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Uhrmacher und Goldschmied in der letzten Generation

Uhrmacher und Goldschmied in der letzten Generation

Uhrmacher und Goldschmied in der letzten Generation

Lügumkloster/Løgumkloster
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Hans Hørløck hat das Handwerk von seinem Vater gelernt. Foto: ket

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Ladenbesitzer Hans Hørløck repariert Uhren, verkauft Schmuck und pflegt einen persönlichen Umgang mit seiner Kundschaft – genauso wie sein Ururgroßvater. Anlässlich des 175-jährigen Jubiläums erzählt der Geschäftsinhaber von der Geschichte seines Betriebes, für den es keinen Nachfolger gibt.

Draußen dämmert es bereits. Es ist ein später Nachmittag Anfang Dezember in Lügumkloster. Die Marktstraße wird vereinzelt durch die Scheinwerfer vorbeifahrender Autos erhellt, sonst ist nicht viel los auf den Straßen.

Vor dem Schaufenster der Uhrmacherei und Goldschmiede Hørløck steht eine Frau und schaut sich den Schmuck in der Auslage an. Als sie den Laden betritt, kommt Hans Hørløck aus seiner Werkstatt im hinteren Teil des Geschäfts. Sie sei auf der Suche nach einem Geschenk für ein junges Mädchen.

In der Markedsgade 29 gibt ein großes Schmuckangebot für Jung und Alt. Foto: ket

Nach einer kurzen Beratung entscheidet sie sich für ein Paar Ohrringe. Hans Hørløck verpackt die kleine Schachtel als Geschenk und bindet eine goldene Schleife drum. Bar oder mit Karte fragt er seine Kundin. „Mit Karte, bitte. Heutzutage bezahlen wohl nicht mehr viele mit Bargeld, oder?“ Hørløck stimmt zu und reicht das Geschenk über den Tresen, der bereits seit 100 Jahren an dieser Stelle steht. 

Der Tresen und die braunen Regale sind seit 1900 fester Bestandteil des Ladens. Foto: ket

In den vergangenen Stunden hatte Uhrmacher und Goldschmied Hans Hørløck viel zu tun. „In der Vorweihnachtszeit ist immer besonders viel los“, verrät der Ladenbesitzer, der das Geschäft vor 30 Jahren von seinem Vater übernommen hat. Der Betrieb in Lügumkloster ist bereits in der fünften Generation im Familienbesitz und feiert in diesem Jahr sein 175. Jubiläum. Dass Hans Hørløck denselben Beruf ausübt, wie sein Vater „hat sich so ergeben. Es ist eine Tradition“, berichte der fast 60-Jährige.

Im Schaufenster gibt es eine kleine Ausstellung über die Geschichte des Ladens, den es seit 1847 gibt. Foto: ket

Eine sechste Generation, die das Geschäft eines Tages übernehmen kann, wird es allerdings nicht geben. „Ich bin nicht verheiratet und habe keine Kinder“, erzählt der Ladenbesitzer. Manchmal helfe sein Neffe Martin im Laden aus, doch der ist Musiker und habe kein Interesse daran, das Geschäft zu übernehmen und das sei in Ordnung.

Wenn ich etwas repariere, ist mein Bestreben, es so gut zu machen, als wäre es für mich selbst.

Hans Hørløck, Geschäftsinhaber in fünfter Generation

Früher hatte Hans Hørlock Angestellte, doch mittlerweile macht er lieber alles selbst. „Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Kundschaft. Wenn ich etwas repariere, ist mein Bestreben es so gut zu machen, als wäre es für mich selbst.“ Er pflegt einen persönlichen Umgang mit seinen Kundinnen und Kunden und nimmt sich Zeit für sie und ihre Beratung. „Das habe ich von meinem Vater gelernt. Ich will ja auch gerne etwas verkaufen.“

Dass immer mehr Menschen im Internet kaufen, sei auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen, allerdings gibt es in seinem Laden eine besondere Atmosphäre und persönlichen Kontakt, den es beim Onlineshopping nicht gibt, findet Hørløck. „Hier ist es noch so wie früher.“

Der Koffer stammt aus dem Jahr 1870. Foto: ket

Im Geschäft stehen alte Werkzeuge von seinem Ururgroßvater. Im Schaufenster hat der Inhaber Familienstücke ausgestellt, die von der 175 Jahre alten Geschichte des Ladens erzählen. Unübersehbar steht im Fenster ein alter Koffer. „Den abschließbaren Koffer hat mein Ururgroßvater auf Reisen mitgenommen, um Uhren zu erwerben, die er dann im Laden verkauft hat“, so Hans Hørløck.

Wie lange der fast 60-Jährige noch hinter dem Tresen steht oder an der Werkbank sitzt, weiß er noch nicht. Aber eins steht fest: „Rente gibt es für mich nicht, ich werde arbeiten, bis es nicht mehr geht. So war es immer bei uns.“

Mittlerweile ist es dunkel geworden in Lügumkloster, doch die Schaufenster der Uhrmacherei und Goldschmiede Hørløck sind hell erleuchtet. Bis die nächste Kundin oder der nächste Kunde kommt, geht Hans Hørløck zurück in seine Werkstatt und arbeitet auf demselben Platz wie sein Ururgroßvater.

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