Wohnungsbaupolitik

„Hartes“ Ghetto: Sonderburg beantragt weniger Abriss

„Hartes“ Ghetto: Sonderburg beantragt weniger Abriss

„Hartes“ Ghetto: Sonderburg beantragt weniger Abriss

Sonderburg/Sønderborg
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Die Wohngegend am Søstjernevej ist nun offiziell als „hartes“ Ghetto gelistet. Foto: Sara Wasmund

Die Sonderburger Wohngegend Nørager und Søstjernevej ist vom Ministerium für Wohnen als sogenanntes „hartes“ Ghetto klassifiziert worden. Die Kommune Sonderburg will nun eine Ausnahmeregelung erwirken, damit möglichst wenig Wohnungen abgerissen werden müssen.

13 besonders belastete Ghettos gibt es in ganz Dänemark, eines von ihnen liegt in Sonderburg. Diese neue Einordnung zu den sogenannten „harten“ Ghettos hat das Ministerium für Transport und Wohnen am Dienstag veröffentlicht.

Da die Sonderburger Wohngegend Nørager und Søstjernevej im fünften Jahr in Folge auf der nationalen Ghetto-Liste steht, bezeichnet das Ministerium den Bereich fortan als „hartes Ghetto“. Eine Klassifizierung, die der Kommune Sonderburg  drastische Maßnahmen abverlangt, unter anderem den Abriss von Gebäuden.

Ich bin nicht gerade froh darüber, dass das Wohngebiet nun auf der harten Ghettoliste gelandet ist. Denn dort gehört es meiner Meinung nach aufgrund der guten Entwicklung vor Ort nicht hin.

Erik Lauritzen, Bürgermeister

Die Gegenden, die als hartes Ghetto klassifiziert sind, umfassen die Adressen Nørager, Søstjernevej, Søgræsvej, Koralvej und Konkylievej.

„Ich bin nicht gerade froh darüber, dass das Wohngebiet nun auf der harten Ghettoliste gelandet ist. Denn dort gehört es meiner Meinung nach aufgrund der guten Entwicklung vor Ort nicht hin“, so Sonderburgs Bürgermeister Erik Lauritzen (Soz.). So sei die Anzahl von Arbeitslosen beispielsweise gefallen.

„Aber wenn es sich nun nicht mehr ändern lässt, bin ich erleichtert, dass wir jetzt wissen, woran wir sind. Jetzt wissen wir alle – und vor allem die Bewohner – wie die Sachlage ist, und alle können mit der Arbeit an einem Gesamtplan für die Gegend fortfahren“, so der Bürgermeister.

Antrag auf Ausnahmegenehmigung

Der Sonderburger Ökonomieausschuss hatte bereits auf seiner jüngsten Sitzung einen Gesamtplan für die Gegend verabschiedet. „Wir wollen einen Antrag stellen, damit wir nicht 60 Prozent der Wohnungen vor Ort abreißen müssen, so wie es das Gesetz vorsieht“, so Bürgermeister Erik Lauritzen. Konkret beantragt die Kommune, dass die Anzahl der Wohnungen nur um 180 reduziert wird. Das Gebiet umfasst aktuell 560 Wohneinheiten.

In der Wohngegend Nørager könnten 180 Wohnungen abgerissen werden. Foto: Karin Riggelsen

„Wir konnten die Zeichen an der Wand deuten, wir sind daher weit fortgeschritten in dem Prozess, eine Ausnahmeregelung zu beantragen“, so Lauritzen, kurz nachdem die Klassifizierung des Ministeriums am Dienstag vorlag.

„Die Kommune Sonderburg und der Wohnungsverein SAB sind sich über das Szenario für die übergeordnete Entwicklung des Wohngebietes einig. Das bedeutet, wir beantragen eine Ausnahme, sodass wir 60 Prozent der Sozialwohnungen in der Gegend bewahren können.“

Kriminalität unter dem Grenzwert

Der Hintergrund für diese Hoffnung auf eine Ausnahmegenehmigung: Leben in einem Ghetto weniger als 2.100 Bewohner und liegt die Anzahl strafrechtlich verurteilter Bewohner unter dem Grenzwert, kann eine Kommune einen entsprechenden Antrag stellen. Im Gebiet Nørager und Søstjernevej leben 1.300 Bürger, und die Kriminalität liegt unter dem Grenzwert.

Ein Wohnblock am Søstjernevej Foto: Sara Wasmund

Doch wie geht es nun konkret weiter? Die Vorsitzende der Wohngenossenschaft „Sønderborg Andelsboligforening“, Vivian Engelbredt, skizziert den Fahrplan.

„Abriss ist ein Element, und der Fokus liegt auf Nørager. Geplant sind für Nørager Reihenhäuser, da die Gegend ohnehin renoviert werden muss. Wir hoffen, dass wir bald einen Entwicklungsplan vorlegen können. Und wenn alles gutgeht, können wir mit dem Abriss und dem Neubau in ein paar Jahren beginnen. Es ist zu erwarten, dass dieser Prozess einige Jahre dauern wird“, so Vivian Engelbredt.

Möglicher Beginn der Umgestaltung 2023

Abriss, Renovierung und Neubau könnten im Jahr 2023 in die Tat umgesetzt werden. Die betroffenen Bewohner werden laufend informiert, verspricht die Wohngenossenschaft.

„Es ist uns sehr wichtig, die bestmögliche Lösung für die Bewohner zu finden. Viele von ihnen werden auf die ein oder andere Weise betroffen sein, wenn wir die Gegend verändern und ganz Nørager renovieren. Außerdem haben die Bewohner gute Ideen und Gedanken, wie die Gegend verbessert werden kann, und das wollen wir nutzen.“

Der Antrag auf eine Ausnahmeregelung muss dem Ministerium für Transport und Wohnen im März vorgelegt werden. Wird er genehmigt, müssen Kommune und SAB einen ausgearbeiteten Entwicklungsplan vorlegen.

Dieser Artikel ist um 12.50 Uhr ergänzt und aktualisiert worden.

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