Kultur und Freizeit

Ringreitertradition in Gefahr: Krisensitzung in Höruphaff

Ringreitertradition in Gefahr: Krisensitzung in Höruphaff

Ringreitertradition in Gefahr: Krisensitzung in Höruphaff

Höruphaff/Høruphav
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Hat Ringreiten eine Zukunft? Foto: Karin Riggelsen

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Wie kann es gelingen, dem schwindenden Interesse am Ringreiten entgegenzuwirken? Diese Frage hat der Vorsitzende des Ringreitervereins Ulkebüll-Hörup auf die Tagesordnung einer Versammlung gesetzt, die sich an Kollegen der Ringreiterszene richtet.

Es ist eine Krisensitzung, zu der auch nordschleswigweit eingeladen werden könnte oder müsste, denn das abnehmende Interesse an der über 100 Jahre alten Ringreitertradition ist offenkundig ein Problem im gesamten Landesteil.

Am Mittwoch, 9. März, wird in Höruphaff die Zukunft des Ringreitens Thema sein.

Den Meinungsaustausch in der Cafeteria des Sportcenters, zugleich auch als Rettungsversuch gedacht, hat Bent  Christensen, Vorsitzender des 120 Jahre alten Ringreitervereins Ulkebüll-Hörup (Ulkebøl-Hørup) inititiert.

Er hat Vorstandskollegen umliegender Vereine des Alsener Einzugsgebiets sowie Ringreiter zu dem Treffen eingeladen, das um 19 Uhr beginnt.

„Es geht ganz einfach darum, was wir tun können, um die Ringreitertradition zu bewahren“, so Christensen.

Abwärtstrend

Einfach wird es letztendlich nicht, denn das Ringreiten hat seit Jahren mit vielen Faktoren zu kämpfen.

Aktive Ringreiter werden weniger, Vorstandsposten in Ringreitervereinen sind immer schwieriger zu besetzen, und das Interesse der Bevölkerung an Ringreiter- und Dorffesten nimmt ab. Negative Auswirkung hatte zudem die Corona-Krise.

Das Ringreiten hat als Volks- und Familienfest an Stellenwert verloren. Foto: Karin Riggelsen

„Wir müssen uns genau überlegen, wie wir die Negativspirale aufhalten können“, so die Direktive von Bent Christensen.

Man müsse neue Wege gehen und sich den Veränderungen in der Gesellschaft anpassen. Das fange mit dem Zeitfaktor an.

„Wir überlegen zum Beispiel, den Ringreiterumzug wegzulassen. Damit könnte das Ringreiten abgekürzt werden. So kann man auch Ringreiter zur Teilnahme bewegen, wenn sie abends etwas vorhaben“, so Christensen.

Verändertes Freizeitverhalten

Das Freizeitverhalten habe sich generell gewandelt, sowohl bei Ringreiterinnen und Ringreitern als auch bei Besuchern von Dorffesten. Diese Veränderungen müsse man mit ins Kalkül ziehen, meint Christensen.

Auch traditionelle Ringreiterumzüge sind nicht mehr so beliebt wie in der Vergangenheit. Foto: Karin Riggelsen

Zusammenlegungen, wie man es bei Sportvereinen wegen schrumpfender Mitgliederzahlen oft erlebt, strebe er nicht an, wie er sagt.

„Ich denke da eher an einen Schulterschluss. Man könnte sich beim Einkauf zusammentun und einander auch praktisch unterstützen, beispielsweise mit einer Helfergruppe. Auch beim Material könnte eine Kooperation hilfreich sein. Man denke nur daran, dass jeder Verein seine eigenen Galgen hat und anderes Equipment, das einmal im Jahr genutzt und dafür in Schuss gehalten wird“, so Christensen.

Es gehe nicht um den einzelnen Verein, sondern um die Ringreitertradition als Ganzes.

„Schon in vier, fünf Jahren könnte es damit vorbei sein“, so die Befürchtung des Ringreitervereinsvorsitzenden.

Lobbyarbeit in den Reitklubs

Ansetzen müsse man auch bei den aktiven Ringreitern. Wo früher jeder Hof Pferde und Reiter hatte und das Ringreiten zu den Jahreshöhepunkten zählte, nimmt die Zahl der Reiter immer mehr ab.

Es wäre daher wünschenswert, dass sich die Reitklubs für die Ringreitertradition starkmachen und so ihren Beitrag leisten, um die lange Tradition aufrechtzuerhalten.

Ringreiterpause mit Ross und Reiter Foto: Karin Riggelsen

An der Unterstützung seitens der Kommune Sonderburg (Sønderborg) und der Politik mangelt es nicht, ergänzt Bent Christensen.

„Wir sind da im Gegensatz zu anderen Kommunen gut gestellt. Jeder Verein bekommt einen Betriebszuschuss. Viele Politiker, darunter vor allem Kulturausschussvorsitzender Stephan Kleinschmidt (Schleswigsche Partei, red. Anm.), legen großen Wert auf die hiesige Ringreitertradition. Daran liegt es nicht. Wir sind es, die die Ringreitertradition retten müssen“, so die Vorgabe von Bent Christensen.

Langer Prozess

Er hofft, dass die Sitzung in Höruphaff eine Aufbruchstimmung erzeugen kann. Wunder könne man allerdings nicht erwarten.

Wir sind es, die die Ringreitertradition retten müssen.

Bent Christensen

Es wird ein langer und zäher Prozess, aus der Krise herauszukommen. Die Erwartungen an das kommende Ringreiten nach zweijähriger Corona-Zwangspause sind daher auch nicht sonderlich hoch.

„Wir müssen sicherlich von 25 Prozent weniger Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgehen“, schätzt Bent Christensen.

2019 waren noch 120 Reiter dabei.

„Der Rekord in der Vereinsgeschichte wurde 1992 mit 219 Reitern aufgestellt. Das weiß ich noch genau, denn in dem Jahr wurde Dänemark Fußball-Europameister“, erwähnt Bent Christensen mit einem Lachen.

Eine EM mit Dänemark als Teilnehmer steht beim Ulkebüll-Höruper Ringreiten in diesem Jahr nicht an. Vielleicht gelingt es aber trotzdem, eine angemessene Gäste- und Teilnehmerzahl zu erreichen. Bent Christensen und Vorstandskollegen wäre es mehr als recht.

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