Nordschleswig

„Gut mit gemeinsamer Lösung bei zweisprachigen Ortsschildern“

„Gut mit gemeinsamer Lösung bei zweisprachigen Ortsschildern“

„Gut mit gemeinsamer Lösung bei zweisprachigen Ortsschildern

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Gitte Hougaard-Werner und Hinrich Jürgensen beim Interview mit Siegfried Matlok vor dem historischen Porträt des Dänenführers H. P. Hanssen im Apenrader Folkehjem. Foto: DK4

Der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen schlägt in einem Fernsehinterview auf DK4 eine gemeinsame Lösung für zweisprachige Ortsschilder in der Region vor.

Der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, hat in einem Interview mit dem Fernsehsender DK4 den Vorwurf zurückgewiesen, die deutsche Minderheit habe mit Wunsch und Forderung nach zweisprachigen Ortsschildern in Nordschleswig die Feststimmung bei den  dänischen „Genforenings“-Feiern gestört.  

Jürgensen verweist auf die Sprachen-Charta und die Rahmenkonvention des Europarates, die auch von Dänemark mit unterschrieben worden sind.

In den jeweils vierjährigen Berichten des Europarates tauchten die zweisprachigen Ortsschilder erstmalig 2004 als Vorschlag auf.

2007 wurde Hinrich Jürgensen Hauptvorsitzender.

„Und ich muss ehrlich sagen, dass ich froh bin, dass es damals kein Facebook gab, denn die Leserbriefe und Briefe, die ich privat erhielt, waren alles andere als angenehm. 2014 wurde das Thema erneut vom Europarat vorgelegt, und damals konnte ich feststellen, dass es nun viel mehr Personen auf dänischer Seite gab, die die Frage positiv bewerteten. Es hatte sich mit anderen Worten auch in der Mehrheitsbevölkerung etwas bewegt. Nun folgte ausgerechnet 2020 ein neuer Bericht, und wir hatten uns in der deutschen Minderheit praktisch darauf verständigt, diese Frage nicht in die Öffentlichkeit zu tragen, denn uns war ja klar, dass dies unter den Dänen große Gefühle hervorrufen würde. Der Bericht verweist aber darauf, dass Dänemark in diesem Punkt seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist, und dann beginnt der Ball zu rollen“, sagt Hinrich Jürgensen.

Und setzt fort: „Ich werde dazu interviewt, wobei ich just auf die dänischen Gefühle hinweise, aber man kann den Spieß auch umdrehen und fragen, warum nicht 100 Jahre nach der Grenzziehung anerkannt werden kann, dass es ein gemeinsames Kulturerbe in Nordschleswig gibt. Damit könnte man doch die Botschaft vermitteln, dass es hier im Grenzland immer zwei Kulturen gegeben hat. In ganz Europa – abgesehen von Lettland – gibt es heute auch zweisprachige Ortsschilder, wo Minderheiten leben. Selbst auf dem Balkan, wo noch vor wenigen Jahren schwere Konflikte ausgetragen wurden. Ich erinnere an den früheren Flensburger Oberbürgermeister Stell, der damals zweisprachige Ortsschilder errichtete und zwar mit der Begründung, er handele aus Respekt vor der dänischen Minderheit, und er wolle damit auch die dänischen Gäste in seiner Stadt willkommen heißen.“

Symbolpolitik? Für Hinrich Jürgensen wäre es „ein Symbol von Offenheit und Toleranz sowie Anerkennung und Respekt vor dem gemeinsamen Kulturerbe“. Warum also nicht in diesem Jahr, das Dänemark und Deutschland als kulturelles Freundschaftsjahr feiern, und in dem beide Regierungen gleichzeitig das Grenzland-Modell als immaterielles Weltkulturerbe vorgeschlagen haben, fragt der Hauptvorsitzende und kommt mit einem Vorschlag:  

„Es wäre gut, wenn es eine gemeinsame Lösung geben würde – zum Beispiel durch das gemeinsame Kulturerbe in der Region Sønderjylland-Schleswig. Warum sollten wir nicht dadurch unsere Region besser vermarkten?“  

Im Doppel-Interview zeigt die Vorsitzende von der kulturellen Dachorganisation der dänischen Minderheit, Gitte Hougaard-Werner, Eckernförde, zwar „Verständnis“ für die deutsche Minderheit, meint aber, dass diese Frage allein ein Anliegen zwischen dem dänischen Staat und der deutschen Minderheit ist. Die dänische Minderheit hat zweisprachige Ortsschilder nicht auf ihrer übergeordneten Tagesordnung, betont die SSF-Vorsitzende.

Das gesamte Doppel-Interview mit den beiden Minderheiten-Vorsitzenden in der Sendereihe „Dansk-tysk med Matlok“ gibt es hier:

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