Folkemøde

Wasserstoff soll in fünf Jahren über die Grenze fließen

Wasserstoff soll in fünf Jahren über die Grenze fließen

Wasserstoff soll in fünf Jahren über die Grenze fließen

Allinge
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Henrik Frandsen (rechts), Anne Lyck Smitshuysen, Pascal Hector und Jonas Herzberg Karpantschof auf dem Podium beim Folkemøde Foto: Walter Turnowsky

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Grüner Wasserstoff kann der neue Exportschlager nach Deutschland werden. Doch bevor es dazu kommen kann, muss ein gordischer Knoten durchschlagen werden. Das wurde bei einer Veranstaltung beim Folkemøde auf Bornholm deutlich.

Tonderns ehemaliger Bürgermeister Henrik Frandsen (Moderate) ist sich sicher: In fünf Jahren möchte er bei der Eröffnung der Wasserstoffleitung, die in seiner Heimatkommune über die Grenze führen soll, dabei sein.

„Wir müssen das schaffen“, sagte er im Rahmen eines Podiumsgesprächs beim Folkemøde auf Bornholm. 

Zuvor hatte der deutsche Botschafter in Dänemark, Pascal Hector, erklärt, warum die deutsch-dänische Wasserstoff-Zusammenarbeit sich geradezu aufdrängt. Die deutsche Industrie hat einen immensen Bedarf an grünem Wasserstoff, wenn sie klimafreundlich werden soll. Und Dänemark hat den Nordseewind, mit dem er produziert werden kann.

„Es ist eine reine Win-win-Situation“, sagte er. Er fand daher auch den Titel der Veranstaltung, „The Brint Brothers“ (die Wasserstoff-Brüder) ausgesprochen treffend. 

Entscheidung im kommenden Jahr

Doch bevor der klimafreundliche Wasserstoff nach Deutschland und die deutschen Euros in die Gegenrichtung fließen können, muss noch so einiges passieren. Denn so eine Pipeline baut sich weder von selbst, noch kann man sie im Sonderangebot im Baumarkt kaufen.

„Ich gehe davon aus, dass der Beschluss, die Investition auf dänischer Seite zu tätigen, im kommenden Jahr fallen wird“, so Frandsen, der Energie- und Klimasprecher seiner Partei ist. 

Pipeline zunächst nicht rentabel

Der deutsche Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne) und der dänische Klimaminister Lars Aagaard (Moderate) haben im März vergangenen Jahres eine Absprache zum Bau der Wasserstoffpipeline unterzeichnet. Doch nicht die beiden Staaten selbst, sondern private Unternehmen sollen die Leitung bauen und finanzieren. Doch hier entsteht bereits das erste Problem.

„Zunächst wird nur relativ wenig Wasserstoff durch das Rohr fließen, und es rentiert sich also noch nicht. Langfristig wird es jedoch eine Goldgrube“, sagte Frandsen. Daher müsse der Staat für die erste Zeit finanzielle Garantien stellen. 

Das Problem der Gleichzeitigkeit

Ein weiteres Problem ist, dass die Genehmigungsverfahren für Offshore-Windparks langwierig sind. Der deutsche Energieunternehmer RWE plant, den Park Thor in der Nordsee zu bauen. Wie Unternehmenssprecher Jonas Herzberg Karpantschof berichtete, habe man sich 2021 beworben. Die Anlage soll nach Plan 2027 in Betrieb genommen werden.

Das Publikum erfuhr mehr über die Möglichkeiten und Probleme beim Ausbau der Wasserstoff-Industrie Foto: Walter Turnowsky

Noch dazu muss mehreres gleichzeitig passieren, und es besteht das Risiko, dass alle aufeinander warten. Um die Offshore-Windkraft massiv auszubauen, müssen die Anlagen zur Wasserstoffproduktion bereitstehen, damit eine stetige Abnahme des Stroms auch bei starkem Wind gewährleistet ist. 

Deutschland hat immensen Bedarf

Die Wasserstoff-Anlagen benötigen die Pipeline, um das Gas zu transportieren. Und am anderen Ende der Pipeline braucht es wiederum die Abnehmenden. Langfristig sei Letzteres kein Problem, versicherte der deutsche Botschafter. „Deutschland kann mehr Strom abnehmen, als Dänemark produzieren kann“, so Hector. 

Bei einer anderen Veranstaltung beim Folkemøde machte der dänische Industrieverband, Dansk Industri (DI), Hoffnung, dass es auch kurzfristig gelingen kann, Kundschaft für Wasserstoff zu finden. Wie DI-Vizedirektor Troels Ranis berichtete, verhandle der dänische Energiehersteller Energinet aktuell mit dem deutschen Gasunternehmen Uniper. Energinet soll die Pipeline bauen.

„Kommt es zu einer Absprache, würde das allein 44 Prozent der Abnahme bedeuten, die notwendig ist, um die Investition zu tätigen“, sagte er. 

Innovation notwendig

Es bedarf auch technischer Innovationen, damit das Puzzle aufgeht. Derzeit ist der Preis des grünen Wasserstoffs nämlich nicht wettbewerbsfähig. Hier hatte die Gründerin des Unternehmens Dynelectro, Anne Lyck Smitshuysen, jedoch Positives zu berichten. Ihr Unternehmen habe Prozesse entwickelt, bei denen Strom deutlich effizienter als bisher in Wasserstoff umgewandelt werden kann.

„Ich schätze, dass der Preis dadurch auf die Hälfte gesenkt werden kann“, sagte sie.

Die Teilnehmenden in dem Podiumsgespräch waren sich darin einig, dass es eine enge Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft benötige, um die Hürden für den Ausbau aus dem Weg zu räumen. Würden alle am selben Strang ziehen, könne der schnelle Aufbau der Wasserstoff-Industrie jedoch gelingen.

„Als Grenzlandbewohner freue ich mich darauf, dass die deutsch-dänische Zusammenarbeit eine weitere so wichtige Dimension bekommen wird“, so Frandsen. 

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