Wahlen 2017
Der „Obama von Sonderburg“
Der „Obama von Sonderburg“
Der „Obama von Sonderburg“
Stephan Kleinschmidt visiert nach zwölf Jahren im Stadtrat den Posten des Bürgermeisters an. Seine Ideen zum Amt.
Im Spitzenkandidaten der Schleswigschen Partei (SP) Stephan Kleinschmidt sehen einige Wähler den „Obama von Sonderburg“. Was Barack Obama gelang, nämlich als erster nicht weißer Politiker Präsident der USA zu werden, wünschen sie dem SP-Mann, der erste deutsche Nordschleswiger zu sein, der die Bürgermeisterkette der Kommune Sonderburg erhält.
Der 40-Jährige meint, die Zeit sei nach zwölf Jahren im Stadtrat dafür reif. „Ich mache keine halben Sachen, wenn schon, denn schon“, erinnert er daran, dass in all den Jahren die SP als einzige Partei mit am Tisch der Macht gesessen hat, mit wechselnden Partnern. Und das heißt auch, sie hat alle Haushalte mitgetragen und so Verantwortung übernommen.
Zwölf Jahre waren die Lehrjahre
Die zwölf Jahre waren für ihn die Lehrzeit. Der Wahlkampf war bewusst nicht nur auf das Bürgermeisteramt zugeschnitten, „sondern darauf, mehr Mandate zu kriegen, um dann das Ergebnis so einzusetzen, dass am meisten für die SP herauskommt. „Die zwölf Jahre tragen markant die Handschrift der SP. Nun wollen wird den Weg zu Ende gehen. Das ist das Neue, das die anderen (Parteien) verunsichert. Die großen Parteien haben auf meine Bürgermeisterkandidatur mit Respekt reagiert, aber auch mit Verunsicherung. Es geht um Glaubwürdigkeit. So sehe ich den Rückenwind, den uns Jørgen Mads Clausen gegeben hat. Die SP ist die politisch stabile Kraft, die Konstante in Sonderburg“, nennt er Projekte wie EU-Kulturhauptstadt und Erhalt des Ewers-Packhauses, die die SP von Anfang an unterstützt hat, ohne zu wanken wie manch anderer Politiker.
Wer Bürgermeister ist, sollte seiner Meinung nach über Eigenschaften verfügen wie Kompromissfähigkeit, ganzheitliche Leitung, Weitsicht. „Es geht um die Fähigkeit zu kooperieren, ohne auf seine Interessen zu beharren, um die Fähigkeit, Kompromisse zu finden. Das hat mit Wischi-Waschi nichts zu tun. Bei drei Mandaten musst du kompromissbereit sein, das heißt, nicht Sachen halbherzig machen und sich treu bleiben. Viele meinen, ich bin nicht der passende Bürgermeister, ich muss 80 bis 100 Prozent der Wähler erreichen, aber wer schafft das? Wir machen Politik für alle und arbeiten zielgerichtet.“
Was ein Bürgermeister tun sollte
Sollte er Bürgermeister werden, würde er schon manches anders machen. „Ein Bürgermeister soll die Richtung vorgeben, den Weg aufzeigen, Menschen begeistern, den Weg mitzugehen. Und ein Bürgermeister ist kein Verwalter, dafür haben wir den Kommunaldirektor. Der Bürgermeister ist dafür da, die Kommune zu entwickeln. Er soll Ideen einbringen“, denkt er an seine Vorschläge, die im Land Widerhall gefunden haben wie EU-Kulturhauptstadt, Kinderhospiz, Asylcenter für unbegleitete Jugendliche im damals verwaisten Schloss Augustenburg (heute Sitz der Landwirtschaftsbehörde).
„Ich bin kein Technokrat oder Bürokrat. Ich will herausgefordert werden, ich habe den Mut, Dinge anders zu machen. Wir haben einen Nettorückgang an Einwohnern, fallende Kinderzahlen. Es gibt die Strategien für Niederlassung und Tourismus. Den Worten muss Handlung folgen. Wenn was getan wird, dann muss der Bürger miteinbezogen werden. Mit ihm müssen die Strategien aufgegriffen und mit Leben gefüllt werden“.
Die SP hat nicht nur „Großes“ bewegt, sondern auch im Kleinen gewirkt, mit Erfolg. Er nennt im sozialpolitischen Bereich die Schuldnerberatung für alle, die psychologische Hilfe für unter 25-Jährige und so etwas Profanes wie die Renovierung der Schultoiletten, für die in den kommenden Jahren jeweils eine Million Kronen im Haushalt eingeplant ist.
SP ist nicht nur Stephan Kleinschmidt
Er findet nicht, dass er den Mund zu voll nimmt: „Die SP ist ja nicht nur Stephan Kleinschmidt, sondern viel mehr. Ohne die anderen geht es nicht. Wir haben noch nie eine so starke, engagierte Mannschaft gehabt. Wir haben fünf Kandidaten unter 25 Jahre und fünf Frauen“, lobt er das SP-Team und seine Wahlhelfer.
Natürlich verrät er nicht die Taktik der Verhandlungen in der Wahlnacht, doch um nicht wie 2013 erneut ausgebootet zu werden, „haben wir uns mehr vorbereitet und verschiedene Szenarien angeschaut. Es geht auch darum, nicht ,kostbar‘ zu spielen, sondern darum, die Ergebnisse richtig zu lesen, zeitorientiert und intensiv zu verhandeln, um das Optimale herauszuholen.“
„Man muss abstrahieren können“
Seine Anwärterschaft auf das Bürgermeisteramt und der offensivere Wahlkampf der SP haben mehr Reaktionen bei Parteien und Bürgern ausgelöst, nicht immer positive. „Man muss abstrahieren können. Das ist Teil des Spiels. Es kommt darauf an, wie du mit Menschen umgehst. Du musst allen respektvoll begegnen. Ich will dem Menschen in die Augen sehen, mit ihm reden, statt den Leserbrief von ihm in der Presse zu beantworten.“
Als Vertreter einer kleinen Partei „habe ich immer gewusst, dass wir mehr tun müssen, damit unsere Leistung anerkannt wird. Das ist so. Du musst die Menschen begeistern, sie einbeziehen in die Entwicklung. Es wäre gut, wenn es regelmäßige Bürgertreffen zu bestimmten Themen gibt. Auch das ist Teil der Arbeit eines Bürgermeisters.“
Nimmt er auch da nicht den Mund zu voll? „Nein, mein Tag hat 24 Stunden, eine Woche sieben Tage, ein Monat vier Wochen und ein Jahr zwölf Monate. Ich bin bereit“, erklärt er.
Und wo bleibt bei dieser Auffassung seine Lebensgefährtin Kathrine? „ Sie kennt mich nicht anders. Wie die SP die Konstante für den Stadtrat ist, so ist Kathrine meine Konstante. Sie inspiriert mich, fordert mich heraus, entwickelt mich politisch weiter“, sagt er über seine Kathrine.