immer wieder fragen: Hast du wirklich Lust darauf? Die Winter-Revue war ein tolles Angebot, auch weil ich mit einigen zusammen sein kann, die ich sehr gut kenne und mit denen ich gearbeitet habe. Daher wollte ich es gerne ausprobieren. Aber ich kann jetzt auch schon sehen, dass der ganze Januar weg ist.“

Nicht Bob Dylan – aber „etwas mit Musik“

Würde er sein Leben noch einmal so leben? Gibt es unerfüllte Wünsche? „Es gibt nicht viel, was ich anders machen würde. Ich habe die Träume verfolgt, die ich hatte. Wie gesagt, Bob Dylan ist es nicht geworden, aber es wurde doch etwas mit Musik. Vermutlich werden deshalb so viele Lehrer. Weil man von dort aus weiterziehen und sich ausprobieren kann“, scherzt Maibom.

Die Rollen des Leif Maibom sind nahezu unerschöpflich … Foto: Karin Riggelsen
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